KONZESSION und BAUGENEHMIGUNG

Im Jahre 1888 erhielt der Erbauer der Kremstalbahn, der Bauingenieur Josef Ritter von Wenusch, die Konzession zum "Bau und Betrieb einer schmalspurigen Lokalbahn von Steyr (Garsten) durch das Steyrtal nach Untergrünburg mit allfälliger Fortsetzung nach Klaus" auf die Dauer von 90 Jahren.

Die Steyrtalbahn erhielt die erste Konzession in Österreich nach dem neuen Lokalbahngesetz, wonach von der Normalspur von 1435 mm (Einheitsspur) abgewichen werden durfte.

Um den Bau mit Rücksicht auf die Geländeschwierigkeiten möglichst billig herzustellen, hatte man sich für eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 760 mm entschieden.

Die erteilte Konzession enthielt die Verpflichtung, den Bau sofort zu beginnen und innerhalb von zwei Jahren zu vollenden, ferner den Betrieb auf Konzessionsdauer ununterbrochen zu führen.

"DIE STEYRTALBAHN AG" - FINANZIERUNG

Bald nach der Konzessionsgewährung wurde die Aktiengesellschaft "Die Steyrtalbahn AG" (eingetragen am 19. Juli 1888.) mit dem Verwaltungsrat in Steyr gegründet. Im Vorstand waren Josef Graf Lamberg und Dr. Josef Hochhauser (Landtagsabgeordneter von Steyr) vertreten.

Durch die Ausgabe der Aktien zu 100 fl (fl = Gulden) konnten 1.923.000 fl (=3.846.000 Kronen) aufgebracht werden.

Gezeichnet hatten: das Land Oberösterreich 106.000 fl, die Stadt Steyr 300.000 fl, die Österreichische Waffenfabriksgesellschaft in Steyr (Vorläufer der Steyr-Daimler-Puch AG) 466.000 fl, die Sparkasse Steyr 76.000 fl und den Rest verschiedene Interessenten.

BAUGESCHICHTE

Der Bau der Steyrtalbahn erfolgte in vier Etappen:

1. TEILSTRECKE: GARSTEN (Steyr) - PERGERN / GRÜNBURG

Eröffnung am 20. August 1889.

Der noch im Herbst 1888 unter der Leitung des Ing. R. v. Wenusch begonnene Bahnbau wurde in weniger als einem Jahr bis Grünburg vollendet. Dies war sicher eine glanzvolle Leistung unserer Vorfahren, die auch heute trotz Einsatz moderner Baumaschinen kaum unterboten werden könnte. Besonders zeitraubend war dabei die 80 m lange Bogenbrücke aus Schweißstahl über den Steyrfluß bei Waldneukirchen.

Die feierliche Eröffnungsfahrt konnte bereits am 20. August 1889 mit einem von der Lokomotive "SIERNING" (aus der Lokomotivfabrik Krauss & Co. in Linz) geführten Sonderzug vonstatten gehen, die die 19.506 km lange Strecke in 5/4 Stunden zurücklegte

2. TEILSTRECKE: GRÜNBURG - MOLLN / AGONITZ

Eröffnung am 29. November 1890.

Schon im nächsten Jahr wurde die Fortsetzung bis Agonitz vollendet und diese zweite Teilstrecke (12.626 km lang) am 29. November 1890 eröffnet, womit eine Baulänge von 32.168 km erreicht war.
Die mit einer Spurweite von 760 mm gebaute Bahn hatte 5 Zwischenstationen (Bahnhöfe): Steyrdorf (später "Steyr-Lokalbahn" genannt), Pergern, Grünburg, Leonstein und Molln, ferner 11 Haltestellen. 3 gemischte Züge für Güter- und Personenbeförderung bewältigten den sich gut entwickelnden Verkehr.
Eigene Gleisanschlüsse verbinden die zahlreichen Industrieanlagen im Steyrtal, die Steyrwerke bei Letten, die Messerfabriken Sägewerke, Mühlen und Sensenwerke mit den Bahnstationen.

Im Jahre 1896 wurde mit einem Fahrpark von 5 Tenderlokomotiven 27 Personen- und 68 Güterwagen 158.362 Personen und 54.435 t Güter befördert.

3. TEILSTRECKE: PERGERN - SIERNING - BAD HALL

Eröffnung am 2. Dezember 1891.

Zur Verbindung der Stadt Steyr mit dem Weltkurort Bad-Hall erhielt die Steyrtalbahn-Gesellschaft am 21. September 1890 die erbetene Konzession für eine 15.559 km lange Flügelbahn gleicher Schmalspur nach Bad-Hall, die im darauffolgenden Jahr gebaut und am 2. Dezember 1891 mit 3 Stationen (Bahnhöfen) Sierninghofen, Sierning und Waldneukirchen-Adlwang sowie 5 Haltestellen eröffnet wurde.

Damit wurde zum erstenmal eine Zugsverbindung zwischen dem Steyrtal und dem gleichfalls nach Norden führenden Kremstale hergestellt.

4. TEILSTRECKE: AGONITZ - KLAUS

Eröffnung am 26. November 1909.

Durch Verlegung der Kremstalbahn zwischen Micheldorf und Klaus nach Fertigstellung des Tunnels vor dem Bahnhof Klaus, kam es zur Auflassung der Kremstalbahn-Schleife durch den Herndlgraben, der das Krems- und das Steyrtal unmittelbar nach der Haltestelle Frauenstein verbindet.
Die ehemalige Kremstalbahntrasse im Herndlgraben ist heute noch durch ehemalige Wärterhäuser und Durchlässe erkennbar. Südwärts bis Klaus befährt die Steyrtalbahn heute die ehemalige Linienführung der Kremstalbahn. Der Bau des letzten Bauabschnittes der Steyrtalbahn wurde im Jahre 1909 unter staatlicher Bauführung durch die k. k. Eisenbahnbauleitung Windischgarsten auf Kosten der Konzessionäre vollendet.

Mit der Aufnahme des durchgehenden Verkehrs von Garsten nach Klaus (39,8 km) hatte die Stadt Steyr eine zweite wichtige Verbindung mit dem Süden erreicht; auch die Einbeziehung der Windischgarstner Gegend in den eigenen Wirtschaftsbereich war dadurch ermöglicht.