Der Rollbock- bzw. Rollwagenbetrieb auf der Mariazellerbahn
Um das Umladen von Gütern zwischen Normalspur- und Schmalspurgüterwagen in St. Pölten zu vermeiden und Normalspurgüterwagen auch auf der Schmalspurstrecke zu befördern, wurde schon 1909 ein sehr interessantes, technisches System zur Einführung gebracht. Die Grazer Waggonfabrik baute 24 sogenannte "Rollböcke". Es sind dies ganz kleine vierachsige Untersatzwagen mit einem gabelförmigen Aufbau. Mit diesen Untersatzwagen ist es möglich, zweiachsige Normalspurgüterwagen auch auf der Schmalspurstrecke zu transportieren.
Zu diesem Zweck werden die Rollböcke in eine Grube geschoben, der Normalspurgüterwagen darüber gezogen und die Achsen des Normalspurgüterwagens in den Gabeln der Rollböcke aufgesetzt. Beim Herausziehen der Rollböcke aus den Rollbockgruben rastet die Gabel in den Achsen ein und hebt den Normalspurwagen geringfügig an, der sodann auf den Rollböcken aufsitzt. So kann er relativ problemlos befördert werden. Diesen Rollbockbetrieb gab es von 1909 bis zum 8. Juli 1987.
Normalspurgüterwagenbeförderung auf Rollböcken ist zwischen der Umladeanlage in St. Pölten-Alpenbahnhof und dem Bahnhof Loich möglich. Loich ist deshalb Endstation, weil kurz nach diesem Bahnhof der erste Streckentunnel der Bahn im Güterverkehr (Weißenburgertunnel) liegt (zwischen St. Pölten-Haupt- und -Alpenbahnhof besteht kein Güterverkehr). Durch Tunnels aber ist der Transport von aufgeschemelten Normalspurwagen aus Profilgründen nicht möglich. In den letzten Jahren erfolgte eine Totalerneuerung des Normalspurgüterwagenparks. Die Güterwagen wurden immer schwerer, und es kamen auch in größerer Zahl vierachsige Güterwagen in Verkehr, die mit Rollböcken nicht befördert werden können. Die ÖBB entschlossen sich daher zum Ersatz der Rollböcke durch 40 schmalspurige Rollwagen. Es sind dies im wesentlichen vierachsige Schmalspurgüterwagen sehr niedriger Bauart, deren Rahmen lediglich ein Normalspurgleis trägt. Die Verladung der Normalspurwagen erfolgt in ähnlicher Art wie bei den Rollböcken. Die Wagen werden in eine Grube geschoben und die Normalspurwagen auf das darauf verlegte Gleis gezogen. Mit diesen Rollwagen, mit denen jetzt ausschließlich der Huckepack-Verkehr von Normalspurgüterwagen erfolgt, ist es möglich, alle Arten von Normalspurgüterwagen, auch solche vierachsiger Bauart, im wesentlichen ohne Gewichtsbeschränkung zu befördern.