Der Bau der Wiener Stadtbahn

Die Stadterweiterungen in der zwei­ten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie sie die Eingemeindung der Vor­städte ab 1850 und die Eingliede­rung der Vororte ab 1890 bedeute­ten, waren Anstöße für die Einfüh­rung bzw. für Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs in Wien.

Nachdem im Jahr 1865 die erste Pferdetramway Wiens in Betrieb gegangen war, der laufend weitere Linien folgten, wurde schon damals an ein übergeordnetes Eisenbahn­netz innerhalb der Stadt gedacht, einerseits uni die verschiedenen, örtlich getrennten Kopfbahnhöfe der Fernbahnlinien zu verbinden, andererseits um größere Entfernun­gen im Stadtbereich schneller über­winden zu können. Das erste Pro­jekt für eine solche Verkehrsanlage brachte Graf Henckel von Donners­marck im Jahr 1867 ein, 1869 legte Baurat Karl Schwarz einen "Stadt­bahnentwurf" vor, dem bis zum Jahr 1873 noch insgesamt 23 ähnliche Projekte folgten. Alle diese Vorha­ben konnten jedoch aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden.

Bau der Stadtbahn-Brückengewölbe im Bereich des Währinger Gürtels (1895).
Brücke über die Heiligenstädter Straße während des Baues, darunter fährt ein Dampftramwayzug nach Nußdorf

Im Jahr 1881 präsentierten die eng­lischen Ingenieure James Clarke Bunten und Joseph Fogerty ein gut durchdachtes Stadtbahnprojekt, das aber den Wünschen des Stadtbau­amtes nicht voll entsprach und da­her auch nicht zur Ausführung ge­langte.

In weiterer Folge wurden die Pro­jekte der Stadtbahnstrecke mit der Regulierung des Wienflusses ver­bunden. Es bildete sich im Jahr 1890 eine "Kommission für Wiener Verkehrsanlagen", der die Planung und der Bau der, Stadtbahn übertragen wurde. Das neu erstellte Detailprojekt wurde mit Gesetz vom 18. Juli 1892 beschlossen, der feierliche Spatenstich erfolgte am 7. De­zember 1892, mit den Bauarbeiten wurde jedoch erst am 16. Februar 1893 auf dein Gelände des heutigen Betriebsbahnhofes Michelbeuern begonnen. Die Oberaufsicht für den Bau der Stadtbahn hatte Sektions­chef Friedrich Bischoff von Klamstein.

Die Stadtbahn wurde als zweiglei­sige Vollbahn gebaut, nur die Vor­ortelinie gestaltete man vorerst ein­gleisig, wobei der Einbau eines zweiten Gleises jederzeit möglich war. Von dieser Möglichkeit wurde bereits im Jahr 1899 Gebrauch gemacht.