Die Trennung der Stadtbahn vom Bundesbahnnetz

Ein "Umformerwagen" der Stadtbahn zur Abdeckung, von Stromverbrauchsspitzen
Im Bereich der Station Hietzing entsteht eine Wendeanlage für die elektrischen Stadtbahnzüge.
Die Lokomotive Nr. 18 der ehemaligen Dampftramway Krauss & Comp. hilft als Bauzuglokomotive mit.
Neue Sicherheitsvorrichtungen beim elektrischen Betrieb: eine mechanische Fahrsperre in "Halt"-Stellung.
Einer der ersten Probezüge der "Wiener Elektrischen Stadtbahn" in der Wendeanlage zwischen den Stationen Meidling Hauptstraße und Schönbrunn.
Zwei Personal-Schulungszüge begegnen einander bei der Station Gumpendorfer Straße (April 1925).

Durch die Elektrifizierung kam es zu einer völligen Trennung der Stadtbahnstrecken vom Bundesbahnnetz. Im Zuge der Umbauarbeiten entfernte man auch alle Verbindungsgleise in Hauptzollamt, Heiligenstadt und Hütteldorf.

Die Wendeanlage in Meidling wurde für die neue Betriebsart adaptiert, in Hietzing erfolgte überhaupt erst die Neuerrichtung einer Wendeanlage. In diesen Endstationen sollten die Züge durch "Stürzen" (ohne Schleifenfahrt) gewendet werden, in Hütteldorf und Heiligenstadt wurden jedoch Umkehrschleifen angelegt, um das Wenden der Züge rascher bewerkstelligen zu können. Über Verbindungsgleise in Hietzing und bei der Station Gumpendorfer Straße sollte die Möglichkeit entstehen, kombinierte Stadtbahn-/Straßenbahnlinien betreiben zu können. Zur Ausführung gelangte aber nur die Verbindung bei der Gumpendorfer Straße, über die dann die Linie "18 G" fuhr.

Betriebsbahnhöfe, entstanden in Heiligenstadt, Hütteldorf und in Michelbeuern, wobei hier ein weiterer Anschluß an das Straßenbahnnetz realisiert wurde.

Den nötigen Strom lieferten die Wiener Elektrizitätswerke in Form von 5000 Volt/50 Hz Drehstrom an die vier für die Stadtbahn errichteten Unterwerke, wo der Industriestrom in Bahnstrom (750 Volt Gleichstrom) umgewandelt wurde. Die Unterwerke standen in Unter St. Veit, Sechshaus, Hauptzollamt und bei der Währinger Straße (Thury).

Für die Fahrstromversorgung bei Verbrauchsspitzen wurden sechs Einspeisestationen vorgesehen, die von "Umformerwagen" beschickt werden konnten. Da man insgeheim schon damals einen echten Schnellbahnbetrieb einplante und weil die Geschwindigkeit höher als bei der Straßenbahn angesetzt wurde (40 km/h), kam eine Vollbahn-Fahrleitung mit Vielfachaufhängung und selbsttätiger Gewichtsnachspannung zur Ausführung.

Zu den Bauarbeiten sei als Kuriosität erwähnt, daß Lokomotiven und Wagen der ehemaligen Dampftramway, die einst nach Mödling, Stammersdorf und Groß Enzersdorf fuhren, für Hilfsdienste wie Materialtransporte, Fahrleitungsmontage usw. bei der Elektrifizierung der Stadtbahn verwendet wurden.

Die beim Dampf-Stadtbahnbetrieb verwendete mechanische Signalanlage wurde abgebaut, statt dessen erfolgte die Installierung von modernen Lichtsignalen. In den Kreuzungs- und Abzweigbereichen der Stadtbahn errichtete man elektromechanische Stellwerke (Hietzing, Meidling, Gumpendorfer Straße, Michelbeuern, Nußdorfer Straße, Heiligenstadt, Brigittabrücke/Friedensbrücke), der Rest der Strecke wurde mit einer selbsttätigen Blocksignalanlage ausgestattet. Als Sicherung gegen das Überfahren von auf "Halt" zeigenden Stellwerks-Signalen erfolgte der Einbau mechanischer Fahrsperren, die in der "Halt"-Stellung des Signals einen Hebel am Triebwagenfahrgestell auslösten, wodurch eine Zwangsbremsung bewirkt wurde.

Am 9. April 1925 fand die erste Probefahrt eines elektrischen Stadtbahnzuges auf der Strecke Michelbeuern - Meidling Hauptstraße statt.