DER LOKOMOTIVPARK
Die Triebfahrzeuge der Steyrtalbahn
Da die Steyrtalbahn die erste Schmalspurbahn in 760 mm Spurweite war, ergab sich das Problem, neue Lokomotiven zu entwickeln, die über hohe Zugkraft und gute Kurvenläufigkeit verfügen sollten. Die Steyrthalbahn-Gesellschaft war konzessionsmäßig gezwungen, ihre Fahrzeuge bei heimischen Firmen zu beschaffen und so erhielt das 1880 geschaffene Linzer Zweigwerk der Lokfabrik Krauss & Comp. München den Auftrag.
Schmalspurlokomotiven hatte die Firma Krauss nur in den Achsfolgen B, 1B, B+B und C1 (mit Stütztender) an Baufirmen und an das Bosnische Schmalspurnetz geliefert. 1888 hatte sie für die Bayerische Staatsbahn eine Normalspurlok geliefert, die mit der Achsfolge C1 eine in einem deichselartigen Gestell, dem nach ihren Erfindern benannten Krauss Helmholtz-Gestell, gelagerte Schleppachse aufwies.
Dieses Fahrwerksprinzip griff Krauss beim Bau der Steyrtalbahnlokomotiven auf und lieferte 1888-91 fünf Tenderloks mit einer mittleren Zugkraft von 2.300 kg. Sie hatten auffallend lange Rauchkammern und erhielten die Nummern 1 bis 5 sowie die Namen "Steyr", "Sierning", "Grünburg", "Molln" und "Letten". Eine ähnliche Lok gelangte 1914 ins Steyrtal, sie konnte mehr Kohle- und Wasservorräte aufnehmen und erhielt die Nr. 6 und den Namen "Klaus".
Durch ihre einfache, robuste und wirtschaftliche Konstruktion wurden diese Maschinen richtungsweisend für den weiteren österreichischen Schmalspurdampflokbau. Aus ihnen entwickelte Krauss die berühmte Reihe U (U für Unzmarkt), die an viele in- und ausländische Bahnen geliefert wurde, sowie später die Versionen Uv (verstärkt, siehe ÖBB-298) und Uh (Heißdampf, siehe 498). Krauss nahm bald eine dominierende Stellung im österreichischen Schmalspurlokbau ein.
Auch die Reihe 298 zählte zur Reihe U und ist noch heute im Steyrtal zu bewundern. Nach dem 2. Weltkrieg kamen auch zeitweise Loks der Reihen 598 (Ybbstalbahn), 798 (ex Wehrmacht) und 498 (Uh) nach Garsten. 1972 wurde die 699.103, eine D-gekuppelte ehemalige Heeresfeldbahnlok, von der eingestellten Vellachtalbahn (Völkermarkt-Kühnsdorf - Eisenkappl) ins Steyrtal überstellt und versah dort hauptsächlich Güterzugdienst.
Frist- und Reparaturarbeiten führte die Werkstätte Garsten selbst aus, zu Teil- und Hauptausbesserungen mußten die Loks nach Knittelfeld überführt werden.
Die letzte Original-Steyrtalbahnlokomotive 298.104 wurde Ende 1972 nach 83 Jahren Einsatz außer Dienst gestellt und im Schulhof, Steyr Rooseveltstraße, als Denkmal aufgestellt. Von der Lokomotivfabrik Krauss 8 Co, München und Linz, wurden 6 Dreikuppler-Naßdampfmaschinen an die Steyrtalbahn AG geliefert:
Nr. 1 | "Steyr" | ÖBB 298.101 | 1888 - 1937 |
Nr. 2 | "Sierning" | ÖBB 298.102 | 1888 - 1972 |
Nr. 3 | "Grünburg" | ÖBB 298.103 | 1888 - 1963 |
Nr. 4 | "Molln" | ÖBB 298.104 | 1890 - 1972 |
Nr. 5 | "Letten" | ÖBB 298.105 | 1891 - 1965 |
Nr. 6 | "Klaus" | ÖBB 298.106 | 1914 - 1972 |
Die derzeit auf der Steyrtalbahn eingesetzten Dampflokomotiven der U-Reihe stellen eine Weiterentwicklung der ehemaligen für die Steyrtalbahn gebauten Lokomotiven dar.
Am 1.1.1977 waren folgende betriebsfähige Dampflokomotiven in der Zugförderungsstelle Garsten eingesetzt:
298.25 | Erzeugungsjahr | 1903 |
298.51 | Erzeugungsjahr | 1898 |
298.52 | Erzeugungsjahr | 1898 |
298.53 | Erzeugungsjahr | 1898 |
298.56 | Erzeugungsjahr | 1900 |
699.103
WAGENPARK
Die Steyrtalbahn AG hat die benötigten Wagen von der Grazer Waggonfabrik Weitzer beschafft.
Während der Reichsbahnzeit wurde der Wagenpark durch Zuordnungen von vierachsigen Güterwagen ergänzt.
Die derzeit auf der Steyrtalbahn verkehrenden Personenwagen stammen alle von anderen Schmalspurbahnen.
Am 1.1.1977 waren folgende Waggons auf der Steyrtalbahn eingesetzt:
13 Stk. Bi/s zweiachsige Personenwagen für 28 bzw. 32 Personen
4 B4 P/s vierachsige Personenwagen für 50 Personen
5 Dw/s zweiachsige Dienstwagen
56 Ow/s zweiachsige Hochbordwagen
23 OO/s vierachsige Hochbordwagen
2 Hw/s zweiachsige Schemelwagen
3 Nw/s zweiachsige Niederbordwagen
2 Sw/s zweiachsige Rungenwagen
6 SS/s vierachsige Rungenwagen
25 Gw/s zweiachsige gedeckte Güterwagen
14 GG/s vierachsige gedeckte Güterwagen
10 Ow/s Bahnhofwagen
2 Ow/s Gerätewagen (Hilfszugwagen)
1 Bi/s Buffetwagen
1 Faßbarwagen
1 Klimaschneepflug
Das sind 143 Güterwagen einschließlich Geräte und Bahnhofwagen.
GESCHWINDIGKEIT IST KEINE HEXEREI - ABER UMSOMEHR DIE BREMSEREI!
Die Schnürlbremse (Friktionsbremse)
Die "Schnürlbremse" war die erste automatische Zugbremse.
Bei der Steyrtalbahn war die "Schnürlbremse" oder Friktionsbremse, Bauart Schmidt, bis zum Jahre 1944 in Verwendung.
Ein "SCHNÜRL" (Hanfseil) war durch den ganzen Zug gespannt.
Bei den Wagen war das Hanfseil unterhalb des Wagenkastens auf Rollen geführt. Durch Karabiner wurden die einzelnen Seilstücke der Waggons zusammengekuppelt.
Im Führerhaus der Lokomotive wurde das durchgehende Seil über eine Haspel aufgewickelt, bis es gespannt war.
Durch das Spannen des Seiles wurden Gewichte unterhalb eines jeden Waggons hochgehoben und dadurch alle Bremsen gelöst, das heißt, der Zug konnte wegfahren.
Durch die sinnreiche Einrichtung der Friktionsscheiben (Reibscheiben) wurde auf das Kommando "Bremsen" des Lokführers vom Lokomotivheizer das Seil nachgelassen und damit die Gewichte abgesenkt. Dadurch wurden die Reibscheiben gegen die sich drehende Waggonnachse gedrückt und mitgedreht.
Durch die Drehung der Reibscheiben wurde eine Kette aufgewickelt, die das Bremsgestänge bzw. die Bremsklötze auf die Radreifen der Räder drückten.
Oft rissen die der Witterung ausgesetzten Seile und der Zug wurde automatisch auf der freien Strecke gebremst.
Beim Abreißen einzelner Waggons wäre ebenfalls dieses Hanfseil gerissen und der Zug hätte ebenfalls automatisch gebremst.
Die Saugluftbremse (VAKUUMBREMSE)
An Stelle der anfälligen Seilbremse war die Ende des 19. Jhdt. in England eingeführte automatische Vakuumbremse (AV) ein deutlicher Fortschritt.
Statt der anfälligen Seile wurden Rohre unterhalb der Wagen verlegt, die bewegliche Kupplungsschläuche zwischen den Waggons als Verbindung hatten.
Unter jedem Wagen ist ein Bremszylinder montiert; durch Herstellung der gleichen Luftverdünnung oberhalb und unterhalb des Bremszylinderkolbens sinkt der Kolben durch sein Eigengewicht nach unten, bewirkt ein Abfallen der Bremsklötze und die Bremse ist gelöst.
Der Unterdruck von 520 mm Quecksilbersäule wird auf der Lokomotive durch eine Dampfdüse erreicht.
Der unmittelbar vor dem Führerhaus der Rh 298 aufgesetzte Schalldämpfer ist deutlich zu sehen.
Bei Zugtrennung oder einer Notbremsung wird diese Vakuum in der Leitung zerstört und dadurch drückt die atmosphärische Luft den Kolben nach oben und die Zugteile werden automatisch gebremst.
Bei der Steyrtalbahn ist diese automatische Vakuumbremse noch voll im Betrieb.