ÖBB Reihe 2016 - Hercules

Ab 2002 wurden insgesamt 100 dieselelektrische Lokomotiven der ÖBB Reihe 2016 an die ÖBB geliefert. Sie ermöglichten einen wichtigen Modernisierungsschwung der ÖBB-Diesellok Flotte.

Paradigmenwechsel. Wurden die ersten ÖBB-Diesellokomotiven nach dem zweiten Weltkrieg ausschließlich mit dieselelektrischer Kraftübertragung ausgerüstet, so entschied man sich damals aus Gründen der einfacheren Wartung und leichteren Instandhaltung für alle künftigen Diesellok Generationen für einen dieselhydraulischen Antrieb. Während bei ersterem ein oder mehrere Dieselmotoren Generatoren antreiben, die letztlich die Traktionsenergie für die Fahrmotoren erzeugen, treibt beim dieselhydraulischen Antrieb (vereinfacht gesagt) der Dieselmotor das Fahrzeug über ein Wendegetriebe an.

2016.031 mit einen City Shuttle auf der Strecke Leobersdorf-Weißenbach bei Wittmansdorf am 5. 11. 2020 © Markus Pichler
2016.003 mit 4 PKP Güterwaggons als VG77207 zur Frohsdorfersiedlung nach Pitten am 26. 5. 2021 © Markus Pichler

Technische Daten:

Antriebsart:

Drehstrom Generator - GTO Stromrichter und Drehstrom Fahrmotore mit Ritzel-Hohlwellenantrieb

Dieselmotor:

MTU 16 V 4000 R1 (16 Zylinder, viertakt)

Nenndrehzahl des Dieselmotors [min-1]:

600 – 1.800

Tankinhalt [l]:

2.800

Begrenzungslinie:

UIC 505-1

Radsatzanordnung:

Bo’Bo‘

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit [km/h]:

140

Länge über Puffer (LüP) [mm]:

19.275

Drehzapfenabstand [mm]:

10.362

Drehgestellradsatzstand [mm]:

2.700

Kleinster Krümmungsradius (vmax= 10 km/h) [m]:

100

Min. Kuppenradius [m]:

250

Min. Muldenradius [m]:

300

Raddurchmesser(neu/abgenutzt) [mm]:

1.100/1.020

Dienstgewicht [t]:

80

Max. Radsatzlast [t]:

20

Meterlast [kg]:

4.150

Höchstleistung des Dieselmotors [kW]:

2.000

Antriebsleistung [kW]:

Ohne Zugheizung: 1.750, mit Zugheizung: 1600

Anfahrzugkraft [kN]:

250

Dynamisches Bremssystem:

Elektrodynamische Nutz- und Widerstandsbremse (Rückspeisung in die Zugsammelschiene bzw. für die Hilfsbetriebe je nach Möglichkeit)

Höchstleistung der dynamischen Bremse [kW]:

1.000

Max. Bremskraft der dynamischen Bremse [kN]:

100

Spannungssystem(e) der elektrischen Zugheizung (Zugsammelschiene):

1.000 V, 50 Hz, über Stromrichter

Max. Scheinleistung der Zugheizung [kVA]:

400

Hersteller:

Siemens

Herstellerbezeichnung ER20 /:

„Hercules“

Baujahre:

2002-2004

Anzahl (Ordnungsnummer):

100 Stk. (2016 001-100)

Jahrzehntelang wurden alle ÖBB-Dieselloks in dieser einfachen aber auch leistungstechnisch begrenzten Bauweise beschafft. Um die in die Jahre gekommenen Dieselloks der Reihen 2050, 2043 und 2143 zu ersetzen, wurde Ende der 1990er Jahre ein Projekt gestartet, das zum Inhalt die Erneuerung der Diesellokflotte hatte. Es sollten in drei Leistungskategorien über 200 Fahrzeuge beschafft und so für einen gehörigen Modernisierungsschub sorgen. Bei der neuen geplanten Streckendiesellok überlegte man sich erstmals seit über 40 Jahren wieder die Verwendung eines dieselelektrischen Antriebs.

Während des Bieterverfahrens kristallisierte sich heraus, dass doch nur zwei Kategorien von neuen Diesellokomotiven beschafft werden sollten. Nach der Endrunde wurde der Auftrag zur Lieferung der neuen Diesellok Generation an Siemens Transportation Systems vergeben. In dieser Ausgabe von „unsere ÖBB“ konzentrieren wir uns auf die neue Streckendiesellok, des Siemens Baumusters ER 20 – ÖBB Reihe 2016.

Drehstromantrieb
Ein Novum nach so langer Zeit war die Verwendung eines dieselelektrischen Antriebs für die 2.000 kW starke Streckendiesellok. Der eingebaute MTU Motor treibt dabei einen Drehstromgenerator an, der vier, insgesamt rund 1.600 kW starke Drehstrommotoren mit dem elektrischen Traktionsstrom versorgt. Nach der griechischen Mythologie sollte die neue Streckendiesellokflotte der ÖBB den Namen „Hercules“ tragen. Ursprünglich war die Beschaffung von insgesamt 140 Lokomotiven geplant. Infolge der Änderung des Flottenmanagements und auch mangels Bedarf blieb es bei einer Bestellung von 100 Fahrzeugen, die den Bahnbetrieb auf nicht elektrifizierten Strecken in Österreich revolutionierten.

Sämtliche Fahrzeuge wurden bei Siemens TS in München Allach (ehemals Krauss Maffei) gefertigt und beim ÖBB-Standort Wiener Neustadt in Betrieb genommen. Sofort nach der Betriebszulassung in Österreich gelangten die ÖBB-Hercules Loks zum Standort Graz, wo sie ab Mitte 2002 einen Großteil der Leistungen der damals dort eingesetzten 2143 übernahmen. Mit zunehmender Auslieferung wurden zuerst die Steiermark, dann auch zahlreiche Strecken in Niederösterreich auf die neue ÖBB-Reihe 2016 umgestellt. Besonders auf den dieselbetriebenen Steilstrecken können die Neubaufahrzeuge beweisen, was in ihnen steckt.

Internationaler Einsatz
Vor wenigen Jahren wurden einige 2016er auch für das Slowenische Streckennetz zugelassen. Im Einsatz stehen dort die Fahrzeuge zwischen Hodos-Pragersko-Ljubljana-Koper. Auch auf der Wocheinerbahn wurden sie bereits eingesetzt. Aktuell stehen zwei ÖBB 2016 in einem gemeinsamen Lok-Pool in Slowenien zur Bewältigung des Bahnverkehrs auf der Magistrale Ljubljana-Divaca zwischen Borovnica und Pivka im Einsatz. Insgesamt wurden 181 Loks der Siemens Reihe ER 20 gebaut.