Semmering

”Winter am Bahnhof Semmering“. 1042.586 bei der Ausfahrt Richtung Mürzzuschlag. (Foto: Erich Kodym)
”Die moderne Bahn“. Die Brennerlok 1822.004 bei Testfahrten im Bahnhof Semmering. Im Hintergrund das Ghega-Denkmal. (Foto: Erich Kodym)
Triebwagenschnellzug 4010.008-3 aus Mürzzuschlag kommend bei der Einfahrt in den Bahnhof Semmering. (Foto: Erich Kodym)
Ein Wanderer vor der Kalten Rinne. (Foto: Jörg Kodym)
1042.671 bei der Durchfahrt durch die Haltestelle Wolfsbergkogel Richtung Semmering. Im Hintergrund das ”Kurhaus“ . (Foto: Erich Kodym)
Wanderparadies Semmering. (Foto: Tourismusverband Semmering)

Der Kurort Semmering
Kaum zwei Schnellzugstunden entfernt von der Großstadt Wien liegt eine der schönsten österreichischen Gebirgsgegenden, der heute in der ganzen Welt bekannte Semmering.

Wenn heute der Semmering durch seine klimatisch gute Lage Weltruf hat, so war er früher schon als Handelsweg unseren Vorfahren bekannt. Kaiser Karl Vl. ließ im Jahre 1728 über den Semmeringpaß eine Straße anlegen, die wir noch heute als die "alte Straße" kennen; die Stände Österreichs errichteten zum Dank das noch heute bestehende Denkmal hinter dem Hotel "Erzherzog Johann". Mit dieser Erschließung begann auch die verstärkte Besiedlung des Semmerings, vorerst durch Bauern. Die Straße wurde durch die im Jahre 1841 dem Verkehr übergebenen Reichsstraße ersetzt.

So wie sich Ing. Ghega durch den Bau der Semmeringbahn ein unauslöschliches Denkmal setzte, so verdankt der heutige Kurort dem Generaldirektor der Südbahn, Friedrich Schüler, sein Entstehen. Ing. Ghega ermöglichte es durch seinen Bahnbau, dieses herrliche Gebiet leichter zu erreichen, und Generaldirektor Schüler legte durch den Bau des Südbahnhotels im Jahre 1882 den Grundstein zum heutigen, so gern besuchten Kurort. Früher gab es nur das Einkehrgasthaus Hotel "Erzherzog Johann" am Semmeringpaß.

1889 war auch das weithin bekannte Hotel "Panhans" von Vinzenz Panhans aus Kaaden, dem ersten Pächter des Südbahnhotels, eröffnet worden. 1913 beträchtlich erweitert, gehörte es mit 400 Zimmern und Appartements zu den größten des europäischen Festlandes. Weitere Hotels folgten, dazu Pensionen und Villen. Auch Kaufleute ließen sich nieder. Bereits 1886 wurde die erste Villenkolonie angelegt. Die erste Wasserleitungsanlage wurde 1893 erbaut. Heilanstalten und "Kurhäuser" wurden gegründet, u.a. die Wasserheilanstalt unterhalb der Station Semmering (1896), das Kurhaus am Wolfsbergkogel (1909), das Palace Sanatorium oberhalb der Semmeringstraße (1912). Neue Straßen durchzogen die Wälder, Promenadenwege wurden angelegt. Besonders verdient machte sich dabei Fürst Johann II. von Liechtenstein, der Eigentümer und Jagdherr ausgedehnter Reviere bis hinüber zum Kaltenberg, der Kampalpe und dem Drahtekogel, in denen prächtige Wildbestände gepflegt wurden. Ihm verdankt man auch die Straße von der Paßhöhe auf den Sonnwendstein.

Touristische Einrichtungen wie Tennis, Golf und Wandern im Sommer sowie Rodeln und Schifahren im Winter machten den Semmering zu einem beliebten Urlaubsziel. Das Fremdenverkehrsangebot schlug sich auch in den Übernachtungsziffern nieder: so hatte der Semmering im Jahre 1936/37 33.394 Besucher mit 239.958 Übernachtungen. Waren bis vor dem zweiten Weltkrieg die Gäste vor allem aus den östlichen Ländern Europas gekommen, so kamen nach dem zweiten Weltkrieg die Urlauber hauptsächlich aus dem Raum Wien und dem Westen Europas.

Zur besseren Erschließung der Berggebiete waren seit frühesten Tagen einige elektrische bzw. auch Adhäsionsbahnen geplant; so zum Beispiel sollten solche Bahnen von Gloggnitz nach Maria Schutz und auf den Paß, von Gloggnitz über Kirchberg nach Aspang, von Payerbach zum Orthof und von Payerbach nach Prein gebaut werden. Der zunehmende Autoverkehr verhinderte jedoch diese Projekte. Anstatt dessen wurden die Berge durch Seilbahnen, Sessellifte und Schlepplifte erschlossen. Auf die bedeutendsten Erhebungen führen Straßen.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs ist auch die Zahl der Ansässigen im Semmeringgebiet sprunghaft angewachsen. In der Zeit von 1869 bis 1920 von 2.096 auf3.920, also fast das Doppelte.1919 wurde Semmering eine eigene Ortsgemeinde, nachdem es bis dahin zur Ortsgemeinde Breitenstein gehörte.1921 erhielt der Ort ein eigenes Kurstatut und den Rang eines heilklimatischen Höhenluftkurortes. 1934 betrug die Wohnbevölkerung 1.742 Einwohner. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wurde der Semmering Frontgebiet.

1912 wurde der Semmering zum ersten Mal von Eduard Nittner überflogen.

Kurort Semmering
Der heilklimatische Höhenluftkurort Semmering mit seinem bekannt milden Reizklima bietet dem Gast in 34 Betrieben 800 Fremdenbetten an. Ein modern eingerichtetes Kurmittelhaus sorgt für vielfältige Erholungs- und Gesundheitsprogramme (z. B. Frischzellenkur nach Professor Niehans, Kneippkuren, hydrotherapeutische Behandlungen usw.). Für die Tagesbesucher warten außerdem 700 Plätze in gutgeführten und preiswerten Restaurants. Die Besucher des Semmerings setzen sich aus zwei Zielgruppen zusammen: Erholungsurlauber und Sporturlauber. Die Lage des Semmerings ist dafür ideal. Das Sportzentrum (Lifte, Sprungschanze, Loipe, Tennis, Tennishalle, Minigolf usw.) befindet sich direkt auf der Paßhöhe, unmittelbar neben der Bundesstraße. Das Erholungszentrum befindet sich abseits von Verkehr und Straße und garantiert dem Erholungssuchenden die gewünschte Ruhe in einmaliger Landschaft (Panoramablick Rax, Schneeberg, Adlitzgraben, Schwarzatal).

Fremdenverkehr
Mit einer Nächtigungszahl von rund 160.000 Übernachtungen liegt der Semmering weiterhin an vorderster Stelle der Fremdenverkehrsorte in Niederösterreich, und das trotz der vorübergehenden Sperre der beiden größten Hotels - Panhans und Südbahnhotel -, die früher das Herz des Fremdenverkehrs am Semmering bildeten. Daß der gute Platz in der Statistik behauptet werden konnte, ist darauf zurückzuführen, daß die meisten bestehenden Betriebe große finanzielle Anstrengungen auf sich nehmen, um dem Gast den heute gewünschten Komfort zu bieten. Beide Hotels (Panhans, Südbahnhotel) werden in nächster Zeit wieder eröffnet.

Sport
Für den Wintersport stehen 4 Schiabfahrten und zwei Sessellifte (davon eine Doppelsesselbahn) und 5 Schlepplifte zur Verfügung. Dem Langläufer und Schiwanderer werden präparierte Loipen angeboten. Die Schischule ist ausgezeichnet geführt und hat Kurse für alle Leistungsklassen sowie einen Schikindergarten. Für schwächere Schifahrer ist eine leichte Familienabfahrt vorhanden, die auch dem Anfänger die Abfahrt vom Hirschenkogel ermöglicht. Eislaufplatz, Eisstockbahn, 2 Rodelbahnen sowie Pferdeschlitten perfektionieren das Programm für den Winterurlauber. Im Sommer stehen dem Gast ein Golfplatz mit 9 holes, zwei Tennisplätze (Tennishalle), eine Minigolfanlage, ein öffentliches Hallenschwimmbad (ab der Wintersaison 1978/79) sowie unzählige Kilometer Wanderwege zur Verfügung.

Wanderungen:
Über den Roten Berg zur Kalten Rinne: Vom Südbahnhotel die Meiereipromenade (grün) zur Meierei, dann weiter zum Rotgraben, am Roten Berg entlang durch den Wald zur Oberen Adlitzgrabenstraße in 1½ Stunden. Zurück dann entweder durch die Kalte Rinne, Unterer Adlitzgraben, Gläserstraße, Wolfsbergkogel, Südbahnhotel in 1½ Stunden oder verbunden mit einem Besuch bei den Falkensteinhöhlen und dem Gaiskircherl zum Orthof nach Breitenstein in 1½ Stunden und mit dem Zug nach Semmering.

Auf den Hirschenkogel (1.318 m): Entweder mit dem Lift oder zu Fuß auf der Rodelbahn (grün) oder auf der Sonnwendsteinstraße. Herrliche Aussicht bis ins Mürztal und die umliegenden steirischen und niederösterreichischen Gebirgszüge.