Der Neubeginn

Lok 1 "Meran" um 1940 in Preding-Wieselsdorf (Archiv Mandl)
Lokomotive Z 6 in Stainz (Archiv Mandl)
Lokomotive KIF 11 810 (Foto: A. Luft vom 18. 8. 1954)
Ausfahrt Preding-Wieselsdorf im Vierschienengleis (Foto: A. Luft vom 18. 8. 1954)
Betriebsalltag in Stainz (Foto: A. Luft vom 18. 8. 1954)
Fototermin Für die HF 11 810 und die nicht mehr betriebsfähige "Stainz" am 29. 4. 1966 (Foto: A. Luft)

Alle Personen- und ein Großteil der Güterwagen wurden nach Kapfenberg, Weiz oder Murau gebracht. Durch Eingaben vom 27. Oktober und 3. November 1933 gelang es, wenigstens die Bewilligung zum Betrieb einer beschränkt-öffentlichen Eisenbahn für Güterverkehr auf den von der Marktgemeinde und dem Bezirk Stainz gepachteten Bahnanlagen bis 31. Dezember 1936zuerhalten. Der Bescheid enthielt in elf Punkten die genauen Vorschriften für den Betrieb der Eisenbahnlinie. Geregelt waren damit auch sämtliche vorzunehmende Bauarbeiten an Ober- und Unterbau. Vorgesehen waren beispielsweise das Auswechseln von rund 2.000 schadhaften Schwellen, um auf dem Oberbau B.B. Form XXX mit 9 m langen Schienen auf 11 Schwellen pro Schienenfeld eine sichere Befahrung mit 15 km/h zu gewährleisten. Der Betrieb war nur mit einer Lokomotive, der Stainz, gestattet worden, während die zweite, die Meran, in Reserve zu bleiben hatte. Die Lokomotiven durften einmännig bedient werden. Das größte zulässige Zuggewicht, in welches das Gewicht der Lokomotive ( 12 t) einzurechnen war, betrug mit Rücksicht auf das vorhandene Bremsgewicht der Lokomotive, die Neigungsverhältnisse (10 960) und die Geschwindigkeit von 15 km/h, 60 Tonnen. Laut Bescheid des Bundesministeriums für Handel und Verkehr wurde die Höchstbelastung für einen Rollschemelsatz mit 24 Tonnen festgelegt. Die Einfahrt in den Bahnhof Stainz hatte mit nur 6 km/h zu erfolgen.

Mit der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft wurde am 29. August beziehungsweise 31. Oktober 1935 ein Übereinkommen bezüglich des Anschlusses und der Mitbenützung des Bahnhofes Preding-Wieselsdorf getroffen.

Am 28. Februar 1940 wurde die Bewilligung zum Betrieb der beschränkt-öffentlichen Eisenbahn vom Reichsbevollmächtigten für Bahnaufsicht in Wien bis Ende des Jahres erneut erteilt und im Jahr darauf - am 28. August 1941 - durfte der Verkehr wieder ohne Einschränkungen abgewickelt werden.

Bis zum 14. November 1942 dampfte die Lokomotive Nummer 1 - die Meran - auf ihrer Heimatstrecke. Auf Veranlassung des Reichsbahnzentralamtes Berlin wurde sie am 16. November 1942 zur Forstindustrie Lemberg/Lwow abtransportiert. Wie aus der ehemaligen UdSSR verlautete, versah sie bis in die Fünfzigerjahre brav ihren Dienst und wurde sodann verschrottet.

Als Ersatz wurde die B-n2t 7912, gebaut im Jahre 1916 von Orenstein & Koppel, von Weiz nach Stainz gebracht. Sie war von den Steiermärkischen Landesbahnen von der Schleppbahn Birkfeld-Ratten übernommen worden. Allerdings war ihr Dienst in Stainz nicht von langer Dauer. Am Abend des I. Dezember 1943 - es herrschte bereits Dunkelheit - fuhr der Lokführer, ohne beauftragt gewesen zu sein, von der Station Preding-Wieselsdorf ab und prallte auf dem Vierschienenabschnitt gegen einen eben einfahrenden GKB-Güterzug, wobei der Heizer ums Leben kam. Wegen der ausführlichen Kriegsberichterstattung fand sich lediglich folgende kurze Meldung in der Zeitung:

Stainz (Unglücksfall)

Pg Otto Ascher, Offizial der Reichsbahn a.D., welcher zur Zeit im Kriegseinsatze als Lokomotivführer der Stainzer Kleinbahn tätig war, fiel am 1. Dezember in Ausübung seines Dienstes in der Bahnstation Preding-Wieselsdorf einen Zusammenstoße zum Opfer. Pg. Ascher war zwar kein Stainzer, er wird jedoch wegen seines liebenswürdigen Wesens uns allen in lieber Erinnerung bleiben. Der verunglückte war Träger der Erinnerungsmedaille vom März 1938 und des Silbernen Treue-Dienstehrenzeichens.

Bis 1950 wurde daher als Ersatz die Lokomotive Nummer 6, die Thörl, eine C-n2t, gebaut 1893 von Krauss in Linz, in Stainz verwendet. Sie war von Kapfenberg entliehen worden.

Der Mangel an Treibstoff und an Kraftfahrzeugen war der Grund, daß man sich im Jahre 1943 der Eisenbahn wieder entsann und den Personenverkehr erneut aufnahm.. Da keine Personenwagen vorhanden waren, mußte man sich mit sogenannten Schienenbussen behelfen. Diese 1933 von Austro Daimler gelieferten Fahrzeuge hatten sich als Fehlkonstruktion erwiesen und waren bald nach Kriegsbeginn wegen Treibstoffmangels abgestellt worden. Zwei davon stellte man nach Weiz, während der dritte, ein 1933 gebauter SKGLB (Salzkammergut-Lokalbahn) Triebwagen, bereits 1939 in Murau zum Personenwagen umfunktioniert worden war. Letzterer wies eine Länge von 17 m auf und hatte nicht weniger als 71 Sitzplätze. Somit verfügte man in Stainz über folgende Personenwagen:

  • Ca 1    ex MtB VT 01    1945 aus Kapfenberg
  • Ca 2    ex MtB Ca 78    2. 2. 1945 von Murau
  • Ca 3    ex MtB VT 03    1947 von Murau

Diese Vierachser bewährten sich nicht besonders und es kam häufig zu Entgleisungen, die allerdings harmlos verliefen.

Als einziger regulärer Personenwagen gelangte 1945 der Ci 61 der MtB (Murtalbahn) nach Stainz, wurde aber bereits drei Jahre später nach Weiz gebracht. Zugleich war auch einer der beiden Original-Dienstwagen, der DF 331, als MtB DF 85 zurückgekehrt. Im November 1945 verkehrten an den Werktagen zwei Zugpaare, ab dem Frühjahr 1946 wurde ein Mittagszugpaar eingeschoben. Diese drei Züge verkehrten ab Sommer dieses Jahres täglich. Bis auf eine zeitweilige Einschränkung des Mittagszuges auf Werktage blieb der Fahrplan bis zur endgültigen Einstellung des Verkehrs aufrecht. Es gab nur mehr die dritte Klasse. Die Fahrzeit betrug vierzig Minuten.

Als Bahnhofsleiter fungierte Johann Scheipl, als Bahnmeister Karl Folprecht, als Schaffner Ernst Obermüller und Lokführer waren Josef Lechner und Josef Hegedüs. Daneben gab es 2 Heizer, 1 Werkmann, 1 Kanzleikraft, 1 Bahnhofsarbeiter, 1 Bahnrichter und 7 Oberbauarbeiter. Das Gehalt reichte von 429 Schilling 11 Groschen des Bahnhofsleiters bis zu 220 Schilling 48 Groschen des Oberbauarbeiters. Dazu kamen die Teuerungszulage, der Haushaltszuschuß und die Kinderbeihilfe.

Im Güterverkehr, der sich recht positiv entwickelte, setzte man gänzlich auf den Rollbockverkehr. Zur Verstärkung kaufte man 1948 drei weitere Paare T 9-14 dazu. Im Jahre 1949 erwarben die Steiermärkischen Landesbahnen aus dem Nachlaß der Deutschen Wehrmacht drei C-Halbtenderlokomotiven. Eine davon - die C-n2 HF 11 810 (Nr. 10 120), gebaut von Jung im Jahre 1944 - wurde nach Stainz gebracht, wo sie bis 1967 ihren Dienst tat. Nach Ablauf der Kesselfrist stand sie weitere zwei Jahre am Bahnhof und wurde schließlich im Jahre 1970 an die Museumswaldbahn Abreschviller in den Vogesen (Frankreich) verkauft.

Mit der Normalisierung des Autobusverkehre schwand die Bedeutung der Lokalbahn im Personenverkehr, sodaß dieser am 1. Februar 1951 von neuem eingestellt wurde.

Die drei verwendeten Wagen wurden noch im gleichen Jahr offiziell kassiert, standen aber weitere Jahre in desolatem Zustand am Bahnhofsgelände von Stainz, ehe sie zwischen 1958 und 1962 verschrottet wurden. Der Dienstwagen wurde nach Weiz (dort D 53, später Gerätewagen 942) gebracht. Ebenso erging es dem Kapfenberger G 4007, welcher seit 1946 in Stainz gedient hatte.