Beim Bau der Arlbergbahn, die 1884 zur Verbindung von Vorarlberg mit Innerösterreich eröffnet wurde, musste das Montafon aus technischen Gründen zwangsläufig "links liegengelassen werden", nachdem die Zeinisbahn mit Führung durch das Montafon und das Paznaun aus der Wahl gefallen war.
Immerhin gab diese Entwicklung den Anstoss, dass man sich ernsthaft Gedanken machte, das Tal ebenfalls mit einer Eisenbahn zu erschließen.
1890 entstanden die Pläne für eine schmalspurige Lokalbahn Bludenz - Schruns, wobei man dieser im Ortsgebiet von Bludenz auch lokale Verkehrsaufgaben zuordnete, sollten doch nicht weniger als drei Haltestellen entstehen.
Da man die Bahn bereits elektrisch zu betreiben gedachte, wandten sich die Initianten an die Firma Siemens & Halske in Wien und Berlin, die es aber offenbar am nötigen Interesse für das Projekt fehlen ließ.
Ein Erdrutsch im Gebiet des vorgesehenen Kraftwerkes diente als Vorwand, die Sache weiter hinauszuschieben.
In der Zwischenzeit hatte der Mühlenbesitzer Wilhelm Mayer in Schruns im April 1895 mit dem Bau eines eigenen Elektrizitätswerkes begonnen, das mit einer "Beleuchtungsanlage" in Schruns verbunden wurde.
Dieses Werk wurde bald weiter ausgebaut und ging im Oktober 1904 an die in Gründung befindliche Montafonerbahn über.
Bei der Erneuerung der Konzession für eine solche Bahn traten 1896 verschiedene lokale Honoratioren auf den Plan, die das Unternehmen besser zu fördern beabsichtigten, als dies die Firma Siemens & Halske im fernen Berlin tat.
Diese stellte hohe Forderungen für den Kostenersatz und brachte weitere ihr nahestehende Firmen ins Gespräch, die sich aber in erster Linie für den Bau von Kraftwerken interessierten und das Bahnprojekt eher als lästiges Anhängsel betrachteten. Zwischendurch hatte man sich über die Vorteile einer normal- statt schmalspurigen Bahn Gedanken gemacht.
Im September 1897 legte die bekannte und heute noch bestehende Unternehmung Stern & Hafferl in Gmunden ein entsprechendes Projekt vor, das die behördliche Genehmigung erhielt.
Zum Bau kam es wiederum nicht, denn der Streit um den Grundsatz: Strassenbahn, Schmalspur oder Normalspur zog sich noch lange hin.
Bludenz tendierte noch immer zur Straßenbahn, womit man vor allem die örtlichen Verkehrsbedürfnisse abgedeckt hätte.
Im Montafon selbst dagegen stand die Normalspur im Vordergrund, die den durchgehenden Güterverkehr ermöglichte.
Bau und Eröffnung
Endlich, anläßlich der Sitzung des Standesausschusses Montafon im März 1902, nahm das Bahnprojekt seine endgültige Form an, nachdem in Bauunternehmer Ing. Josef Riehl auch der Mann gefunden war, der gewillt war, sich intensiv mit diesem Bahnbau zu beschäftigen und auch einen Teil des Aktienkapitals zeichnete.
Die KommissionsverhandIungen zur Erlangung der auf neunzig Jahre befristeten (und somit bereits ablaufenden) Konzession für Bau und Betrieb für eine normalspurige, elektrisch zu betreibende Lokalbahn dauerten vom 31. August bis 5. September 1903.
Die letzten Enteignungsentscheide wurden erst anfangs Januar1905 ausgesprochen, als die Bahn längst in Bau war.
Am 7. November 1905 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden, doch verzögerte sich die Betriebsaufnahme wegen der Probefahrten mit der in Österreich erstmals auf einer Normalspurbahn angewandten elektrischen Traktion bis zum 12. Dezember; die Eröffnungsfeier fand sogar erst am 18. Dezember1905 statt.
Das Eröffnungsfest gestaltete sich sehr froh; dagegen verzichtete man nach Rückfragen bei den früher eröffneten Lokalbahnen in Vorarlberg (Bregenzerwald und Dornbirn - Lustenau) ebenfalls auf eine kirchliche Einsegnung der Bahn.
In der langen Reihe der Festredner war indessen auch der Pfarrer von Schruns vertreten.
Bevor man beim Festbankett in Schruns der "vorzüglichen Küche und dem goldenen Rebensaft" zusprach, verfehlte man es nicht, noch ein Huldigungstelegramm an Seine Majestät den Kaiser abzusenden.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Bahngesellschaft aber noch immer in Gründung.
Erst am 20. März 1906 fand in Bludenz die konstituierende Generalversammlung statt.
Der Stand Montafon hatte 300.000 Kronen des Stammaktienkapitals von 640.000 Kronen und vom 720.000 Kronen betragenden Prioritätsaktienkapital gar 570.000 Kronen übernommen, wogegen der österreichische Staat und das Land Vorarlberg nur je 60.000 Kronen beigesteuert hatten.
Ausserdem übernahm der Stand Montafon die Zinsengarantie für das Kapital.