Die Gründung der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn AG
Am 20. August 1847 nahm die Wien-Gloggnitzer-Eisenbahngesellschaft, die spätere Südbahngesellschaft, den Eisenbahnbetrieb auf der Strecke Wiener Neustadt-Ödenburg über Katzelsdorf, der damaligen Landesgrenze zwischen Österreich-Ungarn auf, und am 24. Dezember 1855 eröffnete die k. k. Staatseisenbahngesellschaft (STEG) das letzte Teilstück der Linie Bruck a. d. Leitha-Raab (Györ). Eine direkte Verbindung zwischen den beiden ungarischen Städten Raab und Ödenburg gab es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Diese Lücke im Eisenbahnnetz ließ zahlreiche Interessenten auf den Plan treten, sodaß dann mehrere Personen Vorkonzessionen für den Bau einer Eisenbahn erhielten.
Die Finanzierung erfolgte durch Baron Erlanger, der auch als Begründer der Bahnlinie gilt, durch die Interessensgemeinschaft und teilweise durch die an der Strecke liegenden Zuckerfabriken Siegendorf und Hirm. Die Bauarbeiten wurden am 22. Juni 1872 begonnen, haben sich jedoch durch die Finanzkrise von 1873 stark verzögert.
Am 15. Oktober 1872 sanktionierte Kaiser Franz Josef als König von Ungarn die Konzession für den Bau und den Betrieb einer Lokomotiveisenbahn von Raab über Csorna, Ödenburg bis nach Neufeld a. d. Leitha, der damaligen Landesgrenze. Die Konzession erhielt Baron Viktor von Erlanger, ein Bankier, der bereits 1871 in Budapest eine Interessensgemeinschaft zum Bau einer Bahnlinie von Raab nach Neufeld a. d. Leitha gründete, auf die Dauer von 90 Jahren.
Zum ersten Mal wird die Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn am 1. Februar 1875 erwähnt, als sich in Budapest eine Aktiengesellschaft für diese Bahn konstituierte. Die feierliche Eröffnung des ersten Teilstückes von Raab nach Ödenburg erfolgte am Sonntag, dem 2. Jänner 1876. Die Züge fuhren vorerst zum Südbahnhof in Ödenburg, denn der heutige Bahnhof der ROeEE AG ging erst mit Aufnahme des Zugverkehrs nach Ebenfurth im Jahre 1879 in Betrieb.
Am 31. März 1879 wurden die Bauarbeiten den Abschnitt Ödenburg-Neufeld a. d. Leitha begonnen. Die Betriebsaufnahme erfolgte bereits am 28. Oktober des gleichen Jahres. Ebenfalls am 28. Oktober 1879 gingen die beiden Schleppbahnen zu den Zuckerfabriken in Siegendorf und in Hirm in Betrieb. Das Teilstück von Ebenfurth nach Neufeld bereits am 20. März 1872, jedoch als Pferdeeisenbahn, eröffnet.
Die ROeEE AG war sehr an einer direkten Zugverbindung von Ödenburg nach Wien interessiert. Nichts lag näher als die Züge über Pottendorf der Wien-Pottendorf-Wiener Neustädter-Eisenbahn zu führen. Diese Bahn stand jedoch im Besitz der damaligen Südbahngesellschaft, die den Verkehr lieber über ihre eigenen Strecken über Baden, Wiener Neustadt und Katzelsdorf abwickeln wollte.
Deshalb wurde eine Eisenbahnlinie von Ebenfurth nach Wittmannsdorf gebaut und am 23. August 1883 eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt gab es bei allen Zügen von Ödenburg kommend in Ebenfurth Anschluß nach Sollenau und weiter mit der Aspangbahn nach Wien.
Ab 1. Mai 1898 gab es sogar direkte Wagen zwischen Wien Aspangbahnhof und Ödenburg über Sollenau und Ebenfurth.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges unterschied sich die ROeEE AG im wesentlichen nicht von den zahlreichen anderen, nicht staatlichen Eisenbahnen Europas. Erst mit der vollständigen Trennung Österreichs von Ungarn begann auch für die ROeEE AG eine neue Ära, die ihr die auch heute noch vorhandene Sonderstellung unter den europäischen Eisenbahnverwaltungen einbrachte.
Mit dem Friedensvertrag von St. Germain wurde das deutschsprachige Gebiet der Komitate Wieselburg, Eisenburg und Ödenburg Österreich zugesprochen. In dem am 4. Juni 1920 unterzeichneten Friedensvertrag von Trianon sollten die westungarischen Gebiete ein Jahr später an Österreich mit der Hauptstadt Ödenburg abgetreten werden. Aufgrund einer im Jahre 1921 durchgeführten Volksabstimmung verblieben die Stadt Ödenburg (nun Sopron) und weitere acht kleine Ortschaften bei Ungarn.
Für die Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn AG ergab sich nun eine völlig neue Situation.