Absdorf-Hippersdorf - Krems an der Donau
Krems haste durch die Lage an der Donau seit jeher eine gute Verkehrsverbindung mit der näheren und weiteren Umgebung. Daher ist es nicht verwunderlich, daß bei den ältesten Eisenbahnplanungen in Österreich eine Bahnverbindung mit Krems noch nicht vorgesehen war. Erst als die Kaiser-Franz-Josefs-Bahn (KFJB), die weite Teile Böhmens mit Wien verbinden sollte realisiert wurde, kam es zum Plan einer Flügelbahn von Absdorf-Hippersdorf nach Krems an der Donau. Ende 1868 beschloß die Staatsverwaltung die Staatsgarantie für die KFJB zu erhöhen, wenn durch die Gesellschaft die Flügelbahn nach Krems errichtet und geführt würde.
Nach mehrfachen Änderungen der Pläne der Strecke Absdorf-Hippersdorf - Krems an der Donau durch die Regierung wurde das Projekt am 9. 5. 1870 genehmigt. Die Eröffnung der 4,17 Meilen langen, eingleisigen Strecke erfolgte nach nur neun Monaten Bauzeit am 20. 1. 1872.
Die Strecke Absdorf-Hippersdorf Krems, die der KFJB gehörte, wurde vom Staat per 1. 5. 1884 übernommen. Aufgrund dieser Maßnahmen wurde zum Zeitpunkt der Eröffnung der Lokalbahnstrecke die gesamte Strecke durch den Staat betrieben.
Zum Zeitpunkt der Betriebsaufnahme waren die Streckenabschnitte dem damaligen Stand der Technik entsprechend ausgerüstet. Die Hauptstrecke besaß durchgehenden Bahnwärterdienst sowie Schrankenanlagen bei allen Wegübergängen. Die Bahnhöfe hatten ortsbediente Weichen und Distanzsignale. Gefahren wurde, so wie allgemein üblich, im Zeitabstand.
Am 1. 5. 1899 wurde auf der gesamten Strecke das Fahren im Raumabstand eingeführt. Hierzu mußten insgesamt sechs Zugmeldeposten errichtet werden, und zwar in Fels, Gedersdorf und Rohrendorf sowie zwei zwischen Gaisbach-Wartberg und Mauthausen und einer zwischen Mauthausen und St. Valentin. Aufgrund der großen Bedeutung der Strecke wurde 1903 zwischen Gaisbach-Wartberg und St. Valentin eine Streckenblockung errichtet.
Der 1909 fertiggestellte Abschnitt Krems - Grein erhielt nur eine lokalbahnmäßige Ausrüstung ohne Schrankenanlagen und ohne ortsfeste Signale wie die Strecke Grein - Mauthausen.
In dieser Form entsprach die Strecke, trotz Verschiedenartigkeit des Betriebes, viele Jahre allen Anforderungen. 1911 wurde der Bahnhof Krems umgebaut und erweitert. Am 7.11. 1911 wurden als Abschluß der Arbeiten drei neue Stellwerke in Betrieb genommen. Während des Ersten Weltkrieges kam es zur Neuorganisation des Bahnaufsichtsdienstes. Die ortsfesten Bahnwärter wurden aufgegeben und durch Streckenbegeher ersetzt. Die nächste große Rationalisierungsmaßnahme betraf die Schrankenanlagen 1922 wurden die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, die auch auf Hauptbahnen mit ihren höheren Fahrgeschwindigkeiten den Bau von Kreuzungen mit Straßen ohne technischen Kreuzungsschutz erlaubten. Zwischen 1922 und 1926 wurden, bis auf wenige in Bahnhofsnähe liegende Schrankenanlagen, alle Schranken aufgelassen und die zugehörigen Posten eingespart. Als weitere Rationalisierung ist ab 1924 der Einsatz von Verbrennungstriebwagen der verschiedensten Bauarten zu erwähnen.
Von Peter Wegenstein, Textauszug aus der Buchserie "Bahn im Bild" Nr. 85 "Die Bahn durch die Wachau" mit freundlicher Genehmigung des Verlages Peter Pospischil, Wien.