Kanada
Die Canadian National Railway (CN), auch als Canadian National Railways (1918–1960) bzw. Canadian National/Canadien National (CN) (seit 1960) bezeichnet, ist eine der zwei kanadischen Class 1-Eisenbahngesellschaften (neben der Canadian Pacific Railway). Das Unternehmen ist im Eigentum der an der Toronto Stock Exchange im Finanzindex S&P/TSX 60 gelisteten, börsennotierten Canadian National Railway Company. Das Unternehmen ist sowohl nach Größe des Streckennetzes (etwa 32.180 Kilometer) als auch nach Umsatz die größte kanadische Bahngesellschaft und betreibt als einzige kanadische Gesellschaft ein Netz von Nova Scotia bis nach British Columbia. Durch ihr Tochterunternehmen in den USA, die Grand Trunk Corporation, besitzt sie dort ein Streckennetz, das entlang des Mississippi River von den Großen Seen bis zum Golf von Mexiko reicht. Sitz des Unternehmens ist Montreal.
Die Regierung Kanadas gründete die Canadian National Railways (CNR) am 20. Dezember 1918. Sie wollte damit Befürchtungen zuvorkommen, dass durch den Konkurs mehrerer Eisenbahngesellschaften die Transportverbindungen in Kanada zusammenbrechen würden.
Am 20. September 1918 hatte die Regierung bereits die Mehrheit an der bankrotten Canadian Northern Railway erworben und ein neues Management eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte die Gesellschaft bereits die Canadian Government Railways (CGR), ein System bestehend aus der Intercolonial Railway, der National Transcontinental Railway, der Prince Edward Island Railway sowie weiteren ehemaligen Gesellschaften. Die Regierung hoffte damit den Betrieb der verschiedenen Bahnen zu vereinfachen.
Am 12. Juli 1920 übernahm sie die Grand Trunk Pacific Railway, da sich deren Muttergesellschaft Grand Trunk Railway nicht in der Lage sah, die Strecke wirtschaftlich zu betreiben. Schließlich wurde die bankrotte Grand Trunk Railroad am 21. Mai 1920 unter staatliche Kontrolle gestellt. Da das Management sowie die Aktienbesitzer sich einer Verstaatlichung verweigerten, konnte die Fusion erst am 30. Januar 1923 vollzogen werden. In den Folgejahren kamen noch einige kleinere Eisenbahnen (wie z. B. 1923 die Montreal and Southern Counties Railway) hinzu, teils aufgrund deren Bankrotts oder wegen politischer Notwendigkeiten. Das grundlegende Netz der Canadian National existierte jedoch zu diesem Zeitpunkt schon.
In der Folgezeit kam es wiederholt zu Kritik an der Unterstützung der CNR als Crown Corporation durch die kanadische Regierung. Insbesondere das Konkurrenzunternehmen Canadian Pacific Railway beklagte, dass sie mit ihren Steuern den Wettbewerber unterstützte. Die CPR erhielt jedoch in Form von Land- und Schürfrechten staatliche Unterstützung. Ebenso besaß sie in den Anfangsjahren eine Monopolstellung in bestimmten Gegenden Kanadas. Im Gegensatz zur Canadian Pacific erschloss die Canadian National die abgelegenen und unentwickelten Regionen von Westkanada, Nordontario und Québec sowie die wirtschaftlich schwachen Maritimes.
Die Regierung von Kanada nutzte die Gesellschaft für ihre weitere Politik. So erhielt die Gesellschaft die Kontrolle über die Fähren im Atlantik und über den Betrieb der schmalspurigen Newfoundland Railway. Ebenso übte sie die Kontrolle über den gemeinsamen Betrieb der Northern Alberta Railway mit der CPR aus. Um den Zugreisenden während der gesamten Fahrt den Radioempfang zu ermöglichen gründete die Regierung 1932 die Canadian Radio Broadcasting Commission. Diese wandelte sie 1936 als Canadian Broadcasting Corporation in eine eigenständige Crown Corporation um.
1980 erwarb die CNR die Detroit, Toledo and Ironton Railroad (DT&I) und 1981 die Detroit and Toledo Shore Line Railroad, die sie der Grand Trunk Corporation unterstellte. Teile der DT&I verkaufte sie später weiter, sie sind heute Teil der Indiana & Ohio Railway. 1995 kaufte RailAmerica die Central Vermont Railway und betreibt sie heute unter dem Namen New England Central Railroad.