Einleitung
Die Herausforderung Ybbstalbahn - Bergstrecke 1990
Eine der schönsten Schmalspurbahnen in den niederösterreichischen Alpen ist die 71 km lange Ybbstalbahn. Sie wurde 1896 von Waidhofen/Ybbs bis nach Groß-Hollenstein im Sommer 1898 bis Lunz am See und Ende 1898 die Bergstrecke bis Kienberg-Gaming eröffnet. Auf dieser Bahn kamen fast alle österreichischen Dampflokomotiven der Spur 760 mm zum Einsatz, bis sie 1962 durch Dieselloks ersetzt wurden. Nach der Verstaatlichung der Ybbstalbahn im Jahr 1930 wurde die Bahn auch Teststrecke für die ersten österreichischen Dieselmaschinen.
Die 18 km lange Bergstrecke überwindet von Kienberg-Gaming aus auf 12 km 310 Höhenmeter mit der maximalen Steigung von 31‰ die Wasserscheide zwischen Erlauf- und Ybbstal. Scheitelpunkt ist der Bahnhof Pfaffenschlag mit 699 m Seehöhe. Von dort senkt sich die Strecke mit 20 ‰ nach Lunz am See. Die Bergstrecke stellt den technisch und landschaftlich interessanten Abschnitt der Ybbstalbahn dar: zwischen Gaming und Pfaffenschlag befinden sich die beiden in Österreich einzigartigen imposanten und doch filigranen Stahlbrücken in amerikanischer Trestlwork-Bauweise, der Hühnernest- und der Wetterbach-Viadukt, und auf der Lunzer Rampenseite viele bizarre Felseinschnitte.
1988 legten die ÖBB den Abschnitt Kienberg-Gaming - Lunz am See wegen mangelnder Kostendeckung still und beabsichtigten die Strecke abzutragen. In der Region Ötscherland kursierten Pläne für eine Verwendung der Trasse als Radwanderweg oder als Langlaufloipe. Deshalb war rasches Handeln zur Rettung der Bergstrecke geboten. Anfang 1989 beschlossen der Vorstand und die Hauptversammlung der ÖGLB, um den Erhalt dieser einmaligen Strecke zu kämpfen. Nach schwierigen Verhandlungen konnte im Frühjahr 1990 ein Pachtvertrag mit den ÖBB abgeschlossen werden, und die Vorbereitungen für die Eröffnung des Museumsbahnbetriebes begannen. Zur professionellen wirtschaftlichen Betriebsführung wurde die "Niederösterreichische Lokalbahnen-Betriebsgesellschaft" (NÖLB) gegründet, an der sich der Verein ÖGLB, die Gemeinden Gaming und Lunz sowie die Mitglieder der ÖGLB finanziell beteiligten.
Da sich Oberbau und die Brücken in gutem Erhaltungszustand befanden, waren die ersten Arbeiten die Freilegung des Lichtraumprofils, die Montage von Verkehrszeichen und die Installation einer Ampelanlage an der Kreuzung mit der Bundesstraße sowie die Adaptierung der Zugförderung. Aus dem großen Fahrzeugbestand des Vereins wurden zwei Dampfloks, eine Diesellok, sechs Personen- und einige Güterwagen von Hirschwang nach Kienberg-Gaming überstellt. Damit konnte am 14. 6. 1990 die festliche Eröffnung der neuen Museumsbahn "Ybbsthalbahn" erfolgen. Im Jahr 1991, in dem in der Kartause Gaming die Landesausstellung stattfand, wurde der Museumsbahnbetrieb sogar an 91 Tagen durchgeführt. Inzwischen ist der "Ötscherland-Express", der nun zwischen Pfingsten und Oktober, von Juli bis September sogar an jedem Wochenende verkehrt, eine Sehenswürdigkeit und feste Institution des regionalen Tourismus geworden.
Bedingt durch die Gebirgslage erfordert diese Bahn nach jedem Winter umfangreiche Erhaltungsarbeiten, da dann Gestein und durch Schnee und Windwurf entwurzelte Bäume die Strecke blockieren. Diese Arbeiten, die umfangreiche Fahrzeugerhaltung und Renovierung sowie den vielfältigen Betriebsdiest nehmen die aktiven Mitarbeiter der ÖGLB unentgeltlich wahr.