Mit der 1711 von Newcomen entwickelten Dampfmaschine und der damit verbundenen "industriellen Revolution" konnte man im Bergbau in neue Dimensionen vorstoßen. Dank der Dampfekraft konnten die Bergleute immer schneller in immer tiefere Bereiche der Erde vordringen. Aber erst mit Watts Niederdruckdampfmaschine kam die entscheidende Wende. Bei weitem übertraf nun die Leistungsfähigkeit der Dampfmaschine alle bis dahin üblichen Antriebsquellen.
Schon 1787 wurden Dampfmaschinen in der Baumwollspinnerei eingesetzt. Es lag nahe, die Kraft der Dampfmaschine auch zur Beförderung von Menschen und Material zu nutzen. Bis dato zogen oder schoben Pferde oder Arbeiter die Grubenwagen der Bergwerksbahnen. Auch auf den ersten Überlandstrecken, die der Beförderung der Kohle von den Zechen zu den Häfen dienten, wurden noch Zugtiere eingesetzt.
Bereits 1770, 1781 und 1797 waren von Cugnot, Murdock und Trevithick Straßendampfwagen gebaut worden, die jedoch mehr als Versuchsmodelle anzusehen sind, weil sie sich für den praktischen Gebrauch nicht eigneten. Erst dem Engländer Trevithick gelang es zwischen 1801 und 1803, den ersten maschinentechnisch brauchbaren Dampfwagen zu bauen, der sich aber auf den schlechten Straßen nicht bewährte. Es lag daher nahe, die entwickelte Fahrzeugmaschine auf Schienen zu setzen, was Trevithick auch umgehend machte. Als Werkbahn einer Eisenhütte in Südwales versah die Lokomotive rund fünf Monate lang ihren Dienst. Sie mußte jedoch stillgesetzt werden, weil die gußeisernen Schienen der Zehntonnenlast der Lokomotive und den 43 Tonnen Gesamtgewicht des Zuges nicht gewachsen waren. Nur wenige Jahre danach stampften und dampften schon zwei weitere "Lokomotiv-Maschinen".
Im Jahre 1815 trat dann George Stephenson erstmals in Erscheinung. Der Maschinenmeister einer Kohlengrube zu Killingworth baute seine erste Lokomotive. Aber auch ihm glückte der große Wurf nicht auf Anhieb. Doch Dank seiner Fähigkeiten und seiner Zähigkeit entwickelte er innerhalb der nächsten 15 Jahre - trotz vieler Rückschläge - eine leistungsfähige und zuverlässige Maschine. Mit seiner "Rocket", die 1830 von Liverpool nach Manchester schnaufte, gelang es seinem begabten Sohn und ihm, eine Maschine zu entwickeln, die schon bald der Eisenbahn einen Siegeszug ohnegleichen über den gesamten Erdball eröffnete.
Langsam und bedächtig beginnt nun die Ausweitung dieses neuen Verkehrsmittels. Private Geldgeber setzen ungeheure Summen in die Zukunft der eisernen Kolosse, Gesellschaften schießen wie Pilze aus der Erde, reiben sich mit örtlichen Interessengruppen und den politischen Organen. Erbitterte Kämpfe werden um Trassen und Lizenzen ausgetragen. Es ist ein Boom, der in der Geschichte nicht viele Vergleiche hat, vielleicht nur noch dem der "zweiten industriellen Revolution" gleichzusetzen ist.
Während in Deutschland 1837 der erste Abschnitt der Strecke von Leipzig nach Dresden und 1839 der Rest in Betrieb ging, sind in England bereits insgesamt 34 Konzessionen für den Bau von 1600 Streckenkilometern erteilt.
Das Abenteuer Eisenbahn geht auch mit der großen Zeit der Dampflokomotiven nicht zu Ende. Auch heute noch faszinieren vollautomatische Stellwerke, hohe Geschwindigkeiten, enorme Transportkapazitäten und vor allem die schönsten Strecken dieser Erde.