Brasilien

Grundsteinlegung für die erste Eisenbahnstrecke der E. F. Mauá, im Jahre 1852 durch Kaiser Dom Pedro II und anderen Persönlichkeiten
Passagiere mit einem Zug im Jahre 1911 auf dem Bahnhof von Lavras (Minas Gerais)
Kohlenzug zum Atlantikhafen Imbituba

Das Eisenbahnnetz in Brasilien umfasste in seiner längsten Ausdehnung 30.374 Kilometer. Der Bau der Strecken fand in verschiedenen Perioden statt, ein Grund dafür, dass eine Vereinheitlichung der Spurweite nicht stattfand. So gibt es auch heute Spurweiten von 600 mm, 760 mm, 1000 mm, 1435 mm und 1600 mm und damit Probleme, Bahnverkehr effektiv zu gestalten.

Die Geschichte der brasilianischen Eisenbahn geht auf das Jahr 1854 zurück. In diesem Jahr wurde die erste Eisenbahnstrecke mit einer Spurweite von 1676 mm vom Hafen von Mauá, in der damaligen Provinz von Rio de Janeiro an der Guanabara-Bucht gelegen, nach Fragoso im brasilianischen Hinterland fertiggestellt. Auf diesen ersten, 14 Kilometern fuhr damals die Dampflokomotive Baroneza. 1856 wurde diese Strecke nach Raiz da Serra verlängert und 30 Jahre später, unter der Bahngesellschaft Estrada de Ferro Leopoldina, folgte die Verlängerung ins Gebirge bis nach Petrópolis. Praktisch gleichzeitig wurden in Brasilien zahlreiche Bahnstrecken von regionalen Bahngesellschaften in Betrieb genommen.

Die Gründung einer übergeordneten, staatlichen Eisenbahngesellschaft geht auf das Jahr 1957 zurück. Aus 18 (später 19) regionalen Einzelunternehmen wurde am 16. März 1957 auf der Grundlage des Dekrets No. 3277 die staatliche Eisenbahngesellschaft Rede Ferroviária Federal (RFFSA) gegründet. 1996 wurde sie privatisiert. Das RFFSA-Streckennetz enthielt reguläre Linien im Personen- und Güterverkehr. Das Unternehmen RFFSA wurde 2004 endgültig aufgelöst. Mit der Auflösung der RFFSA wurde das Streckennetz regionalisiert und für den privaten Betrieb an Firmen lizenziert.

Das brasilianische Eisenbahnstreckennetz ist im Verhältnis zur Größe des Landes sehr klein, oft eingleisig geführt und allgemein in einem schlechten Zustand. Passagierverkehr findet kaum noch statt. Der Güterverkehr dagegen nimmt zurzeit wegen der Überlastung der Straßen in einigen Bereichen wieder zu; insbesondere sind die großen Bergbaugesellschaften auf den Eisenbahnverkehr angewiesen.

In Brasilien ist bis auf wenige unbedeutende Nebenstrecken der Dampfbetrieb eingestellt worden. Nur auf der "Estrada de Ferro Dona Teresa Cristina" verkehren auch weiterhin die mächtigen 1E2-Maschinen, die auf der Meterspur Kohle von den Bergwerken im Binnenland zum Atlantikhafen Imbituba transportieren. Daneben fahren hier noch einige 1E1, die von der General Belgrano Bahn in den Bergen Argentiniens übernommen wurden.

Tausende von Kilometern weiter im Norden des Kontinents werden heute noch Sonderzüge mit Dampftraktion für Eisenbahnliebhaber eingesetzt.