Vor hundert Jahren ...
Am 28. Jänner 1897, einem bitterkalten Wintertag, standen entlang der Strecke der heutigen Straßenbahnlinie 5 von der Vorgartenstraße bis zum Raimundtheater in der Wallgasse viele Menschengruppen von Neugierigen, die hier auf ein Ereignis warteten, das für das damalige Wien eine große Sensation war: auf den ersten elektrischen Straßenbahnzug ...
Seit 28. Jänner 1897 können die Wiener eines der umweltfreundlichsten und bequemsten Verkehrsmittel benützen: die elektrische Straßenbahn.
1897 - eine Zeit, die der unseren sehr fremd ist: kein elektrisches Licht in den Wohnungen, kein Radio, kein Fernsehen, und auch das Kino ist etwas ganz Neues. Das Riesenrad im Prater ist erst im Bau, und in den Straßen verkehren nur Pferdefuhrwerke, Pferdekutschen und die Pferdetramway.
Eigentlich ist die Pferdetramway noch ein "neues" Verkehrsmittel, denn sie ist erst gute 30 Jahre alt: Am 4. Oktober 1865 fuhr der erste Wagenzug vom Schottentor nach Hernals.
Aber auch ein weiteres, "moderneres" Verkehrsmittel ist in Wien erst 14 Jahre in Betrieb: die Dampftramway, die seit 1883 ihre Fahrgäste unter heftiger Ruß- und Rauchentwicklung nach Mödling, Stammersdorf, Groß-Enzersdorf, Breitensee, Nußdorf, über die Gürtelstraße und nach Wiener Neudorf bringt.
Das Auto - heute ein stadtbeherrschendes Verkehrsmittel - ist im Jahr 1897 nur in Ansätzen vorhanden. Obwohl Siegfried Marcus schon im Jahr 1864 das erste Automobil gebaut hat, setzt sich die Erfindung vorerst nicht durch. Erst eine von Gottlieb Daimler im Jahr 1892 den Behörden vorgestellte "Kraftdroschke" erreicht eine Genehmigung für Fahrten in Wien diese dürfen allerdings nur außerhalb des verbauten Stadtgebietes stattfinden.
Technisch ist das Verkehrsmittel "elektrische Straßenbahn" zu dieser Zeit aber schon einigermaßen ausgereift.