45 Jahre LOKALBAHN BÜRMOOS - TRIMMELKAM
Von der Kohlenbahn zur Infrastruktur - Geschichte des Kohlenabbaues
Von Gunter Makinger
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im heutigen Gemeindegebiet von St. Pantaleon Braunkohle abgebaut.
Nahezu unbekannt ist, daß 1830 nahe Wildshut die erste Eisenbahn dieser Region angelegt wurde, um die Kohle vom Bergwerk zur Salzachlände zu bringen, wo diese in Schiffe für den Weitertransport verladen wurde.
1853 wurde der Kohlenabbau in Wildshut im Gefolge eines Wassereinbruchs aufgegeben. Erst in den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich wieder Interesse an einer Kohlenförderung im Oberen Innviertel.
Die Gmundner Firma Stern & Hafferl - ein Pionier auf den Gebieten der Stromversorgung und des Eisenbahnbaues - erwarb die Schürfrechte und stellte durch Tiefbohrungen 20 bis 30 Mio. Tonnen abbauwürdige Braunkohle fest. Aber erst die Notzeit nach dem nächsten, dem Zweiten Weltkrieg, führte zu konkreten Maßnahmen.
Ab 1946 wurde in geringerem Umfang Kohle in Wildshut gefördert und mit Lastautos nach Oberndorf zur Bahnverladung gebracht.
1948 wurde die Salzach-Kohlenbergbau GmbH (SAKOG) in Trimmelkam tätig, um dort eine moderne Kohlengrube zu errichten.
Diese für die ländliche Region St. Pantaleon/Ostermiething neue Situation bedurfte für die Kohlentransporte und in der Folge auch für die schlagartig angestiegene Bevölkerung durch den Zuzug von Bergleuten einer zukunftsweisenden Verkehrsregelung.
Eine Eisenbahn wird gebaut
So begann 1949 der Bau einer neuen Bahnstrecke zwischen dem Bahnhof Bürmoos der Salzburger Lokalbahn und dem neuen Kohlenbergwerk Trimmelkam.
Mittels Dampflokomotiven der Salzburger Lokalbahn wurden die Gleise aus dem Bundesland Salzburg kommend über die Landesgrenze nach Oberösterreich ins Innviertel vorangetrieben.
Die Strecke ist 9 km lang, die größte Steigung beträgt 1,5 % und der kleinste Bogenhalbmesser 150 m.
Das bemerkenswerteste Bauwerk stellt die Moosachbrücke nahe der Haltestelle St. Georgen dar, welche für sich verbuchen kann, die erste große geschweißte Eisenbahnbrücke in Österreich zu sein.
Diese Brücke hat eine Länge von 140 m und liegt 20,5 m über der Moosach, einem Bach, der in diesem Bereich die Landesgrenze zwischen den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich darstellt. Für den Bau der Brücke, die von der VOEST-Linz geliefert wurde, wurden immerhin 225,5 t Stahl verwendet.
Die Züge fahren
Mit 1. 4. 1951 wurde die lange Zeit jüngste Bahnstrecke Österreichs für den Güterverkehr eröffnet.
Dachte man vorerst ausschließlich an die Kohlentransporte, so ergab sich rasch der Bedarf nach Einrichtung des Personenverkehrs.
Ab 18. 5. 1952 wurden den Kohlenzügen Personenwaggons beigegeben und ab 8. Dezember 1952 wurden separate Triebwagenzüge zwischen Bürmoos und Trimmelkam eingerichtet.
Der Betrieb wurde von der Firma Stern & Hafferl im Auftrag der SAKOG geführt und so wurde der für die neuen Anforderungen ausgebaute und erweiterte Bahnhof Bürmoos zum Gemeinschaftsbahnhof zweier Bahnunternehmen.
Die neue Bahnstrecke wurde selbstverständlich nach den Normalien der Salzburger Lokalbahn mit 1000 V Gleichstrom elektrifiziert, so daß auf Grund der traditionell gutnachbarschaftlichen Verhältnisse jederzeit gegenseitige Aushilfe und Fahrzeugdurchlauf ermöglicht wurden.
Ähnlich den von der Salzburger Lokalbahn 1952 beschafften neuen Elektrolokomotiven kaufte die SAKOG zwei Exemplare der gleichen Gattung.
Vor dem Eintreffen dieser Lokomotiven mußten eine Lokomotive der Linzer Lokalbahn und Triebwagen, welche nach der Einstellung des bayerischen Streckenteils der Salzburger Lokalbahn über die Hohenfurther Lokalbahn zu Stern & Hafferl gelangt waren, aushelfen.
Nach Einstellung der südlichen Linien der Salzburger Lokalbahn kaufte Stern & Hafferl von dieser drei Triebwagen und zwei Beiwagen, die über rund zwei Jahrzehnte den Verkehr zwischen Bürmoos und Trimmelkam bewältigten.
Schwerpunkt Kohlenverkehr
Die Entwicklung des Verkehrs auf dieser doch eher kurzen Lokalbahn verlief im wesentlichen proportional zur Kohlenförderung der SAKOG.
Im ersten vollen Betriebsjahr mit Personen- und Güterverkehr 1953 wurden 61.563 Fahrgäste und 218.890 t Güter befördert.
Zehn Jahre später waren es 1963 bereits 107.768 Fahrgäste und 248.510 t Güter.
1973 wurden bald 200.000 Fahrgäste erreicht, während die Gütertransporte auf rund 160.000 t absanken.
Neue Triebwagen und Strukturwandel
Wesentliche Impulse erhielt die Lokalbahn Bürmoos - Trimmelkam durch die Anschaffung zweier moderner Großraumtriebwagen, welche 1969 durch die Einstellung des Personenverkehrs bei der Extertal-Bahn im bundesdeutschen Weserbergland überflüssig wurden.
Diese Fahrzeuge brachten einen bis dahin noch nicht gekannten Komfort auf die Geleise der Flachgauer Lokalbahn.
Im Güterverkehr stellten vor allem die Salzburger Stadtwerke mit ihrem Heizkraftwerk Mitte über viele Jahre eine Hauptkundschaft der SAKOG und damit auch der Salzburger Lokalbahn dar.
Wiederholt wurde bereits zur Zeit des Bahnbaues der Lokalbahn Bürmoos - Trimmelkam über eine ja naheliegende Betriebsführung durch die Salzburger Lokalbahn nachgedacht.
Das Unterbleiben eines Lokomotivwechsels in Bürmoos und das durchgehende Fahren im Personenverkehr waren die Triebfedern solcher Überlegungen.
Mitte der 60er Jahre und Ende der 80er Jahre traten diese Überlegungen wieder kurzzeitig in die Betrachtungsweisen der Verantwortlichen.
Gerade jedoch in den 80er Jahren unternahmen SAKOG und Stern & Hafferl beträchtliche Anstrengungen, die Bahn zu modernisieren und für Personen- und Güterkunden gleichermaßen attraktiv zu gestalten. Das Fahrplanangebot wurde im Anschluß an die Salzburger Lokalbahn verbessert und an einen Taktfahrplan angenähert.
Kohle nach Trimmelkam
Neue Impulse erhielt die Bahn durch die Errichtung eines zweiten großen kalorischen Kraftwerkes der OKA in Riedersbach.
Neben der SAKOG-Kohle sollte dort auch hochwertige Steinkohle zugefeuert werden, wobei der umweltverträgliche Schienentransport gewählt wurde.
Die Oberösterreichische Kraftwerke AG (OKA) errichtete in Trimmelkam Mitte der 80er Jahre ein Entladebauwerk mit unterirdischer Förderstrecke zu den Kraftwerken Riedersbach I und II.
Mit Rückgang der SAKOG Kohlenförderung stieg die Tonnage der zuzuführenden Steinkohle.
1993 beförderte Stern & Hafferl auf der Bahnstrecke Bürmoos - Trimmelkam mit 14 Mitarbeitern 244.646 Fahrgäste und 26.212 t Güter.
Aus den oben genannten Zahlen ist der Wandel dieser Lokalbahn von der Kohlenbahn zur Infrastruktureinrichtung für eine Region klar erkennbar.
Bahnhöfe und Haltestellen
Geführt wurde der Stern & Hafferl Bahnbetrieb durch die Bahnhofleitung Trimmelkam, wo sich auch die Fahrzeugremise und die Gleichrichterstation befanden.
Die ohne Ausweiche errichtete Strecke verfügte ursprünglich über Haltestellen in Eching, St. Georgen, St. Pantaleon, Wildshut und Stockham (heute Riedersbach).
In späterer Zeit gelangten dazu eine Haltestelle in Eiferding und als Besonderheit die private Bedarfshaltestelle Irlach. Der eisenbahnbegeisterte Anrainer Dieter Vogel ließ auf eigene Kosten eine Haltestelle errichten und baute zu guter Letzt sogar noch eine 600mm Feldbahnstrecke zwischen Haltestelle und Wohnhaus.
Neben dem umfangreichen Kohleverladebahnhof in Trimmelkam und der bereits erwähnten Anschlußbahn für die OKA-Kraftwerke wurde auch ein Lagerhaus in Eiferding und bis in die 60er Jahre ein Anschlußgleis der Stieglbrauerei in Wildshut auf der Schiene bedient.
Dunkle Wolken und neuer Anfang
Nach hoffnungsfrohen Bemühungen in den 80er Jahren, die SAKOG in ein modernes Bergbauunternehmen umzuwandeln, fiel dennoch zu Beginn der 90er Jahre der Entschluß zur Stillegung der Kohlengrube.
Damit verbunden war auch die Frage nach dem Weiterbestand der Lokalbahn Bürmoos - Trimmelkam.
Der Bestand dieser Bahn wurde von der Region und ihren Einwohnern als Grundlage für eine gedeihliche Regionalentwicklung erkannt.
Genaue wirtschaftliche Analysen gestatteten es den Salzburger Stadtwerken im Sommer 1993, die 9 km lange Bahnstrecke vom Salzach-Kohlenbergbau zu erwerben.
Im Herbst 1993 wurde mit finanzieller Hilfe der Länder Salzburg und Oberösterreich die bauliche Voraussetzung für die Einbeziehung der SAKOG-Bahn in den Bestand der Salzburger Lokalbahn geschaffen.
Verbesserung der Stromversorgung, Schaffung von ausreichend langen und mit festen Bahnsteigkanten ausgestatteten Haltestellen und die Einrichtung von Rückfallweichen in der Ausweiche Riedersbach zählten zu diesen Aktivitäten.
Am 31. 12. 1993 verabschiedete sich nach 42 Jahren das bisherige Eisenbahnunternehmen Stern & Hafferl mit einem letzten Zug von Bürmoos nach Trimmelkam.
Zahlreiche Kunden und Freunde der Bahn nutzten die Gelegenheit, diesen im Eisenbahnwesen nicht sehr häufigen Besitzerwechsel mitzuerleben.
Bestandteil der Salzburger Lokalbahn
Kurz nach Mitternacht, am l. 1. 1994, verkehrte der erste Zug der Salzburger Lokalbahn von Trimmelkam nach Salzburg, besetzt mit einer fröhlichen Schar gutgelaunter Fahrgäste.
Der Besitzerwechsel brachte weitere Angebotsverbesserungen - so auch durchgehende Züge von Trimmelkam nach Salzburg und umgekehrt, einen durchgehenden Taktfahrplan auch an Wochenenden und eine verbesserte Infrastruktur.
War zu Stern & Hafferl-Zeiten die Geschwindigkeit auf dieser Bahnstrecke mit 50 km/h beschränkt, so wurde mit Übernahme durch die Salzburger Lokalbahn diese bereits auf 60 km/h angehoben und seit Herbst 1995 verkehren die Züge mit 80 km/h.
Die Moosachbrücke wurde zur Aufnahme langer Kohlenzüge verstärkt und in Trimmelkam eine neue ortsnahe Haltestelle eingerichtet.
Die Anrainergemeinden nutzten die Möglichkeit, gemeinsam mit dem jeweiligen Bundesland, die Haltestellenbereiche modern und einladend zu gestalten.
Der Erfolg blieb nicht aus und bereits innerhalb eines Jahres konnten die Fahrgastzahlen zwischen Bürmoos und Trimmelkam verdoppelt werden.
Daneben dient die Schienenachse als Lebensader für die OKA-Kraftwerke Riedersbach und die ganze Region.
Nach dem 1996 abgeschlossenen Abbruch der alten Bergwerksanlagen, soll, wenn es nach dem Willen der Anrainergemeinden geht, mit Hilfe des Landes Oberösterreich ein neuer Endbahnhof in Trimmelkam mit moderner Infrastruktur für Güter- und Personenverkehr geschaffen werden.
Daneben soll aber die Option für eine Verlängerung in das Regionalzentrum Ostermiething gewahrt bleiben.
Im 45. Bestandsjahr dieser Bahn und im dritten Jahr nach Übernahme durch die Salzburger Lokalbahn ist dieser Streckenabschnitt ein voll integrierter Bestandteil der Salzburger Lokalbahn geworden.