Die letzte Stadtbahnstrecke: Die Gürtellinie

Sechsachsiger Gelenktriebwagen für die Stadtbahn, Type "E6".
Sechsachsiger Gelenkbeiwagen für die Stadtbahn, Type "c6".
29. November 1980: Erster Einsatztag der sechsachsigen Gelenkzüge auf der Stadtbahn.
Ein großer Unterschied in Optik und Komfort besteht zwischen den alten N1/N2-Zügen und den modernen Gelenkwagen.
Ein Sechswagenzug kommt zur Station Währinger Straße/Volksoper.
Ein moderner Stadtbahn-Gelenkzug steht zur Ausfahrt im Bahnhof Michelbeuern bereit.

Für die weiterhin als "Stadtbahn" betriebene Gürtelstrecke von Meidling Hauptstraße nach Heiligenstadt beziehungsweise Friedensbrücke mußte man die bereits sehr überalterten Stadtbahnwagen der Typen "N1" und "n2" durch neue Fahrzeuge ersetzen. In Anlehnung an die im Jahr 1978 in Dienst gestellten Straßenbahn-Wagentypen "E2" und "c5" wurde eine für die Stadtbahnverhältnisse konzipierte Fahrzeuggeneration entwickelt, die ab 1979 von der Firma "Bombardier-Rotax" in Floridsdorf gebaut wurde.

Die sechsachsigen Zwei-Richtungstriebwagen der Type "E6" (Nummern 4901 - 4948) und die dazugehörigen sechsachsigen Zwei-Richtungsbeiwagen der Type "c6" (Nummern 1901 - 1946) waren in ihrer technischen Einrichtung und in ihrem betrieblichen Konzept wieder Neuland für die Wiener Stadtbahn. Die Wagen wurden als Gelenkwagen in Stahlbauweise hergestellt, die Einstiege sind mit elektrisch betriebenen Falttüren verschlossen. Die Sicherheit und der Komfort auf der Stadtbahn konnten durch den Einsatz dieser Wagen entscheidend gehoben werden.

Die Züge der Typen "E6" -"c6" wurden erstmals am 29. November 1980 im Personenverkehr eingesetzt. Mit dieser neuen Fahrzeuggeneration konnte der im Zug mitfahrende Zugbegleiter nach einer Einführungszeit eingespart werden, da die Zugabfertigung nunmehr vollautomatisch erfolgte. Die Züge brachten für die Stadtbahn eine Reihe von Neuerungen in technischer Hinsicht, wobei vielleicht die gravierendste Umstellung für das Stadtbahn-Fahrpersonal die neue elektronische Fahrschaltersteuerung und die Bedienung der nunmehr verwendeten Kurzschlußbremse bedeuteten. Diese Kurzschlußbremse wirkt auf die Triebwagen verschleißlos, die Beiwagen bremsen dabei über Bremszangen und Bremsscheiben. Es konnten die neuen Wagen daher wieder im traditionellen Weiß/Rot lackiert werden, da die Bremsstaubbelastung, wie sie von den alten Wagen ausgegangen war, nunmehr wegfiel. Als in der Fachwelt besonders beachtete Neuerung haben die Garnituren eine Vielfachsteuerung, die nicht mit normalen Kabeln arbeitet, sondern bei der die vielen Schaltbefehle von Wagen zu Wagen mittels Digital-Impulstelegrammen über Glasfaser-Lichtleiter übertragen werden.

Ebenfalls im Jahr 1980 wurde erstmals seit dem Bau der Stadtbahn eine neue Haltestelle in Betrieb genommen: die Station Thaliastraße zwischen Burggasse/Stadthalle und Josefstädter Straße.

Bedingt durch den Mischbetrieb mit den alten Garnituren konnte die größere Höchstgeschwindigkeit der neuen E6-c6-Züge vorerst noch nicht ausgefahren werden. Erst nachdem die "N1" -"n2"-Züge aus dem Verkehr gezogen worden waren, konnte an die Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit auf der Stadtbahn gedacht werden, wofür auch Oberbau und Stromversorgung großteils erneuert werden mußten. Am 1. Juli 1983 wurde schließlich der letzte "rote" Stadtbahnzug aus dem Verkehr gezogen, ein Beiwagen und 18 Triebwagen - alle in gelber Farbe - verblieben danach noch einige Zeit als Hilfsfahrzeuge.

Dank der besseren Bremseigenschaften der nun ausschließlich verkehrenden E6-c6-Züge konnte die Höchstgeschwindigkeit auf der Stadtbahn ab 2. Jänner 1984 auf 60 km/h erhöht werden, was eine attraktive Fahrzeitverkürzung ergab.