Die Geschichte

Verein der Eisenbahnfreunde unterwegs mit der B&B Museumslokomotive Nr. 415 (von der K. k. priv. Südbahn-Gesellschaft stammend). Der Museumszug wurde anschließend für die Dreharbeiten zum Fernsehfilm "Die Strauß-Dynastie" benötigt. (Foto: Kabelka, 29. 4. 1990, Ausfahrt Oberwart Richtung Rechnitz)
93.1422 mit Sdz 14204 auf der Strecke Großpetersdorf-Friedberg. (Foto: Karl Wildberger, 14. 7. 1990, Ausfahrt Altpinkafeld)
Großess Interesse für die Sonderfahrten durch den Märchenwald.

Die im vorigen Jahrhundert konzipierten und ausgeführten Bahnstrecken auf ehemaligem ungarischem Boden sind auf günstigste Verbindungen zu den ungarischen Zentren hin ausgerichtet. Eine davon war die vom Grafen Stefan Erdödy ventilierte Linie Steinamanger (Szombathely) - Altpinkafeld (Pinkafö). Die Konzession dafür wurde vom ungarischen Handelsministerium am 6. 12. 1887 erteilt, und knapp ein Jahr später, am 17. 12. 1888, erfolgte die Eröffnung. Eigentümerin war die in der Zwischenzeit gegründete, "Steinamanger-Pinkafelder Lokalbahn AG" (Szombathely - Pinkafö Vasut), die Betriebsführung oblag der Ungarischen Westbahn. Nach deren Verstaatlichung per 1. 1. 1889 übernahmen die Ungarischen Staatsbahnen (MÁV) diese Verpflichtung.

Ein Anschluß der Bahn an die geplante österreichische Strecke Wiener Neustadt Fehring war wohl in Erwägung gezogen, doch war zu diesem Zeitpunkt deren Trassenführung noch nicht fixiert (die Eröffnung des letzten Teilstücks erfolgte erst am 12. 10. 1910), sodaß man dieses Anschlußprojekt vorerst ad acta legte. Wegen der Ereignisse des Ersten Weltkrieges und des daraus resultierenden Zerfalles der Donaumonarchie unterblieben weitere Bestrebungen in dieser Richtung überhaupt.
Anders war die Situation bezüglich der ausschließlich auf ungarischem Staatsgebiet liegenden kurzen Zweigstrecke Oberwart Oberschützen. Nach der Konzessionserteilung am 21. 6. 1902 baute die "Felsö-Eör-Lövö Tarcfa - Felsö-Lövöer Localeisenbahn AG" diese Stichbahn in kurzer Zeit. Die Eröffnung war bereits am 25. 3. 1903, den Betrieb führten von Anfang an die Ungarischen Staatsbahnen.

Eine völlig neue Sachlage entstand nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Durch die im Vertrag von Trianon festgelegte Übergabe Westungarns an Österreich überschritt nun die Lokalbahn Steinamanger - Altpinkafeld im Streckenkilometer 13,478 die neue Staatsgrenze, hatte aber auf österreichischem Gebiet keinen Anschluß. Das seinerzeitige Projekt einer Verknüpfung mit der Strecke Wiener Neustadt - Fehring erlangte dadurch höchste Priorität. Die entsprechenden Planungen begannen bereits im Jahre 1921, und am 15. 11. 1925 konnte der neue Abschnitt eröffnet werden. Konzessionsträger war die "Lokalbahn Fürstenfeld - Hartberg (- Neudau) AG" die Betriebsführung oblag den Österreichischen Bundesbahnen. Die relativ lange Bauzeit ergab sich durch die Notwendigkeit des Hochstraß-Tunnels. Nur diese aufwendige Trassenführung ermöglichte den Abstieg in das an dieser Stelle tief eingeschnittene Pinkatal.

In den Jahren 1941 und 1942 erfolgten Einlösung und Verstaatlichung der beschriebenen Strecken. Im März und April 1945 eroberte die Rote Armee das von diesen Bahnen erschlossene Gebiet, doch konnte der Betrieb schon bald darauf wieder aufgenommen werden.

Einen schweren Schlag für die beiden Bahnen brachten das Errichten des "Eisernen Vorhanges" und die damit zusammenhängende Abkapselung des kommunistischen Ungarns gegen den Westen. Am 1. 3. 1953 wurde der Grenzübergang bei Rechnitz geschlossen, und die Bahn endete in diesem weitab von der Ortschaft befindlichen, einsam auf freiem Feld liegenden Bahnhof.

Der nächste Schritt auf dem Weg zur Einstellung erfolgte im August 1968 mit der Auflassung des Kohlenbergbaues in Oberschützen. Dadurch verlor die Flügelbahn ihr wichtigstes Transportgut und versank in die Bedeutungslosigkeit, zumal der wichtige Kurort Bad Tatzmannsdorf nur mit umständlichem Stürzen in Oberwart erreichbar ist und die Bahn zeitmäßig keinerlei Chance im Konkurrenzkampf mit der Straße hatte. Schließlich beteiligte sich auch noch die sattsam bekannte Firma "Schütt und Spül" am Niedergang der Strecke: Am 18. 10. 1982 wurde die Tresse bei Welgersdorf infolge eines Unwetters unterbrochen und logischerweise ein Schienenersatzverkehr zwischen Großpetersdorf und Rechnitz eingerichtet. Der Güterverkehr auf diesem Abschnitt wurde eingestellt.

Erst neun Monate später kam es nach heftigen Protesten der Bevölkerung zu einer Wiederherstellung des durchgehenden Betriebes, indem das Österreichische Bundesheer eine Notbrücke errichtete, die heute noch besteht. Den Personenverkehr beließen die Österreichischen Bundesbahnen aber gleich auf der Straße.

Zum Fahrplanwechsel am 29. 5. 1988 kam das endgültige Aus für die Stichbahn nach Oberschützen, der planmäßige Betrieb hatte bereits am 1. 7. 1987 geendet