4758

Ein ÖBB 4758-Triebwagen am Viadukt in Neulengbach am 24. 5. 2019. Davor der Laabenbach - © Wikipedia User Linie29

Allgemeine Angaben:

Hersteller:

Bombardier Transportation

Baujahr(e):

ab 2017

Spurweite:

1435 mm (Normalspur)

Höchstgeschwindigkeit:

160/200 km/h

Überstellung von vier TALENT 3-Garnituren von Deutschland nach Wien Floridsdorf. Das Besondere dabei war dass alle vier Garnituren gemeinsam fuhren anstatt einzeln. Den insgesamt 416 m langen Zug könnte man wohl als den bis jetzt längsten "Cityjet" bezeichnen. Hier sind der ÖBB 4758 011, 003, 010 & 021 im letzten Abendlicht als SLP 99245 am Weg von Passau Gbf. nach Wien Hütteldorf im Bahnhof Neulengbach zu sehen. Foto: 27. 1. 2021 © Dominik Pauli

Talent 3

Talent 3 (Eigenschreibweise TALENT 3) heißt eine Familie von Triebzügen des Herstellers Bombardier Transportation. Der in der dritten Generation gebaute Talent (Talbot leichter Nahverkehrs-Triebwagen) wurde in erster Generation 1996 von der Aachener Waggonfabrik Talbot gebaut. Der Triebzug ist im Gegensatz zum Bombardier Talent 2 keine Neuentwicklung, sondern eine Weiterentwicklung des Talent 2, welchem der Talent 3 optisch ähnelt. Im Gegensatz zur zweiten Generation entspricht der Talent 3 nicht nur den deutschen, sondern auch den europäischen Normen.

Die ersten Züge dieses Typs sollten im Laufe des Jahres 2019 von mehreren Bahnunternehmen eingesetzt werden. Durch verzögerte Lieferungen und Zulassungen waren alle gezwungen, ihre Einsatzpläne zu ändern. Daraus folgte in den Medien eine gehäufte Erwähnung von Hersteller und Modell, was deren Bekanntheitsgrad bei den Bahnkunden steigerte.

Technik

Die Talent 3 sind elektrische Triebzüge, welche neben der Stromzufuhr über Oberleitung für den Betrieb auf nichtelektrifizierten Strecken auch mit Akkumulatoren und Brennstoffzellen ausgerüstet werden können. Die Einheiten können sowohl als S-Bahn-, Regional- oder Fernverkehrszüge geliefert werden, dabei sind unterschiedliche Wagenlängen und Türanordnungen möglich. Zudem ist die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h oder 200 km/h wählbar. Die Züge sind für alle vier europäischen Stromsysteme (1,5 und 3 kV Gleich- sowie 15 kV, 16,7 Hz und 25 kV, 50 Hz Wechselspannung) sowie als Mehrsystemtriebzüge bestellbar. Die Fußbodenhöhe kann an verschiedene Bahnsteighöhen (550, 760 und 960 mm) angepasst werden. Die Triebzüge können mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS ausgerüstet werden, sie entsprechen den TSI- und europäischen Normen. Wie bei den vorigen beiden Generation haben die Wagenkästen nach außen gewölbte Seitenwände und damit einen ovalen Querschnitt.

Bei einer Ausschreibung der ÖBB über einen Rahmenvertrag von 300 elektrischen Triebwagen konnte sich Bombardier Transportation mit dem Talent 3 gegen den Stadler Flirt und den Siemens Mireo durchsetzen. Der Rahmenvertrag, welcher am 27. Dezember 2016 geschlossen wurde, hätte bei Abruf aller Einheiten einen Wert von 1,8 Mrd. Euro.

Vorarlberg

Im Zuge der Unterzeichnung des Rahmenvertrags erfolgte der erste Abruf von 21 Triebzügen in der Langversion für die S-Bahn Vorarlberg, welche als Baureihe 4758 bezeichnet werden. Diese Züge sollten die Kapazität in Vorarlberg erhöhen, um den stetigen Fahrgastzuwachs bewältigen zu können. Mit 104,5 Metern Länge wären die ÖBB Cityjets TALENT3, nach der Baureihe 4011 mit 185 Metern, die längsten Elektrotriebzüge der ÖBB-Flotte. Die sechsteiligen Elektrotriebzüge bieten rund 300 Sitzplätze und bis zu 42 Fahrradstellplätze (deren Anzahl in der kalten Jahreszeit mit geringem Umbauaufwand bspw. zugunsten von Skihalterungen reduziert werden kann). Sie erreichen eine Beschleunigung von bis zu 0,98 m/s² und sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h zugelassen. Um einen ebenerdigen Einstieg zu garantieren, wurden die Talent-3-Triebzüge mit einer Einstiegshöhe von 550 mm bestellt. Die Züge werden im deutschen Hennigsdorf gefertigt und kosten etwa 150 Millionen Euro. Die Züge werden im Cityjet-Design der ÖBB gestaltet.

Die für April 2019 geplante Einführung musste aufgrund von Verzögerungen bei der Zulassung mehrmals verschoben werden. Im Juli 2019 wurde in Dornbirn ein erstes Zugexemplar gezeigt und im Oktober 2019 wurde berichtet, dass die 21 Triebfahrzeuggarnituren fertig gestellt seien und, sofern deren Betriebssoftware zugelassen wird, ab Anfang April 2020 Zug um Zug auf Schiene kommen sollen. Im November 2019 nannte Bombardier als geplanten Einsatzbeginn das erste Quartal 2020. Nachdem dieser Termin nicht eingehalten werden konnte, gaben die ÖBB im Juni 2020 bekannt, dass mit einer zeitnahen Zulassung gerechnet wird. Nachdem eine bis 28. Februar 2021 befristete Genehmigung vorlag, nahm die ÖBB am 23. November 2020 den Probebetrieb mit Fahrgästen auf. Da Bombardier für diesen Probebetrieb nur eine einzige Garnitur zur Verfügung stellen konnte und sich weitere Verzögerungen im Zulassungsverfahren ankündigten, entschied sich die ÖBB, den Auftrag neu auszuschreiben, auch wenn dies vorerst nur ein „Plan B“ sei. Seit dem 18. Dezember 2020 befiand sich auch eine weitere Garnitur im Probebetrieb. Der Probebetrieb wurde im Jänner 2021 wieder eingestellt.

Tirol

Im Juni 2018 bestellten die ÖBB 25 weitere Talent 3 in der Langversion für den Einsatz in Tirol und Südtirol. Diese Züge werden 316 Sitzplätze haben. Laut ÖBB werden die Talent 3 ab August 2020 fahrplanmäßig in Tirol verkehren. Für den Betrieb auf der zukünftig umsteigefrei bedienten Relation Innsbruck Hauptbahnhof – Brenner – Bozen – Meran – Mals werden sechs Einheiten für 15 kV bei 16,7 Hz sowie 25 kV bei 50 Hz Wechsel- und 3 kV Gleichspannung ausgerüstet. Sie sollen ab 2021 zusammen mit dem Stadler Flirt von SAD Nahverkehr und Trenitalia zwischen Österreich und Italien verkehren. Die Einstiegshöhe wird 600 mm betragen. Die Züge werden in einem angepassten Cityjet-Design geliefert. Bei diesem Design sind die Streifen des normalen Cityjet-Designs unterhalb der Fenster als Bergsilhouette gestaltet, der Bereich darüber ist, bis auf ein schwarzes Fensterband, weiß gestaltet mit Platz für Logos der ÖBB, des Landes Tirol und der ÖBB-Marke CityJet.