- Die riesigen Garratts waren und sind im Dampfbetrieb Südafrikas nicht wegzudenken. Ursprünglich von dem Engländer Herbert W. Garratt entwickelt und später von der Firma Beyer Peacock zu höchster technischer Perfektion geführt, eigneten sich diese schwersten Schmalspurlokomotiven der Welt hervorragend für den Dienst auf den Strecken im südlichen Afrika. Hier eine Garratt der Klasse GMAM (Achsfolge 2D1 + 1D2) der South African Railways (SAR) vor dem Personenzug Mosselbaai - Johannesburg am Lootsberg-Paß.
- Die herrlichen Kondens-Maschinen der Klasse 25 (Achsfolge 2D2) waren eine der letzten Dampfkonstruktionen der SAR. Der Abdampf dieser Loks wird wieder in den Tender geleitet und zu Wasser aufbereitet. Damit ist dieser Typ besonders für den Einsatz in wasserarmen Gebieten geeignet: Ein Personenzug zwischen Bethlehem und Bloemfontein mit einer Lok der Klasse 25NC.
Der Schienenverkehr in Südafrika spielt eine große Rolle in der Entwicklung Südafrikas. Heute ist vor allem der Güterverkehr von Bedeutung. Das Ministerium für Öffentliche Unternehmen (Department of Public Enterprises) und das Ministerium für Transport (Department of Transport) tragen für den Schienenverkehr die staatliche Verantwortung.
Die erste Bahnstrecke Südafrikas war die am 26. Juni 1860 eröffnete normalspurige rund drei Kilometer lange Strecke Durban–Point der Natal Railway.
1862 wurde die Strecke Kapstadt–Eersterivier durch die Cape Town Railway and Dock Company fertiggestellt. Zusammen mit dem 1865 eröffneten Abschnitt nach Wellington war die Strecke 72 Kilometer lang. Die erste Lok auf der Strecke steht noch heute als Denkmal im Kapstadter Bahnhof. 1864 folgte die Strecke Kapstadt–Wynberg der Wynberg Railway Company.
Im Jahre 1880 wurde der erste Abschnitt der Natal Main Line von Durban nach Pietermaritzburg eröffnet. Die Strecke war in Kapspur angelegt, die normalspurige Natal Railway in Durban wurde bereits 1877 von den Natal Government Railways übernommen und auf Kapspur umgespurt.
ug mit Dampflokomotive auf der Rand-Tram-Strecke vor dem überdachten Bahnsteig des Bahnhofs Johannesburg Park
Die erste Bahnstrecke in der damaligen Transvaal-Republik führte von Johannesburg nach Boksburg zu den dortigen Kohlebergwerken. Sie wurde 1890 durch die Nederlandsch-Zuid-Afrikaansche Spoorweg Maatschappij (NZASM) eröffnet und wurde als Rand Tram (deutsch etwa: „Straßenbahn des Witwatersrand-Gebiets“) bezeichnet, obwohl es sich um eine Eisenbahnstrecke handelte, die allerdings einen anfänglich einen sehr leichten Oberbau hatte. Im selben Jahr wurde die Strecke in beide Richtungen nach Krugersdorp und Springs verlängert.
1892 wurden die Industriegebiete Transvaals über Bloemfontein an die Häfen Kapstadt, Port Elizabeth und East London angeschlossen.
1894 eröffnete die NZASM die Bahnstrecke Pretoria–Lourenço Marques, die Pretoria mit dem heutigen Maputo verbindet. Diese Streckenführung war um 1880 bereits konkret erwogen worden, da sie wegen relativ kurzer Distanz zum Indischen Ozean und der günstigen Zollpolitik Portugals geringere Güterkosten verhieß. Eine Anleihe in Höhe von einer halben Million Pfund am Kapitalmarkt Amsterdam scheiterte in den 1880er Jahren. Ein schweres Hindernis bei den Streckenplanungen bildeten die steilen Berghänge und die tiefen Taleinschnitte auf der Seite Transvaals unweit von Komatipoort im Bereich des Crocodile River. Diese Geländeeigenschaften hatten einst auch den Bau einer leistungsfähigen Straße verzögert. Nachdem die Bahnstrecke durchgängig befahrbar war, bildete sie über viele Jahrzehnte hinweg eine der wichtigsten Transportrouten für Güter aus dem nördlichen Raum Südafrikas, die ans Meer gebracht werden mussten. Kohle, Stahl und Zucker gelangten an die Häfen nach Maputo und auf diese Weise zu Kraftwerken und anderen Verbrauchern an der Küste Südafrikas. Im Zuge einer auf wirtschaftliche Unabhängigkeit abzielenden Regierungspolitik, den Bothanomics von Pieter Willem Botha und der veränderten politischen Lage im südlichen Afrika, besonders in Mosambik, begann Südafrika mit dem Bau einer neuen Eisenbahnstrecke über Swasiland zum Güterhafen Richards Bay im östlichen Natal, der dadurch weiter an Bedeutung gewann. In der Folge konnten Frachtgüter aus den östlichen Transvaalgebieten auf politisch sicherem Territorium zu einem eigenen nahen Seehafen geliefert werden. In diesem Zusammenhang versuchte Pretoria, den Einfluss der SADCC von dem kleinen Nachbarland abzudrängen.
1898 wurde eine Strecke von Kimberley über das damalige Mafeking zu den damaligen Kolonien Betschuanaland, Südrhodesien und Nordrhodesien errichtet (heute: Botswana, Simbabwe und Sambia). Im selben Jahr wurde die Provinz Natal durch eine Strecke nach Transvaal an das südafrikanische Netz angeschlossen. Damit war ein landesweites Netz entstanden. Die Pläne dazu gingen auf Cecil Rhodes zurück, der ein Schienennetz „von Kapstadt bis Kairo“ angestrebt hatte.
Johannesburg Park Station, Westkopf (1991)
Nach dem Zweiten Burenkrieg wurde die NZASM zur Central South African Railways (CSAR). Nachdem sich 1910 die vier Provinzen Kapprovinz, Oranje-Freistaat, Transvaal und Natal zur Südafrikanischen Union zusammengeschlossen hatten, wurden 1916 die CSAR, die Cape Government Railways und die Natal Government Railways zur South African Railways & Harbours (SAR&H) verschmolzen.