Links und rechts der Bahn St. Pölten - Mariazell.

Die Streckenkarte der Mariazellerbahn

Angesichts der Abfahrtstelle im St. Pöltener Hauptbahnhof, die erst in späterer Zeit vom Bahnhofsvorplatz hierher verlegt wurde, kann man kaum erahnen, daß die Mariazellerbahn in ihrem weiteren Verlauf eine der schönsten Alpenbahnen Österreichs ist. In bezug auf die Kühnheit der Linienführung und die landschaftliche Schönheit der zu durchfahrenden Gegend ist sie Österreichs Populärster Gebirgsbahn über den Semmering oder den schönsten Bergbahnen der Schweiz durchaus ebenbürtig.

Für eine Fahrt nach Mariazell empfiehlt sich ein Fensterplatz in Fahrtrichtung rechts. Die 84 km lange Strecke verläuft durch das Einzugsgebiet von vier Flußtälern: Traisen, Pielach, Erlauf und Salza. Drei Wasserscheiden müssen überwunden werden, wobei der höchste Punkt der Strecke im Gösingtunnel bei 891,6 m liegt.

Mit einem Linksbogen verläßt die Schmalspurbahn das Stockgleis im westlichen Bereich des St. Pöltener Hauptbahnhofes (Seehöhe 273,2 m). Sie durchfährt noch im Stadtgebiet den Kleinen (138,10 m) und den Großen (273,58 m) Eisbergtunnel und erreicht nach kurzer Zeit den Zentralbahnhof der Schmalspurbahn "St. Pölten-Alpenbahnhof", im Volksmund kurz "Alm" (km 1,98,275,60 m) genannt. Hier befinden sich die Einrichtungen zur Remisierung, Wartung und Reparatur der Fahrzeuge der Mariazellerbahn. Weiters befinden sich hier die Umladeeinrichtungen des Güterverkehrs. Mit einem Rechtsbogen fährt die Bahn aus der "Alm" wieder hinaus. Die Trasse windet sich durch landwirtschaftlich genutztes Hügelland den Nadelbach aufwärts. Sie unterfährt die Westautobahn und übersetzt kaum merkbar einen Höhenrücken (315,15 m), der die Wasserscheide des Traisen- und Pielachtales bildet. Kurz nach dem Bahnhof Schwadorf (km 5,8, 312,7 m) übersetzt die Bahn auf dem Matzersdorfer Viadukt einen Graben. Sie erreicht die Erlauf, welche sie kurz vor der Haltestelle Völlerndorf (km 9,68 269,5 m) übersetzt. Bald darauf folgt der Bahnhof Obergrafendorf (km 11,96, 279,0 m). Hier zweigt die schmalspurige Flügelstrecke nach Gresten, im Volksmund "die Krumpen" genannt, ab. Der Bahnhof Obergrafendorf spielte zur Zeit des Dampfbetriebes eine bedeutende Rolle. Aus dieser Zeit ist noch das Rund-Heizhaus mit Drehscheibe erhalten. Die große Halle mit der ehemaligen Wagenwerkstätte ist ebenfalls noch vorhanden, wird mittlerweile aber anders genutzt.

Ohne Besonderheiten führt die Strecke weiter über Klangen (km 15,55, 296,9 m) nach Kammerhof (km 17,6, 308,4 m). Hier etwa geht das Ackerland in bewaldetes Hügelland über. Es vollzieht sich ein landschaftlicher Wechsel. Die Gegend wird anmutiger.

Es folgt Hofstetten-Grünau (km 19,52, 318,1 m). Das Tal verengt sich weiter bis Mainburg (km 22,88, 334,6 m) und Rabenstein (km 25, 341,0 m). Nach Rabenstein wird das Tal immer enger, und die Bahnstrecke zwängt sich zwischen Berghängen und der Pielach hindurch. Bis hier verläuft die Bahn immer links vom Fluß. Vor Steinklamm (km 27,37, 353,0 m) übersetzt die Trasse die Pielach und folgt von nun an dem rechten Ufer. Nach Steinschal-Tradigist (km 28,94, 359,4 m) erreicht sie den bedeutendsten Ort des Pielachtales: die schön gelegene, bekannte Fremdenverkehrsgemeinde Kirchberg (km 31,32, 372,0 m). Es folgen die Haltestelle Schwerbach (km 33,95) und der Bahnhof Loich (km 35,29, 400,5 m). Bis zu dieser Stelle ist im Güterverkehr der Mariazellerbahn die Beförderung von Normalspurwagen, aufgesetzt auf schmalspurige Rollwagen, möglich.

Kurz nach "der Loich" engt sich das Pielachtal zur Schlucht. Rechts von der Bahn - an der Einmündung des Weißenbach in das Schwarzenbachtal - sieht man noch kurz die Burgruine Weißenburg, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Daraufhin fährt die Bahn durch den 98,37 m langen Weißenburger Tunnel und in den Bahnhof Schwarzenbach an der Pielach (km 39,31, 429,5 m). Er liegt in einer kurzen Talerweiterung, der sogenannten "Schönau" und ist heute der Endpunkt für den gesamten Güterverkehr der Mariazellerbahn. Der Ort selbst liegt 7 km entfernt. Nach dem folgenden Schönau-Tunnel auch Schwarzenbach-Tunnel genannt- (61,45 m) übersetzt die Bahn die Pielach auf einer 20 m langen Brücke. Das Pielachtal verläuft jetzt in südlicher Richtung über den Ort Schwarzenbach zum Quellgebiet der Pielach, das sich am Hennesteck bei Annaberg befindet. Die Bahn allerdings schwenkt nach rechts und folgt nunmehr dem Nattersbach aufwärts.

Mariazell mit Mariazellerbahn

Ein Felsvorsprung wird im 29,65 m langen Natters-Tunnel durchfahren. Den bekannten Erholungsort Frankenfels (km 43,04, 482,7 m) erreicht man kurz später. Es folgt die Haltestelle Boding (km 46,47, 508,0 m). Zwischen den beiden letztgenannten Halten befindet sich in dem engen Tal am gegenüberliegenden Flußufer der Eingang zur bekannten Nixhöhle. Weiterhin in enger Tallandschaft verlaufend, übersetzt die Bahn den Nattersbach und erreicht ihren bedeutendsten Zwischenbahnhof Laubenbachmühle (km 48,32, 533,5 m). Bemerkenswert ist, daß zu diesem Bahnhof kein richtiger Ort dazugehört. Er wurde aus betriebsnotwendigen Gründen an dieser topographisch geeigneten Stelle angelegt. Ursprünglich blieb in Laubenbachmühle grundsätzlich jeder Zug etwa 10 Minuten stehen. Aber auch jetzt noch, mit vereinzelten Ausnahmen und kürzeren Stehzeiten, ist dies der Fall. Nicht zuletzt zeugt das auch heute noch vorhandene Bahnhofsbuffet von der einstmals großen Bahnhofs-Restauration und von diesen in der älteren Zeit der Eisenbahn nicht ungewöhnlichen "Verpflegshalten".

Die Strecke von St. Pölten bis Laubenbachmühle mit Höchststeigungen von 15%o wird als die "Talbahn" bezeichnet. Ab Laubenbachmühle nimmt der Trassenverlauf dann typischen Gebirgsbahncharakter an. Die nun folgende Teilstrecke bis Mariazell ist das weltweit bekannte Schaustück dieser Bahn. In Fahrtrichtung rechts ist hoch über dem Bahnhof Laubenbachmühle am Berg das Hotel Winterbach zu erkennen' neben dem die Bahn nach wenigen Kilometern Fahrt vorbeiführt. Vorerst verläuft die Trasse noch rund 3 Kilometer an der Ostseite des Natterstales zur Haltestelle Unterbuchberg (km 50,32, 550,70 m). Den hier bereits breiten Nattersbach wird die Bahn übrigens nochmals treffen. Und zwar unmittelbar nach seiner Quelle neben dem Nordportal des Gösingtunnels, wo der Bach nur ein dünnes Gerinne ist.

In einer Kehrschleife (Talschleife) wendet die Trasse um fast 180°, um am gegenüberliegenden Hang des Natterstales an Höhe zu gewinnen. Nach Durchfahren des im Bogen gelegenen Kerlsteintunnels (93,33 m) folgt eine Überbrückung des Natters- und Steinbaches und der Steinbachtunnel (49,13 m). Einige Seitengräben werden auf Steinviadukten übersetzt. Der Buchgrabenviadukt ist davon bemerkenswerterweise der einzige Viadukt der Mariazellerbahn mit 4 gewölbten Öffnungen. Alle anderen Viadukte im weiteren Streckenverlauf haben maximal nur 3 gewölbte Öffnungen. Es folgen noch der Weißwasser- und der Meierlberggrabenviadukt.
Nach der aufgelassenen Betriebsausweiche Oberbuchberg (km 53,8, 647,5 m) wird der Stockgraben ausgefahren, und nach dem 89,21 m langen Meierlbergtunnel folgt eine weitere Kehrschleife (Bergschleife). Dabei ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke ins Tal und auf die bereits durchfahrene Strecke. Wieder an der Lehne des Haupttales verlaufend, folgt der Stettenriegeltunnel (43,26 m). Die Bahn befindet sich hier genau über dem Bahnhof Laubenbachmühle, aber bereits hoch am Berg und nur noch knapp unterhalb des Hotels Winterbach. In einem weiteren, fast 180°-Bogen, der teilweise in einen Felseinschnitt verlegt ist, erreicht die Bahn den Höhenrücken, der die Wasserscheide zwischen Nattersbach- und Jeßnitztal (Erlauf) bildet. Sie gelangt in den Bahnhof Winterbach (km 57,12, 718,1 m), der bereits als Ausgangspunkt für Wanderungen in das Naturschutzgebiet Ötscher-Tormäuer genützt werden kann.

Am Höhenrücken entlang verlaufend, gelangt die Trasse neuerlich ins oberste Nattersbachtal und zum zweiten Mal in den Sturzgraben, der auf dem dreibogigen Eierzeil- und Sturzgrabenviadukt übersetzt wird. Durch dichten Buchenwald verlaufend, steigt die Strecke weiter mit bis zu 27%0zum Bahnhof Puchenstuben (km 60,99, 802,6 m, Ort 871,0 m), wobei sich immer wieder schöne Ausblicke auf die nun in Fahrtrichtung links tief unten im Tal verlaufende zurückgelegte Strecke ergeben.

Nach Übersetzen des 29 m hohen Puchenstubenviaduktes und ununterbrochener Bogenfolge wird der Beinriegeltunnel (121,53 m) und der Florkogeltunnel (77,52 m) durchfahren. Nach Übersetzen des Quellgebietes des Nattersbaches wird das Nordportal des Gösingtunnels erreicht. Mit 2.369,46 m Länge ist er der sechstlängste Eisenbahntunnel in Österreich. Er verläuft mehr als zur Hälfte in Naturstein (ohne Ausmauerung). Im Tunnel selbst wird bei 891,6 m der höchste Punkt der Mariazellerbahn und die Wasserscheide von Nattersbach/Pielach zur Erlauf erreicht. Von Laubenbachmühle (534 m Seehöhe) bis hierher hat die Bahn auf 17 km Länge 358 Höhenmeter überwunden. Die Höchststeigungen dabei betrugen 27 PO.

Unmittelbar nach dem Südportal des Gösingtunnels (km 66,7) folgt der Bahnhof Gösing (km 66,99, 889,0 m). In Fahrtrichtung rechts präsentiert sich nun erstmals der Ötscher von seiner schönsten und beeindruckendsten Seite. Während die Westseite des sagenumwobenen "Altvaters der Berge" als wenig auffallender Wald- und Wiesenberg erscheint, bricht die Nordostkante dieses langgezogenen Höhenrückens in einem wildzerklüfteten Steilabfall - dem "Rauhen Kamm" und dem "Teufelsriedl" - zum tiefeingeschnittenen Schluchtensystem der Erlauf und ihrer Nebenflüsse ab.
Obwohl man vom Bahnhof Gösing aus "nur" den sogenannten "Herrenstand" (auch "Herrensitz", 1.888 m) und nicht den höchsten Punkt des Berges mit dem Gipfelkreuz sieht (wenn dies auch so scheint), ist der Blick von Gösing auf diesen Berg der zweifelsohne schönste. In weiterer Folge der Strecke bieten sich zwar auch immer wieder Ausblicke auf den alles überragenden Riesen, die aber dann immer deutlicher hervortretende, langgestreckte, von Wiesen durchzogene, felsige Ostflanke ist nicht mehr ganz so eindrucksvoll. Sehenswerte Ausblicke bieten sich vom Bahnhof Gösing bei schönem Wetter auch auf die Gemeindealpe und weiter im Süden auf die Hohe Veitsch. Die Bahn selbst befindet sich an den obersten Hängen des Erlauftales. Der kleine Ort Erlaufboden liegt rund 400 m tiefer als Gösing, das lediglich aus einem großen Gutshof (Obergösing), dem Bahnhof und einem hervorragend geführten A-Hotel besteht. Die Trasse nimmt nun wieder eine ausgeprägte Lehnenführung an. Sie folgt mit stetigem Gefälle einem Seitental der Erlauf, dem Angerbachtal, das - vom "Großen Koller" überragt - vom Erlaufboden zum Sattel von Reith ansteigt, dem auch die Strecke der Bahn zustrebt. Unmittelbar nach dem Bahnhof Gösing durchbrechen die Gleise den Kostersitzfelsen in einem kurzen Einschnitt, führen unterhalb des Gutshofes Obergösing zum "Moos" und auf einem Viadukt über den Gösinggraben.

Verstärkte Garnitur mit Doppeltraktion 1099 bei der Einfahrt im Bahnhof Lauberbachmühle (Foto: Heinz Fahrngruber, Sommer 1996)

Unmittelbar danach verschwinden sie im 45,84 m langen Ameiskogeltunnel. Beim bald darauf folgenden Kilometer 68,5 war in den 20er Jahren ein Kohlenbergwerk mit Bahnanschluß, von dem aber heute so gut wie nichts mehr zu erkennen ist. Nach bogenreicher Linienführung folgt der Große Klausgrabentunnel (102,41 m) und nach Übersetzen des Klausgrabenviaduktes sofort der Kleine Klausgrabentunnel (35,40 m) und der Reithmauertunnel (63,14 m), ehe das höchste Brückenbauwerk der Mariazellerbahn, der 116 m lange und 37 m hohe Saugrabenviadukt, übersetzt wird. Nach einem Rechtsbogen erreicht die Bahn den Bahnhof Annaberg (km 71,29, 806,4 m) am Reither Sattel. Der Name des Bahnhofes ist etwas irreführend, denn genaugenommen handelt es sich um den Ortsteil Reith. Der Ort Annaberg ist 7 km von der Station der Mariazellerbahn entfernt. Vom Reither Sattel senkt sich die Strecke ins Tal. der Großen Lassing, die von der Sulzberggruppe her kommt. Kurz danach erreicht sie den an dieser Stelle ziemlich versumpften Lassing-Stausee, aus dem unter anderem das Wasser für das Kraftwerk Stierwaschboden stammt. Dieses Kraftwerk liefert den Strom für den Betrieb der Mariazellerbahn.
Über einen Damm mit Brücke übersetzt die Bahn das sumpfigschilfige Ende des Stausees, das ein Dorado für Wasservögel ist. Unter anderem sind hier auch Graureiher heimisch. In einem engen Linksbogen, eingezwängt zwischen Berghang und Stausee, umfährt die Bahn einen Felsrücken, kommt ins Einzugsgebiet der Kleinen Lassing, die als zweiter Fluß den Stausee speist, und erreicht die Haltestelle Wienerbruck-Josefsberg (km 72,86, 795 m). Der Ort Josefsberg ist das höchstgelegene Dorf Niederösterreichs und liegt, hoch über der Bahn, in 1.026 m Seehöhe. Der Josefsberg selbst ist 1.350 m hoch und mit seinen deutlich erkennbaren Skipisten in Fahrtrichtung links zu sehen. Im nun folgenden, sogenannten "Burger Bogen" (benannt nach dem dort befindlichen Hotel Burger "Zum Lassingfall") beschreibt die Bahn einen 180°Bogen.
Sie übersetzt die Kleine Lassing und steigt am südlichen Seeufer steil an, wobei sich in Fahrtrichtung rechts ein schöner Blick auf den Stausee und die Staumauer bietet. Aus dem hier steil zum Stierwaschboden abbrechenden Lassingtal - mit dem berühmten Lassingfall - kommt eine Starkstromleitung die die Verbindung zwischen dem Kraftwerk Stierwaschboden und der Fahrleitung der Mariazellerbahn herstellt.

Die Bahn biegt nun in südlicher Richtung aus dem Lassingtal ab und gelangt an den Fuß des Josefsberges, wobei sie mehrere quer zur Haupttalrichtung der Erlauf verlaufende sogenannte "Kienbäche" übersetzen muß. Als Kienbäche werden Gräben bezeichnet, die von den Hängen des Josefsberges in Richtung Erlauf verlaufen. Der Höhenrücken, der Lassingtal und Raingraben trennt, wird im Raingrabentunnel (269,04 m) durchfahren und unmittelbar danach der Raingraben auf der 40 m lagen Raingrabenbrücke übersetzt. Die Bahn erreicht das Gebiet des Lassingkienbachtales, folgt ihm ein kurzes Stück aufwärts und verläuft dabei stets in prachtvoller, unberührter Natur mit dichten Nadelwäldern und wildzerklüfteten Felspartien. Auf der Lassing-Kienbachbrücke wird das Tal übersetzt und durch den Kienbachtunnel (375 m) das Erlauf-Kienbachtal erreicht. Mit dem Erlauf-Kienbachviadukt und dem Kienbach-Klauseviadukt werden tief eingeschnittene Seitentäler überbrückt, wobei sich die Trasse der Bahn jetzt den sogenannten "Zinken" oder auch Erlaufmäuer nähert. Ihren Namen haben sie von mehreren hoch aus der tief eingeschnittenen Erlaufschlucht aufragenden Felszacken. Sie überragen das Tal der heute in diesem Abschnitt fast wasserlosen Erlauf, deren Wasser im Erlaufklause-Stausee gespeichert wird. Von dort wird es durch einen Druckstollen ebenfalls dem Kraftwerk Stierwaschboden als zweite Wasserquelle neben dem Lassingstausee zugeleitet. Bereits im Signalbereich der Station Erlaufklause erreicht die Bahn den obersten Rand der Erlaufschlucht.

Nostalgieverkehr im Winter (Foto: Feuerfeil)

Der nun folgende kurze Streckenabschnitt mit prachtvollem, wildromantischem Panorama ist der landschaftlich schönste und ungemein kühn trassierte Teil der gesamten Mariazellerbahn. Drei aufeinanderfolgende Felsformationen werden- mit dem Kleinen Zinkentunnel (59 m), dem Großen Zinkentunnel (68,53 m) und dem Erlaufklausetunnel (111,16 m) durchbrochen. Zwischen den drei Tunnels müssen zwei in den Fels eingegrabene steile Rinnen mit gewölbten Steinbrücken übersetzt werden. Dabei bietet sich in Fahrtrichtung rechts immer wieder eine gute Aussicht auf die Zinken und ins Tal der trockenen Erlauf.

Unmittelbar nach dem Erlaufklausetunnel wurde der Bahnhof Erlaufklause(77,24 km, 814,8 m) auf einer mit Tunnelausbruchsmaterial aufgeschütteten Terrasse angelegt. Vom Bahnhof Erlaufklause sieht man rechts den dunkelgrünen Erlaufklause-Stausee und im Hintergrund das nunmehr in seiner ganzen Breite sichtbare Massiv des Ötschers.

Unmittelbar vor der Bahn erhebt sich der südlichste Zacken des Ötschermassivs, die Gemeindealpe (1.626 m). Hoch am Uferrand dem Erlaufstausee folgend, muß die Bahn zwei tief eingeschnittene Seitenarme des Sees auf der Kuhgrabenbrücke (68 m lang, 30 m hoch) und der kurz darauf folgenden Eselgrabenbrücke (50 m lang, 20 m hoch) übersetzen. Es waren dies die beiden letzten, technisch bemerkenswerten Bauwerke der Mariazellerbahn. Angesichts der immer näher rückenden Gemeindealpe verläuft die Strecke jetzt durch eine deutlich lieblichere Hügellandschaft mit weiten Wiesenflächen und kurzen Waldabschnitten. Den Erlaufstausee noch bis zur Einmündung der Erlauf ausfahrend, wird die bedeutende Fremdenverkehrsgemeinde Mitterbach (km 80,35, 793,2 m) - gleich an der Steirischen Landesgrenze - erreicht. Unmittelbar nach dem Bahnhof Mitterbach etwa dort, wo die Brücke der Bundesstraße die Bahn quert - wird die Landesgrenze zur Steiermark überschritten. Der letzte Teil der Mariazellerbahn verläuft jetzt mit mäßiger Steigung durch moorige Wiesen der Wasserscheide zur Salza entgegen nach Mariazell (km 84,23, 849,2 m). Links der Bahn ist schon von weitem die Bürgeralpe (1.247 m) mit der sie krönenden Erzherzog-Johann-Aussichtswarte zu sehen.

Der Bahnhof Mariazell wurde bei der Gründung der Bahn außerhalb des Ortes Mariazell im Gemeindegebiet von St. Sebastian angelegt. Die etwa zwei Kilometer Entfernung zum Stadtzentrum wirken sich heute für den Fremdenverkehr mit der Eisenbahn von und nach Mariazell nachteilig aus. Damals nahm man sie in Kauf, weil eine Weiterführung der Strecke ins Salzatal nach Gußwerk und, wie ursprünglich geplant, sogar über den Seeberg bis Kapfenberg aus topographischen Gründen nicht anders möglich gewesen wäre. Der weitere Verlauf der Strecke von Mariazell Richtung Gußwerk ist an Hand der vorhandenen, völlig intakten Gleisanlagen dokumentiert. Besonders fällt der unmittelbar nach dem Bahnhof Mariazell beginnende, reich gewundene Abstieg durch den Türkengraben und weiter an den Hängen des Rasingberges in das Grünautal und damit ins Einzugsgebiet der Salza in die sogenannte Rasing auf. Der Verkehr auf diesem Streckenabschnitt ist allerdings bereits seit 1988 eingestellt.