Aus der Chronik des Bahnhofs Steinakirchen am Forst

Der Bahnhof Steinakirchen am Forst in den 60er Jahren. (Foto: 23. April 1969, Harald Herrmann/Sammlung Bahnhof Steinakirchen am Forst)
Der sich für den Bahnbau hervorragend einsetzende Monsignore Pfarrer Ignaz Drimmel (zweiter von rechts) mit anderen maßgeblichen Funktionären. (Foto: 29. Juni 1927, Sammlung Bahnhof Steinakirchen am Forst)
Oben und Unten: Güterzug mit 2095.13 in Wang. Die dem Bahnhof Steinakirchen unterstellte und mit einem Geschäftsführer besetzte Halte- und Verladestelle Wang wurde mit 30. August 1966 in eine unbesetzte Halte- und Ladestelle umgewandelt. (Fotos: 23. April 1969, Harald Herrmann/Sammlung Bahnhof Steinakirchen am Forst)

In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden - den in Aussicht gestellten Bahnbau betreffend – die ersten Begehungen, Vermessungen und Verhandlungen durchgeführt.

Dies war damals eine schwierige Angelegenheit, zur Erklärung einige Vorfälle bei der Begehung: Der Gemeinderat des Dorfes Zarnsdorf betonte einstimmig, eine Bahn brauchen wir nicht, denn wir können unsere Hühner doch nicht zusammenführen lassen. Bei der später durchgeführten Trassierung wurde tatsächlich ihrem Einwand stattgegeben und deshalb die Haltestelle Zarnsdorf 1 km vom Ort entfernt nach Loising verlegt – einer kleinen Ortschaft zur Gemeinde Etzerstetten gehörig.

Ein anderer Fall sei hier ebenfalls erwähnt: Ein Bürgermeister eines Ortes, welcher seinen Hof ziemlich am Berghang hatte, brachte den Einwand vor ”Er sei für den Bau der Bahn sofort einverstanden, wenn der Bahnhof gleich bei seinem Haus in den Garten kommt“.

Solche und ähnliche Wünsche und Aussprüche gab es mehrere, hauptsächlich die Grundeigentümer kamen immer wieder mit derartigen Anliegen.

Mit den Vorarbeiten zum Bau der Bahn wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts fortgesetzt, jedoch blieb dann der Akt irgendwo im Schrank unten zu liegen, bis dann der Hammerherr Pötsch (er hatte in der Aumühle, welche sich zwischen Perwarth und Randegg befand, eine Sensen- und Sichelschmiede in Betrieb) seinen ganzen Einfluß beim Land und beim Ministerium geltend machte. Mit Hilfe der Abgeordneten erreichte er dann, daß die Vorarbeiten zum Bahnbau im Jahre 1910 wieder aufgenommen wurden. Herr Pötsch war deshalb so sehr an dem Bahnbau interessiert, da er der größte Produzent von Sensen und Sicheln war und seine Produkte sogar bis Rußland geliefert wurden. Der Transport dieser Güter mußten vor dem Bahnbau durch den Frächter Krenn aus Brunning (welches zur Haltestelle Marbach gehört) von Gresten bis zum Bahnhof Wieselburg durchgeführt werden.

Im Jahr 1912 war dann der erste Schritt durch die Offerteinholungen getan, über die auch die Vergabe der Arbeiten erfolgte. Die Hochbauarbeiten wurden dem Baumeister Peter Reider aus Steinakirchen für die Strecke Breiteneich bis Gresten übertragen. Die Tischlerarbeiten bekam die Firma Wagner, die Schlosserarbeiten die Firma Landler-Beierl, beide aus Steinakirchen. Baumeister Reider hatte als Arbeitsgemeinschaft mit einem Kollegen aus Mank ein Baulos zur Ausführung des Tiefbaues erhalten.

Zur Freude aller Erlauftaler ging der Hoch- und Tiefbau gut vorwärts und mit Sommerbeginn 1912 waren somit die Bahnhöfe, Brücken und Dämme im Rohbau beinahe fertig.

Im Juli 1914 kam dann die allgemeine Mobilmachung, womit der Weltkrieg seinen Anfang nahm. An den betreffenden Bahnhöfen wurden nur mehr die Fenster und Türen fertiggestellt, sowie auch die Fußböden.

Im Jahr 1915 brachte man einen größeren Transport Flüchtlinge aus Südtirol, welche in den Bahnhöfen als Notunterkunft untergebracht wurden. Auch noch nach Kriegsende boten die Bahnhöfe so mancher Familie als Notquartier. Im Zuge des langsamen Aufbaues der Wirtschaft fand es Pfarrer Mons. Ignaz Trimmel – ein maßgebender Funktionär des Verbandes ländlicher Genossenschaften – als unumgänglich notwendig, daß die Weiterführung des Bahnbaues oberstes Gebot sei. Seine Verbindungen zu hohen Stellen, sowie sein Pioniergeist brachten es zustande, daß man sich der verwaisten Trasse wieder erinnerte und die Bewilligung für die Fertigstellung erteilte.

Im Sommer des Jahres 1928 war es dann soweit, die Bahn wurde feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

Der erste Zug, welcher unsere Strecke befuhr, wurde mit großer Begeisterung erwartet, dem außer Bundespräsident Dr. Wilhelm Heinisch auch Persönlichkeiten des Ministeriums sowie der Landesregierung entstiegen.

In dankbarer Erinnerung gedachte man jenen tapferen und von zäher Ausdauer erfüllten Männer aus Wirtschaft und Verwaltung, welche den Bau der Bahn verwirklichen halfen.

Am 29. Juni 1952 feierte unsere Bahn das 25jährige Bestandsjubiläum. Ein Sonderzug kam im Bahnhof Steinakirchen um 11:13 Uhr an. Unter den prominenten Gästen, die dem Sonderzug entstiegen, war Staatssekretär Übleis. Zur Begrüßung am Bahnhof fanden sich die Landtagsabgeordneten Etlinger und Sigmund, sowie unser Bürgermeister Eppensteiner und Gemeinderäte und Abordnungen der einzelnen Verbände ein. Ein Mädel trug ein sinnreiches Gedicht vor und ein Chor der Hauptschule sang Lieder. Während der Feierlichkeiten spielte die Marktkapelle flotte Weisen. Bei der Feier waren auch zwei Mitbegründer unserer Bahn, Herr Nationalrat Geyer aus Ferschnitz und Kaufmann Pregartbauer aus Gresten.

29. März 1967: Beginn der Gleisneulage zwischen Bahnhof Steinakirchen und Wang.

1. Jänner 1987: Der Bahnhof Steinakirchen wird dem Bahnhof Gresten unterstellt und in einen Geschäftsführerbahnhof umgeandelt.

24. Mai 1993: Beginn des Zugleitbetriebes Wieselburg - Gresten. Der Bahnhof Steinakirchen wird zur Zuglaufstelle SK und bleibt mit einem Scheankenbediener bis zur Fertigstellung der funkgesteuerten Schrankenanlage im km 48,169 besetzt.

9. Juni 1994: Abbruch des Aufnahmegebäudes der Zuglaufstelle Randegg durch die StrTtg St. Pölten.

1997: Umspurung der Strecke Gresten - Wieselburg von Schmalspur auf Normalspur