Neue Straßenbahnlinie in den Südwesten von Graz

Gelenktriebwagen 558 + 526 am Jakominiplatz. (Foto: 1995, Robert Schrempf)
Triebwagen 537 kurz vor der Schleife Andritz beim neuangelegten Rasengleis. (Foto: 25. März 1994, Robert Schrempf)
Mangels einer eigenen Lackiererei wurden die Duisburger Triebwagen bei SGP instandgesetzt und lackiert. Der Triebwagen 528 wartet auf die Überstellung zu den GVB - zur Komplettierung im GKB-Gelände. (Foto: 25. März 1994, Robert Schrempf)

Der Südwesten von Graz wird derzeit von den drei Autobuslinien 31, 32 und 33 erschlossen. Die betroffenen Bezirke Wetzelsdorf und Straßgang haben sich innerhalb der letzten Jahre sowohl in Hinblick auf die Wohnbevölkerung als auch in Hinblick auf die Entwicklung des Gewerbes und der Wirtschaft sehr positiv entwickelt, so daß auch das Verkehrsangebot der drei Autobuslinien im Zuge der verschiedenen Taktfahrplanstufen angepaßt werden mußte. Bei Intervallen von 6 Minuten während der Frühspitze und 10 bzw. 7 ½ Minuten tagsüber kommt es im Abschnitt Jakominiplatz bis Don Bosco auch auf Grund der Überlagerung mit anderen Linien zu einer bemerkenswert hohen Frequenz von Autobussen. Weitaus schlimmer ist die Tatsache, daß eine weitere Verdichtung des Anqebotes nur mehr sehr kostenintensiv durchgeführt werden kann, da mit dem Einsatz von Gelenkbussen bereits die größte Fahrzeugausnutzung vorliegt. Es liegt daher im wirtschaftlichen Interesse der Grazer Verkehrsbetriebe, diese massive Autobusbedienung durch eine komfortablere und günstigere Straßenbahnbedienung teilweise zu ersetzen. Durch eine Straßenbahnanbindung des Südwestens von Graz wird es auch möglich sein, neue Linienführungen anzubieten und dadurch viele Ziele direkt zu erreichen.

Auf Basis eines Gemeinderatsbeschlusses der Stadt Graz hat der Netzanschluß zur Annenstraße und die Errichtung der Südwestlinie höchste Priorität. Ein Planungsbüro hat daher im Auftrag der Stadt Graz eine Variantenuntersuchung durchgeführt und nunmehr die Ergebnisse präsentiert.

Zum Thema der Südwestlinie ist noch anzumerken, daß auch eine Gleisverbindung über die Elisabethinergasse zum Roseggerhaus realisiert werden soll, um den Flaschenhals Herrengasse zu entschärfen. Zukünftig soll zumindest eine Linie aus der Herrengasse in die Elisabethinergasse umgelegt werden. Auch bei Störungen oder Veranstaltungen kann durch diesen Netzschluß der Straßenbahnbetrieb voll aufrecht erhalten werden.

Für die Südwestlinie stehen zwei Varianten zur Auswahl. Die Variante I führt vom Jakominiplatz kommend durch die Radetzkystraße - Brückenkopfgasse - Griesplatz - Rösselmühlgasse - Lazarettgasse - Kärntnerstraße bis in den Bereich der Unterführung, wo vorerst die Wendeschleife geplant ist. Die Variante II zweigt am Griesplatz nach Süden ab und führt durch die Karlauer Straße bis in den Bereich der Haltestelle Karlauer Kirche. Dort führt die Straßenbahn nach rechts in Richtung Citypark, quert den Gürtel und verläuft über die Hohenstaufengesse ebenfalls zur Kärntnerstraße bis in den Bereich der Unterführung. Zwischen den Gleisen der Südbahn und der Ostbahn wird die Wendeschleife errichtet. Die beabsichtigte weitere Verlängerung in den Südwesten wird über die Kärntnerstraße - Peter Rosegger Straße - Straßganger Straße verlaufen, wobei zumindest bis in den Bereich der Grottenhofstraße gebaut werden soll. Eine weitere Verlängerung bis in den Bereich Harterstraße oder auch Straßgang Nord ist als Option weiter möglich.

Während die Variante I den heutigen Verkehrsströmen am besten gerecht wird und daher von den Grazer Verkehrsbetrieben als günstiger erachtet wird, liegt der Variante II die Annahme zugrunde, daß durch den Bau der Straßenbahn durch die Karlauer Straße der südliche Bereich des Griesplatzes aufgewertet wird und eine Vielzahl von neuen Wohn- und Geschäftsobjekten errichtet werden, so daß der derzeitige Nachteil der geringeren Fahrgastpotentiale auf Dauer ausgeglichen werden kann. Bei dieser Variante II entsteht aber für den Netzschluß zum Roseggerhaus ein um 70 Mio. S. höherer Aufwand. Außerdem weist die Variante II erhebliche Nachteile bei der Kombinierbarkeit der einzelnen Linien auf.

Zum beabsichtigten Umsteigepunkt ÖBB Bahnstation Don Bosco ist anzumerken, daß zukünftig alle Regionalzüge der Südbahn als auch der Ostbahn an dieser neuen geplanten Haltestelle halten und dadurch der Hauptbahnhof als Umsteigepunkt zum Innenstädtischen Netz entlastet wird. Die Österreichischen Bundesbahnen planen mit der Hochleistungsstrecken AG die Errichtung der Koralmbahn bzw. auch den zweigleisigen Ausbau der Südbahn von Puntigam bis Spielfeld Straß. Daraus ergibt sich eine viergleisige Eisenbahnanlage zwischen Graz Hauptbahnhof und Werndorf. Auch diese Punkte wurden bereits bei der Gestaltung des Knotens Don Bosco berücksichtigt.

Der Zeitplan für die Errichtung der Südwestlinie sieht vor, daß nach einer ersten Variantenentscheidung durch die Stadt Graz mit den Detailplanungen begonnen wird. Diese Planungsarbeiten werden ca. 1 Jahr dauern und sind Voraussetzung für das Einleiten des eisenbahnrechtlichen Verfahrens. Für dieses Verfahren sind ebenfalls ca. 2 Jahre anzusetzen, so daß nach Durchführung einer Ausschreibung und unter Berücksichtigung der langen Lieferzeiten für Schienen und Weichen ein Baubeginn frühestens im Jahre 2002 möglich erscheint.

Bis dahin werden wir jedoch versuchen, den bestehenden Autobusverkehr weiter zu bevorrangen, wobei als nächstes größeres Projekt die Errichtung eines Busfahrstreifens in der Lazarettgasse gegen die Einbahn zur Ausführung ansteht. Der Bezirksrat Gries hat sich in einer Sondersitzung für die Errichtung dieses Busfahrstreifens ausgesprochen.

Andreas Solymos