Der Wagram

Schloß Grafenegg, der bedeutendste Schloßbau in der Romantik in Österreich, 10 km östlich von Krems in einem englischen Park gelegen.
Die Kirche Großweikersdorf, erbaut nach den Plänen von Fischer von Erlach.
In der Kellergasse - wo die Zeit stillsteht.

Wagram bezeichnet das Weinland linksseitig der Donau, etwas abgerückt vom Strom, zwischen Grafenegg im Westen und Heldenberg im Osten.

Der Name Wagram leitet sich ab vom Wachrain oder auch Wogenrain und beschreibt jenen Lößwall, der die Donau wie ein zweites, natürliches Ufer über eine Strecke von etwa 30 Kilometern begleitet.

Unter den vielen Sehenswürdigkeiten ist das Schloß Grafenegg von Besonderer Bedeutung.

Weniger bekannt, aber historisch von großer Bedeutung, ist der versteckt liegende Heldenberg, eine spätklassizistische Erinnerungsstätte an die Feldzüge Radetzkys, für den Johann Strauß Vater Österreichs heimliche Hymne, den Radetzkymarsch, komponierte.
Der Wagram ist eine Landschaft von üppiger und doch geheimnisvoller Schönheit. Um sie entdecken und genießen zu können, verlangt es etwas Ruhe und Gefühl für die bleibenden Werte im Wandel der Zeit.

Welcher Stil könnte das besser zum Ausdruck bringen als die reichen Formen des Barock? Der große Baumeister Fischer von Erlach hat am Wagram mit seiner Kirchenarchitektur Zeitzeugnisse von unschätzbarem kulturellen Wert hinterlassen, genauso wie der aus Krems stammende Orgelbaumeister Joseph Gatto, dem Kirchberg am Wagram eines der prächtigsten barocken Instrumente des Landes verdankt.

Der berühmte Barockmaler Martin Johann Schmidt, später unter dem Namen "Kremser Schmidt" bekannt, wurde am 25. September 1718 in Grafenwörth geboren. Viele seiner Bilder sind in den Kirchen am Wagram zu sehen.

Besonders ins Auge fallen die vielen Bildstöcke, die "Marterln", Pestsäulen und Pranger, die über das gesamte Wagramer Land verstreut und in nahezu allen Ortschaften zu sehen sind. Sie erinnern uns an alte Zeiten, die nicht immer so gut waren, und in denen die tiefgläubige Bevölkerung am Wagram von Seuchen, Krankheit, Krieg und Armut geplagt wurde. Inschriften wie "Lobet ale God, weil er uns had gefirt aus griges nod" (1656), Pest- und Türkenkreuze, Marien- und Dreifaltigkeitssäulen geben ein auch nachdenklich stimmendas Zeugnis vom Leben am barocken Wagram.

Der vor Jahrtausenden von mächtigen Winden ins Land getragene Sand formt die Landschaft zu sanften Hügeln, die von tiefen Gräben durchfurcht sind und den das Auge beherrschenden Charakter des Wagrams bildet.

Wanderer wie Radfahrer finden in diesen Hügeln und Gräben noch die Ruhe der Natur, mit ihrem ganzen Reichtum an Düften, Farben und Stimmungen.

Von den Menschen, denen der Wagram vor Jahrtausenden ein Zuhause war, wissen wir heute wenig. Die Spuren, die sie hinterlassen haben, sind jedoch überall sichtbar: Die Erdställe am Wagram, jene tief in den Loß getriebenen Stollen, mysteriös und unerforscht, bleiben auch weiterhin ein Geheimnis, das die Phantasie aller beflügelt, die am Wagram leben und dieses Land lieben . .
Wo die Zeit stillsteht

Wagram - Da rufen sich die Vorzüge des Landlebens in Erinnerung. Denn die Zeit steht scheinbar still am Wagram. In seinen langen, oft tief in den ewigen Löß gegrabenen Kellergassen und in den typischen Ortschaften, in denen jede Form der Hektik Verwunderung auslösen würde, ist die Welt eine andere und das Leben ursprünglicher geblieben. Hier zählt noch das Wort, die Freundschaft, der Blick in die Augen. Ehrlich, so wie der Wein zur einfachen Jause. Was auf den Tisch kommt, sind die Produkte der Bauern, wohlschmeckend, natürlich und gut.Eine Wanderung durch den Wagram ist gegenwärtig gemachte Vergangenheit. Die Anlage der Weingärten ist, für den Kenner leicht ersichtlich, zeitgemäß geworden, aber es sind die Rieden, in denen auch vor Jahrhunderten schon Reben standen. Die Bauern haben den richtigen Umgang mit der Natur nicht vergessen. Eine Generation bearbeitet und pflegt die Weingärten und Felder für die nächstfolgende.Tatsächlich: die Zeit steht still in den Kellergassen und Orten des Wagrams ...

Weinbau hat am Wagram eine lange Tradition, die sich bis in die Anfänge der römischen Besiedlung in Österreich zurückverfolgen läßt. Die nach Süden abfallenden Lößterrassen bieten den Reben optimale Bedingungen. Das warme pannonische Klima strömt zungenförmig in den Donauraum und sorgt für eine ideale Traubenreife. Gleichzeitig sind die Nächte am Wagram schon wieder kühl genug, um die Bildung des delikaten Fruchtaromas zu ermöglichen und die typische, rassige Säure der Weißweine zu erhalten.

Die reintönige Fruchtigkeit, die Harmonie und Bekömmlichkeit sind denn auch die Vorzüge der Weißweine am Wagram, die durchwegs trockene, resche Tropfen sind. Ihre Qualität ist von Kennern anerkannt und vielfach prämiert worden. Grüner Veltliner, Welschriesling und Rheinriesling, Weißburgunder, Chardonnay und andere Sorten reifen am Wagram zu höchster Qualität.

Dank des günstigen Klimas werden am Wagram auch Rotweine gekeltert. Vollmundig und samtig-herb präsentieren sich Zweigelt und Blauer Portugieser, tanninreich und kraftvoll die Spezialitäten aus den neu eingeführten Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot.

Zur Königsklasse der Wagramer Weine zählen die Eisweine, die, fruchtig und süß eine besondere Delikatesse sind.

Die weißen Qualitätsweine des Wagram sind überwiegend leicht und fruchtig. Sie schmecken am besten während der ersten drei, vier Jahre. Das große Potential des Sonnenweingartens Wagram zeigt sich in den kraftvollen, trockenen Spätlesen. Diese Weine sind besonders für die Vinothek geeignet und entwickeln mit den Jahren immer delikatere Bouquetnuancen und Geschmacksfacetten.

Die Heurigen, auch Buschenschenken genannt, sind am Wagram noch zahlreich und in ihrer traditionellen Schlichtheit erhalten. Wer weiß schon noch, daß diese österreichische Institution niemand geringerem als Kaiser Josef II. zu verdanken ist, der in einer Verordnung den Bauern in allen seinen Kronländern das Recht gab, ihre Produkte direkt anzubieten und zu verkaufen. Beim Heurigen trinkt man auch den "Heurigen", worunter man den Wein der letzten Ernte versteht. Zu Martini, am 11. November, wird der Wein des vergangenen Jahres zum "Alten", der neue Wein zum "Heurigen". Man ißt dazu die Produkte der Bauernküche: Speck, Käse, Aufstriche, Würste und kräftiges Brot.