Naßdampf Tenderlokomotive KDL-8
Allgemeine Angaben
Baujahr: | 1944 |
Achsanordnung: | B |
Höchstgeschwindigkeit: | 40 km/h |
Leistung: | 250 PSi |
Zylinder-Ø: | 370 mm |
Kolbenhub: | 520 mm |
Dienstgewicht: | 33,4 t |
Reibungsgewicht: | 33,4 t |
Länge über Puffer: | 7700mm |
Treibrad-Ø: | 1000 mm |
Kesseldruck: | 13 bar |
Kohlvorrat: | 1,6 t |
Wasservorrat: | 5 m³ |
Lieferer: | Wiener Lokomotivfabrik AG, Werk Wien Floridsdorf: Serie von über 100 Stk. |
Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 ergab sich für die Lokfabrik Floridsdorf eine völlig geänderte Situation. Für die Deutsche Reichsbahn waren nämlich keine Neukonstruktionen auszuführen, da lediglich Einheitslokomotiven nach beigestellten Zeichnungen hergestellt wurden. Das Konstruktionsbüro hatte daher Zeit, sich mit der Entwicklung von Fahrzeugen für Privatbahnen und für die Industrie zu befassen. Unter anderem entstand daher 1941 auch eine B-n2t Industrietype.
1930 war die Lokfabrik Wiener Neustadt mit der in Floridsdorf (WLF) fusioniert worden, wobei erstere gleichzeitig stillgelegt und später demontiert wurde. 1939 wurden auf dem ehemaligen Fabrikgelände die Rax-Werke als Tochterfirma der WLF gegründet, die zur Entlastung des Mutterwerks nunmehr Tender produzieren sollten. Ursprünglich wollte man dort auch wieder Lokomotiven herstellen und begann mit der Produktion der ersten B-n2t.
Das Dritte Reich hatte durch die Fortdauer des Krieges zunehmend Schwierigkeiten mit der Beschaffung von Rohstoffen, sodaß man nicht umhin kam, das Erzeugungsprogramm der deutschen Lokfabriken einer Straffung zu unterwerfen. Es entstanden neue Typenreihen die neben Elektro- und Motorlokomotiven vor allem Dampfloks umfaßten. Letztere Fahrzeuge wurden als Kriegsdampflokomotiven (KDL) bezeichnet, eine Ziffer dahinter gab die genaue Type an.
Die Konstruktion der erwähnten B-n2t durch die WLF wurde als einfach und wohlgelungen angesehen und deshalb in das KDL-Programm als KDL 8 aufgenommen. Neben dem erwähnten Prototyp (Fab.-Nr. 9102), der an die Schoeller-Bleckmann-Werke in Mürzzuschlag geliefert wurde, baute man daher in den Raxwerken auch die erste Serien-KDL 8. Allerdings war der Bau von Tendern in Wiener Neustadt derartig umfangreich geworden, daß die Komplettierung der beiden Loks in Floridsdorf vorgenommen wurde und der Lokomotivbau in Wiener Neustadt somit endgültig zu Ende ging.
Die KDL 8 war, wie schon erwähnt, einfach konzipiert. Man hatte aus diesem Grund auch auf einen Überhitzer verzichtet und eine Stahlfeuerbüchse eingebaut. Das Fahrwerk war so konstruiert, daß es ohne Änderungen auch für die gleichzeitig in das Lieferprogramm aufgenommenen Dampfspeicherlokomotiven verwendet werden konnte.
Die erste Serien-KDL 8 (Fab.-Nr.9198) wurde an die Alpine-Montan in Eisenerz geliefert. Später sollte der Bau dieser Type auch an andere Lokfabriken vergeben werden. So wurden bei Borsig insgesamt 122 Maschinen bestellt, die jedoch nicht mehr gebaut wurden. Ähnlich verhielt es sich mit Bestellungen an die Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik. Auch Floridsdorf konnte nicht mehr alle bestellten Lokomotiven ausliefern, da die Fortdauer des Krieges zu weiteren Einschränkungen geführt hatte. 1943 wurden zwei KDL 8 für das eigene Werk gebaut. 1944 folgte eine dritte derartige Werklok. Im gleichen Jahr entstanden auch zwei Maschinen für die Schoeller-Bleckmann-Werke in Ternitz. Die beiden Loks erhielten die Namen RICHARD und PHILIPP, später wurden sie in SBS 01 und 02 umbenannt. Nach dem Krieg kam dann noch der KDL 8-Prototyp aus Mürzzuschlag nach Ternitz, wo er die Nummer SBS 03 erhielt.
Die ehemalige Werklok 3 der WLF kam 1945 zunächst in das der Sowjetischen Mineralölverwaltung unterstehende ÖROP-Tanklager in Wien-Freudenau. Dort wurde sie auf Ölfeuerung umgebaut, 1955 abgestellt und 1957 nach Ternitz verkauft, wo sie wieder die ursprüngliche Kohlefeuerung sowie die Nummer SBS 04 erhielt.
In Ternitz standen diese 4 Dampfloks auf den umfangreichen Gleisanlagen des Stahlwerks im Einsatz. Es wurden täglich zwei Maschinen benötigt. Im Sommer 1986 endete jedoch die Stahlproduktion, im Werk Ternitz besteht seither nur mehr eine Finalproduktion. Bereits im Herbst 1985 war eine Diesellok angeschafft worden, die zunächst noch zusammen mit einer Dampflok den Werksverschub besorgte. Nach der Stillegung des Stahlwerks benötigte man nur noch eine Verschublok, sodaß die Dampfloks aus dem Verkehr gezogen und abgestellt werden konnten. Dieser Zeitpunkt markiert auch das Ende des Werksbahndampfbetriebs in Österreich (mit Ausnahme von Dampfspeicherloks).
KDL 8-Lieferungen aus Floridsdorf:
9102/1942 Schoeller-Bleckmann Mürzzuschlag, um 1950 nach Ternitz als SBS 03
9198/1942 Alpine-Montan Eisenerz, später Donawitz
16111/1944 Schoeller-Bleckmann Ternitz ("Richard"), später SBS 01
16216/1943 Werklok Floridsdorf 1
16217/1943 Werklok Floridsdorf 2
17323/1944 Werklok Floridsdorf 3, ab 1945 ÖROP Freudenau, ab 1957 Ternitz SBS 04
17324/1944 Schoeller-Bleckmann Ternitz ("Philipp"), später SBS 02
Am 4. 8. 1987 erwarb die ÖGEG alle vier KDL der VEW Ternitz. Teils sollten sie später als Tauschobjekte dienen, teils im geplanten Eisenbahnmuseum ausgestellt werden. Die SBS 01 bis 03 wurden zum Abtransport von ÖGEG Mitgliedern betriebsfähig gemacht. Die VEW drängte zum Abtransport. Lediglich die SBS 04 konnte wegen eines doppelten Radreifenbruches nicht auf eigenen Rädern abrollen.
Mittlerweile ist der KDL-Bestand der ÖGEG auf zwei Lokomotiven zurückgegangen. Die SBS 01 ist unter Dach in Groß Schwechat hinterstellt, ebenso die SBS 03 in Amstetten. Als Tauschobjekte mußten die SBS 02 und die SBS 04 herhalten. Beide Maschinen und die 52.3314 wurden gegen die 93.1326 und eine Dampfspeicherlok die wiederum gegen die St. Pöltener 498.06 getauscht wurde, eingelöst.
Die SBS 02 wurde am 27. 2. 1988 nach Passau zur Übergabe (am 28. 2. 1988) überstellt, die SBS 04 am 24. 3. 1988 per Straßenroller von Ternitz abgeholt.