Dieselhydraulische Lokomotive D11 + D12

Foto U. J. Jansen

Allgemeine Angaben

Bauart:

MV 8

Radsatzanordnung:

B

Spurweite:

760 mm

Leistung:

115 kW (156 PS)

Art der Kraftübertragung:

hydraulisch

Bremse:

Handspindelbremse, Druckluftbremse für Lok

Baujahr:

D 11 - 1960, D 12 - 1959

Fabrikationsnummer:

D 11 - 25965, D 12 - 25923

Lieferfirma:

ORENSTEIN & KOPPEL, Dortmund-Dorstfeld, BRD

Motor:

DEUTZ - Diesel

Type:

F8L413F

Nennleistung:

115 kW (156 PS) bei 1500 U/min

Zylinderzahl:

8

Zylinderdurchmesser:

125 mm

Kolbenhub:

130 mm

Hubvolumen:

12763 cm³

Taktzahl:

4

Kühlung:

Luft

Kühlanlage:

0 & R - Kühlanlage

Getriebe:

VOITH - Heidenheim

Type:

L 22 nV

Art:

Zweigang-Turbogetriebe, Wandler + Kupplung

Antrieb:

Blindwelle und Kuppelstangen

Länge über Puffer:

5490 mm

Gesamtachsstand:

1500 mm

Größte Hohe:

2905 mm

Größte Breite:

2350 mm

Treibraddurchmesser:

700 mm

Dienstgewicht mit vollen Vorräten:

18,0 t

Bremsgewicht:

14,5 t

Größte Achslast:

9,0 t

Kraftstoffvorrat:

190 l

Anfahrzugkraft am Rad:

48,6 kN

Dauerzugkraft am Rad:

12,9 kN

Kleinste Dauergeschwindigkeit:

2,5 km/h

Höchstgeschwindigkeit:

20,0 km/h

Kleinster befahrbarer Gleisbogen:

>60 m

Herkunft:

Rhein-Sieg-Eisenbahn-Betriebe, Beuel BRD

Umbauten:

1969 durch ZB-Werkstätte: Umspuren von 750 auf 760 mm, Umbau Druckluftbremse Lok und Zug auf Lok allein.
1996 durch ZB-Werkstättet: Umbau auf Funkfernsteuerung KM-DIREKT.

Bei ZB in Betrieb seit:

1969

Bauweise:

Außenrahmen in geschweißter Blechplattenbauweise

Fahrwerk:

2 Radsätze mit außen auf den Achswellen aufgekeilten Gegengewichten, verbunden durch Kuppelstangen.

Bremse:

Handspindelbremse, Direktwirkende Druckluft-Klotzbremse für Lok, keine Zugbremse

Heizung:

Lok - Webasto-Heizung

Beleuchtung:

24 V - Lichtmaschine

Batterie mit 180 Ah

Der Umbau

Um das seit 1961 praktizierte Aufschemeln der Normalspurwagen auf die schmalspurigen Rollwagen rationeller zu gestalten, wurde bei der Zillertalbahn (ZB) vor zwei Jahren der Umbau der beiden Verschublokomotiven D 11 und D 12 auf Funkfernsteuerbetrieb in Angriff genommen. Ausgewählt wurde das System KM-DIREKT, das von der Münchner Firma Krauss-Maffei angeboten wird und sich seit 1988 bereits bei zahlreichen Industrie- sowie Staats- und Privatbahnen in ganz Europa bewährt hat. Die Bezeichnung der Mikroprozessorsteuerung leitet sich von Krauss-Maffei - Diagnose, Regeln und Kontrollieren ab. Damit wird umrissen, daß KM-DIREKT entsprechend den manuell oder über die Funkfernsteuerung eingegebenen Befehlen des Rangierlokomotivführers das Triebfahrzeug steuert und regelt. Die integrierte Schutzeinheit K-MICRO übernimmt dabei automatisch die Aufgaben Schleuderschutz, Sandungsautomatik und Anfahrzugkraftbegrenzung. Eine zusätzlich vorhandene Eigendiagnose gestattet die Fehlortung in der Steuerung selbst und bei allen elektrisch an die Steuerung angeschlossenen Aggregaten.

Mit dem Umbau der D 12 wurde im Dezember 1995 begonnen: Drei Spezialisten der ZB, die ja schon Erfahrungen mit den funkgesteuerten elektr. Weichen gesammelt hatten, arbeiteten drei Monate nach den Plänen von Krauss-Maffei. Diese Umbauarbeiten umfaßten neben einer Neuverkabelung den Einbau der gesamten für die Funkfernsteuerung erforderlichen Elektronik, einhergehend mit der Neugestaltung des Führerstandes und dem Einbau einer Topfantenne auf dem Dach sowie die Erneuerung der pneumatischen Komponenten für die Brems- und Fahrsteuerung und der Wendeschaltung und die kompl. Neuverrohrung der Pneumatikanlage. Bereits im Vorgriff auf die Umrüstung wurde ein dem heutigen Standard entsprechender Deutz-Dieselmotor der Type F8 L413 eingebaut, der als 4-Takt-Motor mit Direkteinspritzung den für einen Funkfernsteuerungsbetrieb nicht tauglichen, veralteten O & K-Dieselmotor 316 V6 D ablöste. Dabei steigerte sich die Leistung von 103 auf 115 kW, was einer Leistungssteigerung von zwölf Prozent entspricht. Aus betrieblichen Gründen erhöhte man das Dienstgewicht der Lokomotive durch Ballastgewichte (700 kg) auf 18 Tonnen. Bedient wird die Funkfernsteuerung durch ein mit dem Führerstand baugleich ausgeführtes Funkfernsteuerungsbedienungsgerät ("Bauchladen") der deutschen Firma Theimeg, das der Funkrangierlokomotivführer im Betrieb mit sich trägt.

Durch den Einsatz der funkferngesteuerten D 12 erhofft sich die ZB eine noch rationellere Betriebsabwicklung beim Verladen der normalspurigen Waggongruppen auf die Rollwagen. Der neue Funkrangierlokomotivführer vereint die beiden Funktionen des Triebfahrzeugführers und des Verschubleiters in sich. Daraus ergeben sich folgende Vorteile: Als wichtigster Punkt muß der Sicherheitsaspekt angeführt werden, da jetzt praktische Unfälle aufgrund mißverständlicher Anweisungen zwischen Verschubleiter und Lokomotivführer ausgeschlossen werden können. Der Funkrangierlokomotivführer hält sich beim Aufschemeln der Wagen zweckmäßigerweise an der Kuppelstelle der Wagen auf, an der zwei Verschubarbeiter beschäftigt sind. Zweitens läßt die neue Betriebsweise einen schnelleren Ablauf erwarten. Als dritter Vorteil ist durch das ruhigere und elektronisch gesteuerte Fahrverhalten der Lokomotive mit einem geringeren Kraftstoffverbrauch zu rechnen. Als vierter Punkt bleibt noch der Ersatz des im Verschub gebundenen Lokomotivführers, der wegen des Lokomotivführermangels bei der ZB dringend im Streckendienst benötigt wird. Dafür unterzogen sich drei Verschubleiter der Ausbildung zum Funkrangierlokomotivführer. Die ZB rechnet, daß sich der Millionenbetrag für den Umbau der beiden Lokomotiven D 11 und 12 in drei Jahren amortisieren wird. Zudem wird sich die Lebensdauer der 1959/60 von O & K gebauten dieselhydraulischen Lokomotiven wohl um weitere 40 Jahre verlängern.

Die ministerielle Abnahmefahrt der ersten schmalspurigen Funkfernsteuerlokomotive in Österreich fand am 16. April 1996 statt. Für den Verschubbetrieb wurde die Höchstgeschwindigkeit von 20 auf 15 km/h reduziert. Da der Rangierlokomotivführer den Fahrweg der vorausfahrenden Maschine zum Teil nicht einsehen kann, ordnete die Aufsichtsbehörde die seitliche und stirnseitige Anbringung der Anschrift "Ferngesteuertes Fahrzeug" und den Einbau einer gelben Warnleuchte auf dem Führerhausdach an, die bei Aufnahme des Fernsteuerbetriebs automatisch aktiviert wird. Nach einer Probezeit von etwa einem halben Jahr, in der Erfahrungen mit der neuen Technik gesammelt wurden, ist im Frühjahr 1997 der gleichartige Umbau der D 11 durchgeführt worden.

Recherche und Text: Th. Mösl, Innsbruck.