Die Entwicklung der Straßenbahn

Triebwagen Nr. 4 auf der Mozartkreuzung, unterwegs auf der Querlinie von der Rudigierstraße über die Landstraße zur Mozartstraße. Beachtenswert die Schaffnerin während des ersten Weltkrieges, die dem Wagen vorausging und sich überzeugen mußte, ob der Weg frei ist. (Foto: 1915, Sammlung ESG)
Markttag auf dem Franz-Josefs-Platz (heute Hauptplatz). Triebwagen Nr. 9 mit Sommerbeiwagen in Richtung Urfahr fahrend. (Foto: Sommer 1899, Sammlung ESG)
Triebwagen Nr. 3 mit Sommerbeiwagen am Beginn der Hauptstraße in Urfahr von der Donaubrücke kommend. (Foto: um 1900, Sammlung ESG)
Triebwagen Nr. 6 mit Sommerbeiwagen an der Station Taubenmarkt. (Foto: um 1900, Sammlung ESG)
Triebwagen Nr. 5 mit einem Sommerbeiwagen auf der Fahrt von Urfahr zum Staatsbahnhof. (Foto: um 1905, Sammlung ESG)
Abbruch der alten Donaubrücke und Bau der Nibelungenbrücke in den 40er Jahren. Im Bild ist der Triebwagen Nr. 52 bereits auf der neuen Brücke in Richtung Versorgungshaus - dicht gefolgt von einem zweiten Zweiwagenzug - unterwegs, während die im Abbruch befindliche alte Donaubrücke noch von Fußgängern und Fuhrwerken genützt wird. (Foto: Sammlung ESG)

Die Spurweite der Pferdestraßenbahn mit 900 mm wurde auch für den elektrischen Betrieb beibehalten. Die bereits bei der Pferdestraßenbahn vorhandene doppelgleisige Anlage mit einer Betriebslänge von 3,15 km wurde mit neuen Schienen mit verstärktem Profil ausgestattet.
Die Fahrleitungen richtete man für den Betrieb mit "Rollenstromabnehmern" ein. Dieser bestand im Wesentlichen aus einer am Wagendach drehbar und gefedert befestigten Stange, auf deren Ende sich eine Rolle zur Abnahme des Stromes von der Fahrleitung befand. Die Fahrdrahtspannung betrug 550 Volt.
Die erste Probefahrt fand am 5. Juli 1897 statt. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 31. Juli 1897. Dr. Carl Beurle bestieg um 10 Uhr in der Remise Urfahr die Plattform des ersten Triebwagens und bat die geladenen Gäste zur ersten Fahrt. Die Höchstgeschwindigkeit war mit 18 km/h festgesetzt und die Wagenfolge betrug fünf Minuten.
Im ersten vollen Betriebsjahr 1898 benützten bereits 1,5 Millionen Fahrgäste die elektrische Straßenbahn.

Die Verlängerung der Straßenbahn nach Kleinmünchen
Die Stadtentwicklung konzentrierte sich in südlicher Richtung auf den Bereich längs der Wiener Straße bis hin zum Bulgariplatz. Während der Gründerzeit nahm die Besiedlungsdichte in den damals noch selbständigen Gemeinden St. Peter, Kleinmünchen und Ebelsberg stark zu. Dem wurde mit einer Verlängerung der Linzer Straßenbahn Rechnung getragen. Man bezeichnete sie als "elektrische Kleinbahn Linz-Kleinmünchen-Ebelsberg".
Die Verlängerung beginnt bei der Einmündung der Blumauerstraße in die Landstraße und führt entlang der damaligen Wiener Reichsstraße nach Kleinmünchen. Unmittelbar nach der Blumauerstraße wurde die Westbahn niveaugleich gekreuzt. Die 5,88 km lange Strecke baute man eingleisig mit drei Ausweichen bei den Haltestellen Brucknerstraße km 0,82, Versorgungshaus km 2,51 und Cementfabrik km 4,72 (auf diesem Gelände befindet sich heute die Straßenbahnwerkstätte und Remise Kleinmünchen). Bei der Ausweiche Versorgungshaus, etwa in der Mitte der Strecke, wurde die "Kremsthalbahn" ebenfalls niveaugleich gekreuzt. (Diese Eisenbahnstrecke verläuft seit 1906 vom Hauptbahnhof ausgehend in südwestlicher Richtung und heißt heute Pyhrnbahn.)
Die südliche Endhaltestelle wurde Kleinmünchen-Ebelsberg bezeichnet, wo sich eine weitere Ausweiche mit einer Wartehalle befand. Diese Haltestelle lag unmittelbar vor der Traunbrücke nach Ebelsberg. Diese Holzbrücke besaß eine geringe Tragfähigkeit und war deshalb für Straßenbahnwagen nicht befahrbar.
Den Oberbau und die Fahrleitung baute die TEG mit eigenem Personal. Die Höchstgeschwindigkeit betrug im verbauten Gebiet anfangs 12 km/h, später 18 km/h und auf freier Strecke zuerst 18 km/h, danach 25 km/h. Bei entsprechendem Fahrgastaufkommen wurden die Intervalle von 30 auf 15 Minuten verdichtet. Es waren 15 Haltestellen vorhanden. Die Eröffnung erfolgte am 19. Dezember 1902, der Betrieb wurde am darauffolgenden Tag aufgenommen.

Der Bau der Straßenbahnlinie Waldeggstraße-Weißenwolffstraße
Diese Straßenbahnlinie wurde später als M-Linie bezeichnet und kreuzte die Straßenbahn auf der Landstraße. Sie verlief als Querlinie in Ost-West-Richtung durch die Mozartstraße und verband das Wohngebiet am Fuße des Bauernberges und die Krankenhäuser mit der Stadtmitte.
Die Gleisführung wurde entsprechend der Straßenbreite doppelgleisig, bei den damals bestehenden Engstellen jedoch eingleisig angelegt.
Die Oberleitung war sowohl für Rollen- als auch Bügelstromabnehmer gebaut. (Ab 1916 rüstete die TEG jedoch den gesamte Straßenbahnbetrieb vom Rollenstromabnehmer auf den Bügelstromabnehmer, der auch "Lyrastromabnehmer" genannt wird, um.)
Neben den Endstellen waren weitere 11 Haltestellen eingerichtet. Die Höchstgeschwindigkeit war anfangs 12 km/h, später 18 km/h, in engen Straßen nur 6 bis 10 km/h. Die Wagenfolge betrug untertags 5 Minuten, am frühen Morgen und abends 10 Minuten. Die Eröffnung erfolgte am 22. November 1914.

Die Linienbezeichnungen der elektrischen Straßenbahn
Obwohl die Netzerweiterung bereits 1914 durchgeführt wurde, führte man erst einige Jahre später um 1919 die Linienbezeichnungen ein:

  • Straßenbahnlinie B zum Bahnhof
  • Straßenbahnlinie E nach Ebelsberg, damals Streckenende in Kleinmünchen vor der Traunbrücke
  • Straßenbahnlinie M durch die Mozartstraße
  • Straßenbahnlinie V zum Versorgungshaus (entspricht etwa der heutigen Haltestelle VOEST-Alpine der Straßenbahnlinie 1)

Diese Bezeichnungen der Linzer Straßenbahnlinien waren leicht merkbar und ein Begriff bei der Linzer Bevölkerung. Noch heute verwenden ältere Linzer im Gespräch diese Bezeichnungen.

Die Umleitungsstrecke zur Eisenbahnunterführung Friedhofstraße
Die Straßenbahnlinie nach Kleinmünchen begann bei der Blumau und kreuzte danach niveaugleich die Staatsbahn (die heutige Westbahn). Durch den umfangreichen Betrieb dieser Eisenbahnstrecke mußten die Straßenbahnwagen oft an der Eisenbahnkreuzung warten, was zu sehr unregelmäßigen Intervallen führte. Es wurde daher eine Unterfahrung der Staatsbahn angelegt, die jedoch etwas weiter östlich zwischen der Humboldtstraße und der Friedhofstraße entstand.
Die Straßenbahn wurde zweigleisig durch die Blumauerstraße bis zur Eisenbahnunterführung geführt und danach eingleisig über die Friedhofstraße zur Lenaustraße, wo sich eine Ausweiche befand. Über die Anastasius Grün-Straße wurde die Wiener Straße erreicht.
Diese Strecke war 800 m lang und ersetzte die bisherige 300 m lange Führung über die Eisenbahnkreuzung. Der Betrieb dieser Umleitungsstrecke wurde am 19. Dezember 1917 aufgenommen. (Er dauerte fast 20 Jahre lang bis zum Bau der Eisenbahnunterführung Wiener Straße.)

Die östliche Verlängerung der M-Linie
Um die Kasernen, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zu Wohnungen umgebaut worden waren, besser erreichen zu können, verlängerte man Ende 1919 das östliche Ende der Straßenbahnlinie M in der Weißenwolffstraße um 400 m bis zur Garnisonstraße.