Die erste Eisenbahn in Frankreich war, wie die meisten frühen Bahnen, für gemischten Betrieb eingerichtet: Die Strecke zwischen St. Etienne und Andrezieux hatte eine Länge von 21 km und wurde ab 1830, ebenso wie die 1832 entstandene Bahn St. Etienne - Lyon und die Strecke zwischen Andrezieux und Roanne nicht nur mit Pferden, sondern mit von Marc Seguin gebauten Lokomotiven betrieben. Das waren aber reine Kohlebahnen von den Zechen zur nächsten Wasserstraße.
Die erste öffentliche Bahn war die am 26. August 1837 in Betrieb genommene 19 km lange Linie von Paris nach St. Germein.
Im Jahr 1852 bestanden bereits 27 Gesellschaften, die sich (auf sanften Druck des Staates) zu sechs großen vereinigten:
- Nordbahn
- Ostbahn
- Paris-LyonMittelmeer-Bahn (PLM)
- Paris-Orleans-Bahn (PO)
- Südbahn (Midi)
- Westbahn
Der Staat schuf im Nordwesten Frankreichs ein eigenes kleines Netz (Etat), indem er eine Anzahl defizitärer und notleidender Linien aufkaufte und vereinigte; 1909 gliederte man auch die Westbahn (Ouest) in dieses Netz ein.
Nach dem Kriegsende 1918 wurde vom Staat das deutsche Netz in Elsaß-Lothringen als Alsace-Lorraine (AL) übernommen, am 1. Januar 1934 schlossen sich die Paris-Orleans-Bahn und die Südbahn zur "PO-Midi" zusammen. Schließlich wurde am 1. September 1937 die heutige französische Staatsbahn (SNCF) gegründet, die alle verbliebenen großen Gesellschaften einschließlich der bereits vorhandenen Staatsbahnen miteinander vereinigte.
Auch in den Kolonien, vornehmlich in Algerien, waren zum Teil ausgedehnte Netze entstanden, die allerdings nach dem Verlust der Kolonien bei den neugegründeten Staaten verblieben und natürlich von diesen weiter betrieben und ausgebaut wurden.
Der Lokomotivbau in Frankreich bewegte sich zunächst in konventionellen Bahnen, aber dann gingen von französischen oder in Frankreich tätigen Konstrukteuren wichtige Impulse aus, die für die Entwicklung der Dampflokomotive von entscheidender Bedeutung waren. Der Schweizer Mallet ließ die erste Verbundlokomotive der Welt für die meterspurige Linie Bayonne - Biarritz im Jahr 1876 bauen: Auf der Weltausstellung in Paris 1889 dampften die ersten von ihm entwickelten Mallet-Lokomotiven (das rückwärtige Triebgestell mit den Hochdruckzylindern fest im Rahmen gelagert, das vordere Triebgestell mit den Niederdruckzylindern als Drehgestell ausgebildet) über die 600-mm-spurigen Ausstellungsgleise der auf Feldbahnen spezialisierten Firma Decauville.
Außerdem waren auf dieser Ausstellung die ersten Vierzylinder-Verbundlokomotiven nach Bauart de Glehn zu bewundern; die Hochdruckzylinder wirkten wegen des besseren Masseausgleichs auf die zweite, die innen liegenden Niederdruckzylinder auf die erste Treibachse.
Schließlich wirkte in Frankreich noch jener Konstrukteur, dessen Lokomotiven wohl als die gelungensten der Welt betrachtet werden dürfen: Andre Chapelon. Er vermochte durch gezielte Umbauten den Wirkungsgrad und die Leistung von Dampflokomotiven auf geradezu sensationelle Weise zu steigern.
Um die während des Zweiten Weltkrieges zerstörten Lokomotiven zu ersetzen, wurden in den USA und Kanada 1.340 Einheitslokomotiven vom Typ 141 R (1D1) gebaut und nach Frankreich gebracht. Diese robusten Maschinen waren die letzten, die noch im planmäßigen Dampfbetrieb standen.
Von den bedeutenden Nachkriegskonstruktionen bzw. -umbauten, die nur noch in relativ kleinen Stückzahlen erfolgten (manche blieben sogar Einzelexemplare), wären noch die 241 P (2D1), die 232 U (2C2), die 242 A (2D2, Umbau aus 2D1) und die 160 A (1F-Güterzugmaschine, Umbau aus 1E) zu nennen.
Aber der Strukturwandel verdrängte auch diese Lokomotiven frühzeitig von den Schienen; ein kleiner Trost mag sein, daß die wichtigsten Typen der Dampfloks (die älteste ist Baujahr 1841) in dem bewundernswert ausgestalteten Eisenbahnmuseum von Mülhausen im Elsaß aufgestellt wurden und somit der Nachwelt erhalten geblieben sind.