Aus Sicht der Volkswirtschaft steht die Vorteilhaftigkeit der Bahn als Transportmittel außer Frage. Aber auch marktwirtschaftlich sind Hochleistungsstrecken die Grundlage für ein zukünftig attraktives Transportmittelangebot für Güter und Menschen. Denn der gemeinsame Markt Europa verlangt Leistung. Und die Leistungsfähigkeit der Transportmittel ist eine der Grundlagen einer leistungsfähigen Wirtschaft. Kriterien wie Schnelligkeit, Flexibilität und Zuverlässigkeit werden in einem immer größer werdenden gemeinsamen Markt zunehmend wichtiger. Eine leistungsfähige Bahn, auf Hochleistungsstrecken geführt und international vernetzt, kann diese Kriterien erfüllen. Die Bahn in Europa kann sich zur Erreichung dieses Zieles die geografische Situation zunutze machen, da entlang ihrer wichtigsten Hauptverkehrsachsen die größte Bevölkerungsdichte und die vitalsten Industrie- und Handelszentren zu finden sind. Denn die Bahn ist eben ein historisch mit ihren Benutzern mitgewachsener Verkehrsträger. Die weitere Errichtung von Hochleistungsstrecken wird somit nur der aktuellen und zukünftigen Entwicklung Rechnung tragen.
Neben den unbestreitbaren wirtschaftlichen bzw. volkswirtschaftlichen Vorteilen hat der Ausbau von Hochleistungsstrecken in Europa und Österreich aber auch enorme beschäftigungspolitische Perspektiven. Einer Studie der Europäischen Union zufolge schaffen diese Infrastrukturvorhaben zeitlich begrenzte Arbeitsplätze im Ausmaß von ca. 6 Mio. Mann-Monaten! 710.000 ständige Arbeitsplätze würden darüber hinaus neu geschaffen oder erhalten werden. Selbstverständlich würde auch der österreichische Arbeitsmarkt durch den Aus- bzw. Neubau von Hochleistungsstrecken entscheidende Impulse erhalten.
Und wie steht's mit den Kosten? Auch in bezug auf die Kosten wird die Bahn im Vergleich zum Auto für Menschen und Güter in Zukunft noch attraktiver. Die Kosten für Treibstoff und Fahrzeugabnutzung können vielleicht derzeit noch mit den Transportkosten, die für die Bahn aufzuwenden sind, mithalten. Diese unmittelbaren Kosten werden aber schon bald nicht mehr alleine ausschlaggebend sein, welches Transportmittel man bevorzugt. Denn sowohl in der EU als auch in Österreich besteht die Absicht, der Kostenwahrheit von Transportmitteln und Verkehrsträgern zunehmend zu entsprechen. So hat z. B. die EU erst vor kurzem das "Grünbuch über faire und effiziente Preise im Verkehr" veröffentlicht. Mit diesem Diskussionspapier will man den Weg dafür ebnen, Kosten bzw. Folgekosten von Unfällen, Luftverschmutzung, Lärmbelastung sowie Verkehrs- und Infrastrukturüberlastung den sie verursachenden Verkehrsteilnehmern zuzuordnen. Das heißt also, daß in Zukunft jene Kosten, die Verkehrsträger verursachen, durch die Verursacher (z. B. private Autofahrer, LKW-Spediteure, Bahngesellschaften, Fluggesellschaften) gedeckt werden müssen. Übrigens: 90 % dieser Kosten werden durch den Straßenverkehr verursacht. Auch dieser Aspekt macht deutlich, daß man auf der Schiene in jeder Beziehung günstiger fährt. Insbesondere gilt dies für den Güterverkehr. Die Bahn bereitet sich daher jetzt schon vor, künftig höhere Güterströme aufzunehmen. Attraktive Angebote, wie z. B. der "Kombinierte Verkehr", ermöglichen umweltschonendere und wirtschaftlichere Transportkombinationen. Österreich nimmt übrigens auch in diesem letztgenannten Aspekt eine europäische Schlüsselposition ein. Die Europäische Union trägt diesem Umstand entsprechend Rechnung, indem sie drei wichtige, Österreich positiv berücksichtigende Projekte in das PACT-(Pilot Actions of Combined Transport) Programm aufgenommen hat.
All diese Szenarien bedingen den Ausbau von Hochleistungsstrecken, da nur dadurch höhere Tonnagen transportiert und höhere Kapazitäten aufgenommen werden können. Bereits fertiggestellte Teilabschnitte in Österreich bringen heute schon bedeutende Vorteile: Die Verbindungsschleife "Marchtrenk - Traun" ermöglicht etwa den durchgehenden Zusammenschluß der Strecke aus Passau mit der Pyhrnbahn. Dadurch wird die Kapazität der Nord-Süd-Verbindung im oberösterreichischen Zentralraum gesteigert und die Westbahn entlastet. Oder die "Umfahrung Innsbruck". Sie hat neben Kapazitäts- und Leistungserweiterungen bereits zu einer spürbaren Lärmentlastung der Bevölkerung im Großraum Innsbruck geführt. Die volle Leistungsfähigkeit entfalten die meisten Hochleistungsstrecken aber erst dann, wenn das gesamte Hochleistungsstreckennetz in Österreich verkehrswirksam wird.
Eine moderne Wirtschaft und der gemeinsame Markt Europa verlangen von Transportmitteln Leistung. Durch Hochleistungsstrecken kann die Bahn diesen Leistungsanspruch erfüllen. Wirtschaftlich, schnell, verläßlich und zunehmend kostengünstiger.