Nachdem seit Ende 1989 keine Autokolonnen mehr durch Schottwien rollen, ist hier wieder paradiesische Ruhe eingekehrt. Ein Besuch dieses so pittoresk zwischen Felsen eingebetteten, alten Fuhrwerkermarktes lohnt sich wieder. Große Gebäudekomplexe zeugen noch von der "Goldenen Zeit" Schottwiens. Damals besorgten 200 Pferde den Vorspanndienst über den so beschwerlichen Semmeringpaß. 10 Erklärungstafeln an historisch interessanten Gebäuden und Denkmälern machen einen Spaziergang durch den Ort zu einem kleinen historischen Ereignis. Eines der Ältesten Häuser in Schottwien ist das "Alte Doktorhaus", in dem heute auch regelmäßig Hobby-Tischler- und Hozschnitzer-Kurse veranstaltet werden. Haben Sie schon von den "Schottwien-Maria Schutzer Rundwanderwegen" gehört?
Gemeindeamt
A-2641 Schottwien
Tel. 02663/(8)213
Geschichten um die Schottwiener Pfarrkirche
Bereits um 900 nach Christus soll es im (heutigen) Schottwien ein Holzkirchlein gegeben haben. Rund 350 Jahre später wurde es bei einem verheerenden Unwetter einfach weggespült. Erst um 1400 hat der Marktrichter Lindner die Michaelskapelle gestiftet. Es handelt sich dabei um das nördliche Seitenschiff. 1511 soll die Kirche im Wesentlichen so ausgesehen haben wie heute. Nur der Turm war oben achteckig. Das blieb bis zum großen Schottwien Brand 1846. Der Turm stürzte ein. Und ein neuer wurde errichtet, doch so miserabel, daß er nicht einmal die Glocken aufnehmen konnte. Ein hölzerner Glockenstuhl neben der Kirche war notwendig. 1888 wurde mit der Generalsanierung, die 10 Jahre dauern sollte, begonnen. Unter Gustav von Neumann, Hausarchitekt des Fürsten Liechtenstein, wurde die Kirche wieder ein Schmuckstück. Betrachtet man die Kirche von außen, entdeckt man eine beim oberen Turmfenster ausgebrochene Mauer. Doch der Schein trügt, kein Granattreffer aus dem 45er Jahr, sondern die Glocken der 50er Jahre waren zu groß gewesen und zum Zumauern ist man dann nicht mehr gekommen...
Der Friedhof war bis 1791 um die Kirche, alte Grabsteine sind noch an der Kirchmauer eingemauert. Die Innengestaltung des Baus ist konsequent im neugotischen Stil. Aus der Barockzeit stammt das Grabmal derer von Wallsegg rechts vom Hochaltar. Sie waren die Burgherren von Klamm und die Herrschaft von Schottwien.
"Mozarts Requiem"
Die Kirche ist auch eng mit Mozarts "Requiem" verbunden. Graf Wallsegg gab wohl Mozart den Auftrag zu diesem Werk, behauptete aber selbst der Komponist zu sein. Der geheimnisvolle Überbringer des Honorars und Abholer der Partitur war der Verwalter des Grafen. Sein Sohn, Johann Leitgeb, liegt übrigens im Schottwiener Friedhof (Pyramidengruft) begraben. Da viele Mitglieder des Wallseggschen Orchesters aus Schottwien und Umgebung stammten, ist dieses Werk nach Überlieferung wahrscheinlich hier geprobt worden. Es gäbe noch viel über diese Kirche und den Markt Schottwien zu erzählen. Vielleicht helfen Ihnen die Erklärungstafeln, an historisch wertvollen Gebäuden und Denkmälern, die Geschichte Schottwiens besser zu verstehen.
Die Spezialitäten Schottwiener Wirte
Im Gemeindegebiet von Schottwien/Maria Schutz hat jeder Wirt seine Spezialitäten.
- Beim "Brückenwirt" (Franz Haselbacher) in Schottvvien gibt es die gutbürgerliche Gasthausküche. Das "Maria Schutzer-Stüberl" gleich neben der Wallfahrtskirche überrascht mit hausgemachten Mehlspeisen, dem Maria Schutzer Törtchen und den Riesenkrapfen.
- Der "Kirchenwirt" bietet seine original Klosterkrapfen, die Klostersuppe, das Pilgerschnitzel und das Klosterpfännchen an.
- Der Gasthof "Auerhahn" hat seine Weinbergschnecken nach altem Hausrezept zubereitet.
- Der "Bärenwirt" in Greis hat die hausgemachten Bratwürstel, die Blunzen etc.
- In der "Schwarzenberghütte", zirka eine Gehstunde von Maria Schutz entfernt, auf der hinteren Seite des Sonnwendsteins, gibt es ebenfalls selbstgemachte Bratwürstel, Verhackert's und Apfelmost.
- Die "Poleroshütte", mit der es nun wieder auf dem Sonnwendstein bei der Bergstation des Liftes einen gastronomischen Betrieb gibt, lockt mit Linsen mit Knödel, Kasnocken, Blunzengröstel und dem Topfenstrudel. Für Sonnenanbeter gibt es dort auch Liegestühle zu mieten.
- Beim "Sonnwendstüberl" bei der Sessellift-Talstation in Maria Schutz lädt die wunderbare Sonnenterrasse zum Verweilen ein.
Supertip Panoramawanderweg
Von der Paßhöhe zur OMV-Straße, ab hier zuerst grün, dann rot markiert bis Maria Schutz Talstation. Mit dem Sessellift, der der längste seiner Art in den gesamten Ostalpen ist, auf den Sonnwendstein. Bereits während der Fahrt kann man das herrliche Panorama von Rax und Schneeberg genießen. Herrlicher Panoramablick vom Neusiedler See, über Niederösterreichs höchste Berge Rax und Schneeberg bis zum Hochschwabgebiet in der Steiermark. Einkehrmöglichkeit in die Poleroshütte gleich neben der Bergstation. Von der Bergstation des Sesselliftes Abstieg (grün markiert) ca. 300 m bis zum ehemaligen Gasthaus "Engleder", ab hier rot markiert. Nach etwa 300 m rechts (grün markiert), hinter dem Erzkogel vorbei bis zur Sonnwendsteinstraße. Von hier links Aufstieg auf den Hirschenkogel zum Liechtensteinhaus. Mehrere bequeme Wege (oder Abfahrt mit dem Doppelsessellift) zurück zum Ausgangspunkt Semmering-Paßhöhe. Gehzeit: 3½ Stunden.
Geschichtliches
Namensdeutung: Über diesen Ortsnamen ist schon viel diskutiert und geschrieben worden. Nach den neuesten Forschungsarbeiten von H. Weigl wird die Bestimmung "Klein" in Ortsnamen auch durch die Zusätze "Bös-" oder "Schad-" ausgedrückt (z. B. Bösdorfl, Schad-Marbach zu Schall-Marbach, u. a.). "Schadwienota ist also eigentlich "Klein-Wien". Wichtige urkundliche Erwähnungen:
- 1220 Schadwin, Schodwin (Steirisches Urkundenbuch, II, 252, 269);
- 1250 Schadwienn;
- 1266 oppidum Schaidwienne;
- 1343 Schadwienna;
- 1371 Schadwienn;
- 1412 Schadwien.
Der uralte Handelsweg, der sich durch die Felsenge dieses Marktes zieht und der den Spuren alter Völker folgt, mag die erste Anregung zur Gründung dieses Ortes gegeben haben. Die Sage weiß sich natürlich die Entstehung des Ortes auf andere Weise zu erklären. Nach dieser soll in der Felsenschlucht, in der Schottwien liegt, Kaiser Otto I., welcher mit seinen Rittern und Knappen im Otterberg schläft, eine Kapelle gegründet und dadurch die Gründung Schottwiens veranlaßt haben. Die junge Ansiedlung nannte sich nach ihrer Lage Chlamme, und erst vom Jahre 1254 an, wo durch den Friedensschluß von Preßburg die Grenze Österreichs bis zum Semmering vorrückte und dieser Paß die Scheide des Wiener Gebietes bildete, dürfte sie ihren gegenwärtigen Namen - damals in der Form Schaidwinne - zu führen begonnen haben.
Durch seine von der Natur befestigte und den Verkehr über den Semmering beherrschende Lage war Schottwien in den Zeiten, als Steiermark und Österreich noch getrennt regiert wurden, ein wichtiger, viel umstrittener Ort, dessen Chronik reich an mannigfachen Schicksalswechseln ist Am 10.8.1266 brach über Schottwien ein fürchterliches Elementarereignis herein. Ein schreckliches Ungewitter hatte sich über den Semmering entladen; Gestein und Baumstämme mit sich fortwälzend, durchbrachen die Wasser den Eingang in die Klamm und ergossen sich in die Häuser des Ortes. Über 500 Menschen fanden den Tod, alles Vieh ging zugrunde, eine große Zahl Häuser, darunter die Kirche, wurden zerstört. 1487 zog eine Schar des Königs Matthias Corvinus gegen Schottwien und nahm nach kurzer Belagerung den Ort trotz heftigster Gegenwehr, bei welcher einer der merkwürdigsten Männer jener Zeit, Ulrich von Grafenegg, seinen Tod fand.
Ein härterer Schlag traf den Ort 1529. Eine türkische Streifschar war vor Schottwien erschienen und bedrängte den Ort in jeder Weise. Da die Belagerten der Übermacht des Feindes nicht standhalten konnten, flüchteten sie sich ins Gebirge und die Höhlungen der Felsen, während der Feind den verlassenen Ort teilweise niederbrannte und dann abzog. Bald darauf trat die Pest auf und forderte in Schottwien und Umgebung ihre Opfer.
1645 ließ das Vordringen der Schweden unter Torstenson Gefahr besorgen und auf Befehl Ferdinands III. mußten alle Befestigungen im guten Stand gehalten werden. Schottwien wurde damals durch die kaiserlichen Kommissäre Johann Philipp von Schnepfenau und Ingenieur Philipp Buchhefe verschanzt.
Als 1663 ein Krieg mit der Türkei bevorstand, wurden viele befestigte Orte und Schlösser als "Fluchtörter" erklärt. Zu diesen gehörte auch Schottwien. Der Viertelshauptmann, welcher sich über die Widerstandsfähigkeit dieser Fluchtörter zu informieren hatte, berichtet über Schottwien, daß manches zu reparieren sei und daß es dem Markte an waffenfähigen Männern fehle, da die Reichenauer Herrschaft sich weigerte, die vorgeschriebene Anzahl von Männern zu stellen. Der Bericht sagt in seiner Schlußstelle, daß die Bürger alle Sonn- und Feiertage Exerzierübungen machen. Aber es verlautet nicht, daß die Festungswerke von Schottwien tatsächlich benützt wurden.
Zur Zeit der Franzosen-Kriege hatte Schottwien viele Einquartierungen. In dieser Zeit (1805) war es auch, als bei einem kläglichen Versuch von Widerstand gegen die einrückenden Franzosen das Schloß Klamm mit dem Pfarrhof ein Raub der Flammen wurde und der Pfarrsitz nach Schottwien verlegt wurde. Napoleon hat in dieser Zeit in Schottwien genächtigt.
Unter den Besitzern der Herrschaft Schottwien ragen die Freiherren von Herberstein, Grafen Ursenböck, Grafen Walsegg und Fürsten von Liechtenstein hervor.
Maria Schutz
Am Fuße des 1523 m hohen Sonnwendsteines liegt der Ort Maria Schutz, dessen Mittelpunkt die barocke Wallfahrtskirche ist. An dem Platz, wo diese Kirche steht, befand sich im Jahre 1679 neben der noch heute sprudelnden Quelle ein gemauertes Kreuz mit einer Mutter-Gottes-Statue. Als im genannten Jahr die Pest Schottwien verheerte, gelobten die Bürger des Marktes den Bau einer steinernen Kapelle an dieser Stelle, doch ließen sie sich, wie man sagt, mit der Erfüllung ihres Gelübdes bis zum Jahre 1722 Zeit. Die Kapelle erhielt den Namen Maria Schutz und empfing bald so viele Wallfahrer, daß der fromme Graf Julius von Walsegg 1728 den Bau der gegenwärtigen Kirche begann. Nach Vollendung derselben übernahm er selbst mit mehreren Priestern die Leitung der Seelsorge. Im Jahre 1784 wurde Maria Schutz unter Kaiser Josef II. zur Pfarre erhoben, während es bis dahin eine Filiale der Pfarre Klamm gewesen war, 1826 zerstörte eine Feuersbrunst das Kirchendach und die beiden Türme sowie einen Teil des Pfarrhauses.
Im Jahre 1925 übernehmen Brüder des Passionistenordens Kloster und Kirche von Maria Schutz. Die letzten Kriegstage des Jahres 1945 wirkten sich in der kleinen Ortschaft und vor allem an Kirche und Kloster beträchtlich aus. Die Wallfahrtskirche ist heute wieder ganz wiederhergestellt und vorbildlich renoviert und bildet somit ein kirchliches und kulturelles Zentrum des Semmeringgebietes.