Die erste öffentliche Dampfeisenbahn und zugleich die erste Staatseisenbahn Europas wurde in Belgien eröffnet, und zwar die Strecke von Mecheln nach Brüssel als Teilstrecke eines Netzes, das Brüssel mit Antwerpen und Ostende verbinden sollte. Eröffnungstag war der 5. Mai 1835.
Am 15. Oktober 1843 hatte das Streckennetz bereits eine Ausdehnung von 900 km (an diesem Tag wurde die Linie zwischen Verviers und Herbesthal an der preußischen Grenze in Betrieb genommen).
Schon 1890 besaß Belgien das dichteste Eisenbahnnetz der Welt, und so ist es bis heute trotz einiger Streckenstillegungen geblieben. Seit 26. Juli 1926 ist der gesamte Schienenverkehr verstaatlicht und wird von der Société Nationale des Chemins de Fer Belges (SNCB) betrieben.
Im vorigen Jahrhundert war es A. Belpaire, der einerseits den belgischen Dampflokomotiven ein unverkennbares Aussehen gab - viele von ihnen hatten im Querschnitt viereckige Schornsteine, wie es auf zahlreichen Gemälden von Delvaux zu sehen ist -, andererseits entwickelte er die nach ihm benannte Belpaire Feuerbüchse, die für zahlreiche Lokomotivkonstruktionen in aller Welt angewendet wurde.
Nach 1900 war der bedeutendste belgische Konstrukteur Flamme, der mit der Reihe 1 der SNCB die schwerste 2C1-Lok Europas mit einem Achsdruck von 24 Mp auf die Schienen stellte.
Nach 1945 sind noch 414 Dampfloks in Dienst gestellt worden, aber keine davon war eine belgische Konstruktion. Es waren 14 Maschinen der deutschen Reihe 50, weitere 100 Exemplare der Reihe 52 (die Kriegslok wurde bekanntlich von allen Lokomotivfabriken Europas unter deutscher Herrschaft gebaut) und schließlich 300 Exemplare der bei der SNCB als Reihe 29 bezeichneten 1D-Kriegslok amerikanischer und kanadischer Herkunft, die bis zum Ende der Dampflokzeit in Belgien Dienst taten. Sie besorgten den größten Teil des Verkehrs zwischen Lüttich und Herbesthal ehe die Strecke elektrifiziert wurde.