Remise - Verkehrsmuseum der Wiener Linien

Der öffentliche Nahverkehr der Stadt Wien hat in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte eine große Menge an Fahrzeugtypen, Ausrüstungsgegenständen sowie technischen und betrieblichen Eigenheiten hervorgebracht, die es wert sind, der Nachwelt erhalten zu bleiben.

Nicht nur der Tramwayfreund, sondern auch der technisch sowie historisch interessierte Laie oder Fachmann kann aus den Erfahrungen der Vergangenheit Wissen schöpfen.
In diesem Sinne wurde das "Wiener Straßenbahnmuseum" der "Wiener Stadtwerke - Verkehrsbetriebe" geschaffen.

Daß die Errichtung eines solchen Museums möglich war, ist nicht zuletzt der unermüdlichen und unbedankten Vorarbeit einiger weniger Privatpersonen zu verdanken, denen es teilweise schon ab dem Jahr 1949 - trotz starken Widerstandes - ein Bedürfnis war, historisch interessante Fahrzeuge vor der Verschrottung zu retten. Um diesen Fahrzeugen - inzwischen schon zu einer stattlichen Anzahl angewachsen - einen entsprechenden Rahmen zu geben, schlossen die "Wiener Stadtwerke - Verkehrsbetriebe" im Jahr 1985 mit den anderen Fahrzeugbesitzern ein Abkommen, das die Errichtung eines Straßenbahnmuseums und die damit zusammenhängenden Probleme regelte:

  • Die privaten Fahrzeugbesitzer, zwei Vereine mit den Bezeichnungen "Verband der Eisenbahnfreunde / VEF" und "WTM", schlossen sich zu einer "Betriebsgemeinschaft" zusammen, die seither als ein Vertragspartner gegenüber den Verkehrsbetrieben auftritt.
  • Diese Betriebsgemeinschaft ist berechtigt, mit den später beschriebenen "Betriebswagen" Fahrten auf dem Gleisnetz der Wiener Straßenbahn mit eigenem Personal durchzuführen und diese Fahrten auch kommerziell auszuwerten.
  • Die große Anzahl der vorhandenen "historischen" Wagen wurde in "Museumsfahrzeuge" und "Betriebsfahrzeuge" unterteilt:
    1. Die "Museumsfahrzeuge" sind im "Wiener Straßenbahnmuseum" ausgestellt und werden nur zu besonderen Anlässen, wie es zum Beispiel Festzüge anläßlich von Jubiläen sind, in Betrieb genommen. Diese Fahrzeuge können nicht gemietet werden.
    2. Bei den "Betriebsfahrzeugen" handelt es sich entweder um Duplikate der Museumswagentypen oder um Fahrzeuge, die geringere historische Bedeutung haben. Diese Betriebswagen stehen der "Betriebsgemeinschaft" für die oben beschriebenen Fahrten zur Verfügung. Die Wagen sind im Betriebsbahnhof Rudolfsheim der Verkehrsbetriebe beheimatet und können für Sonderfahrten gemietet werden.
  • Das "Wiener Straßenbahnmuseum" ist eine Dienststelle der Wiener Verkehrsbetriebe.

Die erste Phase des Straßenbahnmuseums begann 1985 mit Adaptierungsarbeiten in der schon damals nicht mehr benötigten Halle IV der Remise "Erdberg".

Am 31. Mai 1986 wurde das "Wiener Straßenbahnmuseum" unter reger Beteiligung der Bevölkerung von Bürgermeister Dr. Helmut Zilk und dem Amtsführenden Stadtrat für Verkehr und Energie, Johann Hatzl, im Rahmen des "2. Wiener Tramwaytages" feierlich eröffnet.

Nach der vollkommenen Auflassung der Remise "Erdberg" ab 6. Jänner 1990 wurden alle vier Wagenhallen in den Jahren 1990 bis 1992 mit großem Aufwand für den Museumsbetrieb saniert und eingerichtet.

Die Eröffnung des erweiterten Museums fand dann am 13. Juni 1992 statt. Es sind nun drei Hallen (Halle II, III und IV) und zwei Gleise der Halle I für den Besichtigungsbetrieb hergerichtet. Die Ausstellungsfläche beträgt 7560 m2, die Ausstellungsgleise haben eine Länge von 1.810 Metern.

Die "Museumswagen" werden ständig gewartet und auch - soweit es vertretbar ist - in betriebsfähigem Zustand erhalten, um sie bei besonderen Anlässen fahrend präsentieren zu können. Da die "Betriebswagen", wie bereits erwähnt, für Fahrten gemietet werden können, werden auch sie laufend nach strengen sicherheitstechnischen Gesichtspunkten überprüft.

Vier Gleise der Halle I sind daher der technischen Instandhaltung der Museums- und Betriebswagen vorbehalten und mit den dementsprechenden Einrichtungen ausgestattet. Dieser Bereich kann aus Sicherheitsgründen nicht besichtigt werden.

Alle gesetzlich vorgeschriebenen, sicherheitstechnischen Revisionsarbeiten erfolgen durch das technische Personal des Straßenbahnmuseums - das sind besonders geschulte Facharbeiter der Wiener Verkehrsbetriebe.

Historische Rekonstruktionen werden nach strengen Maßstäben durchgeführt. Zum Herstellen eines bestimmten Zustandes von Fahrzeugen oder Ausstattungsteilen werden Originalpläne, Originaldokumente und sonstige amtliche Unterlagen sowie Fotos herangezogen. Bei den Arbeiten werden, soweit es noch möglich ist, originale Werkstoffe eingesetzt und die überlieferten Verarbeitungsmethoden angewendet.

Bei den Fahrzeugen sind für die Besucher - seien es interessierte Laien oder versierte "Tramwaykenner" - besondere Leckerbissen ausgestellt: Eine Pferdetramway aus dem Jahr 1868, eine Dampftramwaygarnitur aus 1885/1886 sowie die ganze Palette der elektrisch betriebenen Straßenbahn- und Stadtbahnwagen für den Personenverkehr und für Hilfsdienste aus den Jahren 1901 bis 1969. Die Autobussammlung besteht aus Wagen der Baujahre 1949 bis 1978: Normalbusse, Doppeldecker und Gelenkwagen.

Dem Wiener Straßenbahnmuseum stehen die vier Wagenhallen der ehemaligen Straßenbahnremise "Erdberg" zur Verfügung. Die Ausstellungsfläche beträgt 7500 m2, die Fahrzeuge stehen auf 1810 Metern Gleis.

Das Wiener Straßenbahnmuseum ist somit das größte Straßenbahnmuseum der Welt, das ausschließlich die Geschichte des öffentlichen Verkehrs einer einzigen Stadt - der Stadt Wien dokumentiert.

Da nahezu alle Fahrzeuge dauernd betriebsfähig erhalten werden, ist es möglich, sie bei besonderen Anlässen für Festveranstaltungen zu verwenden. Dazu ist es notwendig, die Wagen im eigenen Wekstättenbereich, einem Teil der Halle I mit 900 m² Fläche und 232 Metern Gleislänge, laufend zu bearbeiten.

Remise, Verkehrsmuseum der Wiener Linien
Ludwig-Koeßler-Platz
1030 Wien
Telefon: (01) 7909 46 803
E-Mail: remise(at)wienerlinien.at

Weitere Informationen finden sie auf der website des Verkehrsmuseums.

Neben den Original-Fahrzeugen wird auch an der Aufarbeitung und Ausstellung von sonstigen, betrieblich und technisch interessanten Einzelheiten und Ausstattungsteilen gearbeitet. Diese Teile werden in Verbindung mit den Fahrzeugen, Fotos und Dokumenten dem Besucher ein abgerundetes Bild über die Entwicklung des städtischen Verkehrs der Stadt Wien bieten.

Das "Wiener Straßenbahnmuseum" wird noch viele Jahre lang Aufbauarbeit leisten müssen; für die weitere Dokumentation über den öffentlichen Verkehr Wiens steht eine Unmenge an Material zur Verfügung, das erst im Laufe der Zeit und nach Maßgabe der Möglichkeiten gesichtet, aufgearbeitet und präsentiert werden kann.

Die Mitarbeiter des "Wiener Straßenbahnmuseums" werden sich bemühen, die vielen vorhandenen Fotos, Dokumente, Pläne, Originalteile, Schriften, Ausrüstungsgegenstände usw. so rasch wie möglich in geeigneter Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Gesamter Text © Wiener Linien

Alle Schwarz/weiß-Fotos des Straßenbahnmuseums: © Archiv der Wiener Linien

Alle Farb-Fotos der Typenbeschreibungen: © Harald Marincig.