U-BAHN

Die Wende für den öffentlichen Verkehr Wiens brachte die Sitzung des Gemeinderates vom 26. Jänner 1968, bei welcher der Bau des Wiener U-Bahn-Grundnetzes beschlossen wurde.

Diese Grundnetz beinhaltete die Neubaulinie "U1", die Umbaulinie "U2", welche aus der Tunnelstraßenbahnstrecke im Zuge der "2"-er Linie entstand und die Linie "U4", die aus der Wiental- und der Donaukanallinie der Stadtbahn adaptiert wurde.

Mit den Bauarbeiten wurde am 1. November 1969 am Karlsplatz begonnen.

Auf der Stadtbahnstrecke Heiligenstadt-Friedensbrücke wurde der Probebetrieb mit den ersten U-Bahn-Zügen durchgeführt, der erste reguläre U-Bahn-Betrieb Wiens konnte auf diesem Streckenabschnitt am 8. Mai 1976 aufgenommen werden.

Der erste Abschnitt der "U1" zwischen Reumannplatz und Karlsplatz wurde am 26. Februar 1978 eröffnet, und in der Folge wurden die jeweils fertiggestellten Bauabschnitte in Betrieb genommen, bis am 3. September 1982 das Wiener U-Bahn-Grundnetz, bestehend aus den Linien U1, U2 und U4 mit einer Länge von etwa 30 Kilometern, fertiggestellt war.

Die auf diesen Linien verkehrenden U-Bahn-Züge bestehen aus bis zu drei achtachsigen Doppeltriebwagen. Den Fahrstrom (750 Volt Gleichstrom) erhalten die U-Bahn-Züge nicht aus einer Fahrleitung, sondern aus einer seitlich angeordneten Stromschiene. Das Besondere ist jedoch das Signalsystem: Die Informationen gehen nicht, wie sonst bei Bahnen üblich, über ortsfeste, optische Signale an die Züge, sondern sie werden direkt in den Fahrerplatz "gesendet". Mittels dieses Systems der "Linienzugsbeeinflussung" (LZB) werden dem Zug alle benötigten Informationen über den Fahrweg in Form von digitalen Impulstelegrammen auf induktivem Weg übermittelt. Im Fahrzeug werden diese Informationen in ein Fahr-/Bremsprogramm umgewandelt und die errechnete, jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit wird am Fahrerplatz angezeigt. Der U-Bahn-Fahrer führt den Zug ausschließlich nach diesen Informationen, jedoch kann der Zug diese Signale über die Fahr- und Bremsautomatik aber auch selbst verarbeiten, wodurch ein vollautomatischer Fahrbetrieb ermöglicht ist. Diese Betriebsform, bei welcher der U-Bahn-Fahrer die Türen bedient, den Abfahrtsbefehl gibt und ansonsten überwachende Tätigkeiten ausübt, ist bei der Wiener U-Bahn die Norm.

Die dauernd steigenden Beförderungszahlen bei der U-Bahn bestätigten die eingeschlagene Richtung, es wurde der Beschluß zum Bau des "Erweiterten Grundnetzes" gefaßt: Dieses umfaßte die Neubaulinie "U3" sowie die Verlängerung der Stadtbahn-Gürtellinie und Einbeziehung in das U-Bahn-Netz als Linie "U6".

Für den Betrieb der U3 sowie für die Verdichtung des Verkehrs auf den bestehenden Linien wurden optisch zwar fast gleichaussehende, technisch jedoch vollkommen abweichende Doppeltriebwagen der Type "U11" angeschafft. Die neuen Züge sind in Drehstromtechnik ausgeführt, sie können den beim Bremsen erzeugten Strom in das Stromschienennetz zurückspeisen und damit etwa 22 Prozent Energie sparen!

Eine Sonderstellung im Wiener U-Bahn-System nimmt die Linie "U6" ein. Noch vor dem Beschluß über die Einbeziehung der Stadtbahn-Gürtellinie als U-Bahn mußten die alten Stadtbahnwagen durch hochmoderne Gelenktrieb- und Gelenkbeiwagen ersetzt werden. Die Stromzuführung erfolgt bei der U6 in herkömmlicher Weise über Oberleitung und Dachstromabnehmer, auch das Zugsicherungssystem ist in traditioneller Weise mit optischen Signalen und magnetischer Zugsbeeinflussung ausgeführt.

Um die Beförderungskapazität der U6 zu erhöhen, wurden ab 1991 neue, breitere Fahrzeuge beschafft, die in Niederflurbauweise konzipiert sind. Auch bei diesen Wagen ist die bewährte Gleichstrom-Antriebstechnik durch die moderne Drehstromtechnologie ersetzt.

Die Wiener U-Bahn wurde durch ihre hohe Reisegeschwindigkeit, die Bequemlichkeit und die Sicherheit innerhalb kürzester Zeit zum beliebtesten öffentlichen Verkehrsmittel Wiens, das täglich von mehr als einer halben Million Fahrgästen benützt wird. Aus diesem Grund wird das U-Bahn-Netz auch zukünftig durch Neubaulinien und Verlängerung bestehender Linien erweitert werden.