Das Eisenbahn-Zeitalter der Schweiz begann - inoffiziell - am 15. Juni 1844, als gewissermaßen durch die Hintertür auf der etwa 1,7 km langen Strecke von der französischen Grenze bei St. Louis der erste Dampfzug zum Bahnhof in Basel fuhr.
Innerhalb der Schweiz war dann die erste Strecke die der Nordbahn zwischen Zürich und Baden; sie wurde als die "Spanisch Brötli Bahn" bekannt, weil dieses bei Zürcher Bürgern beliebte Gebäck mit dem ersten Morgenzug rechtzeitig ankam, um neben der dampfenden Kaffeekanne auf dem Teller zu liegen.
Die Bahn wurde am 7. August 1847 eröffnet, zwei Tage später begann der planmäßige Betrieb.
Erst am 19. Dezember 1854 wurde die nächste Teilstrecke eröffnet, das 15 km lange Stück von Basel nach Liestal.
Langsam wuchs das Bahnnetz, aber es waren ausschließlich private Gesellschaften, die planten und bauten, so daß es zu teilweise recht üblen Spekulationen kam.
Durch eine Volksabstimmung am 20. Februar 1898 sprachen sich die Schweizer klar für ein staatliches Eisenbahn-System aus, das in der Folge auch durchgeführt wurde.
So ging am 1. Januar 1902 die Betriebsführung der Centralbahn, der Nordostbahn und der Wohlen-Bremgarten-Bahn auf die neu entstandenen Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) über.
Es folgten am 1. Juli 1902 die Vereinigten Schweizerbahnen und die Toggenburgerbahn sowie am 1. Mai 1903 die bedeutende Jura-Simplon-Bahn.
Die wichtige, unter finanzieller Beteiligung von Italien und dem Deutschen Reich nach fast zehnjähriger Bauzeit eröffnete Gotthard-Bahn (der durchgehende Verkehr zwischen Zürich und Chiasso wurde ab 1. Juni 1882 aufgenommen, der 15 km lange Tunnel zwischen Göschenen und Airolowar am 1. Januar 1882 eröffnet worden), wurde erst 1909 übernommen.
Frühzeitig begann in der Schweiz die Elektrifizierung vorhandener Strecken, andere wichtige Bahnen, wie die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS), entstanden bereits als elektrische Vollbahnen.
Besonders nach dem Ersten Weltkrieg ging die Elektrifizierung von SBB und den Privatbahnen weiter, sie war praktisch 1960 völlig angeschlossen.
Entsprechend früh endete auch der regelmäßige Dampfverkehr in der Schweiz, es gibt heute nur eine einzige Bahn, die noch teilweise mit Dampf betrieben wird: Die Brienz-Rothorn-Bahn (BRB) - sie ist eine Zahnradbahn von ausschließlich lokaler Bedeutung und hat eine Spurweite von 800 mm.
Bis zur Etablierung der Schweizerischen Lokomotiv und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur im Jahr 1871 mußten alle Lokomotiven aus dem Ausland bezogen werden, sie kamen zu einem nicht unbedeutenden Teil aus Deutschland, darunter auch die BB und CC-Mallet Lokomotiven für die Gotthardbahn, die Maffei in München lieferte.
Mit der Gründung der SBB wurde auch ein einheitliches Typenprogramm verlangt und verwirklicht. Höhepunkt dieser Entwicklung war die Vierzylinder-Heißdampf-Verbundlokomotive Reihe C 5/6, Achsfolge 1E, die im Güterzugdienst am Gotthard eingesetzt war und in 30 Exemplaren von 1913 bis 1917 gebaut wurde. Sie war mit Ausnahme einer noch 1915 entwickelten vierachsigen Rangierlok der letzte für die SBB bestimmte Dampftyp.
Aber natürlich dampft es auch heute noch in der Schweiz: Die SBB führen etliche Museumslinien mit Dampfzügen; auch auf der meterspurigen Rhätischen Bahn (RhB) sind in den Sommermonaten immer wieder Dampfzüge als Attraktion eingesetzt.