Allgemeine Angaben
Baujahr: | 1928 bis 1943 |
Achsanordnung: | 1´D1´-h2t |
Treibrad-Ø: | 1400 mm |
Laufrad-Ø: | 850 mm |
Zylinder-Ø: | 570 mm |
Kolbenhub: | 660 mm |
Verdampfungsheizfläche: | 117,37 m² |
Rostfläche: | 2,39 m² |
Länge über Puffer: | 13820 mm |
Gewicht: | 89 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 80 km/h |
Leistung: | 1030 PSi |
Wasservorrat: | 9,0 m³ |
Kohlvorrat: | 4,0 t |
Lieferer: | A. Borsig, Berlin-Tegel Henschel & Sohn, Kassel Betriebsnummern: 86.007 bs 86.849 |
Mit der Reihe 86 wurde eine Güterzuglokomotive mit dennoch universeller Verwendbarkeit geschaffen.
Gleichzeitig waren viele Teile mit anderen Baureihen tauschbar, was natürlich der Unterhaltung zugute kam. Typischer Einsatzort in Österreich waren die von Hieflau ausgehenden Erzbach- und Gesäusestrecken.
Zwar ist die 86.476 nicht Eigentum der ÖGEG, doch schon in der Zeit vor der Vereinsgründung - als sie aus dem aktiven Dienst ausschied - wurde sie von (späteren) ÖGEG-Mitgliedern gepflegt, wie auch heute noch. Daher ist es unerläßlich, sie hier näher vorzustellen. Eine Gesamtabhandlung über die Geschichte und Technik der Reihe 86 würde den Rahmen dieser Chronik sprengen. Daher beschränken wir uns hier auf die Geschichte der Reihe 86 in Österreich.
Im Bauprogramm der Einheitslokomotiven der Deutschen Reichsbahn war auch eine kräftige Tenderlokomotive mit viergekuppelten Achsen enthalten. Ab 1928 wurde diese - als Baureihe 86 bezeichnete - Lok der Bauart 1D1-h2t geliefert. Am 1. 12. 1938 befanden sich bereits 300 Stück im Bestand der DRB.
Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich beschloß man zunächst, die Reihe 86 in der Lokfabrik Floridsdorf weiterbauen zu lassen. 1939 wurden 77 Stück (86 301-377) abgeliefert, 1941 folgten weitere 78 Stück (86 378-455). Ab 1942 beteiligten sich auch wieder andere Hersteller an der Erzeugung der Reihe 86, die 86 781-816 wurden jedoch 1942 abermals in Floridsdorf gefertigt. Im Jahre 1943 hatte die Deutsche Reichsbahn insgesamt 775 Loks der Reihe 86 in ihrem Bestand.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden die 86er auf mehrere Bahnverwaltungen aufgeteilt. Neben DB und DR hatten auch die ÖBB einige Loks übernommen. Zahlreiche 86er kamen nach Polen, wo sie von der PKP die Bezeichnung Tkt3 erhielten. Weitere Loks gelangten als Kriegsbeute in die Sowjetunion, andere zur CSD als Reihe 455.2. Die DR war die letzte Bahnverwaltung, die die 86er im Plandienst einsetzte. Dieser Dienst endete am 25. 5. 1988 auf der Strecke Schlettau - Crottendorf.
Obwohl in Floridsdorf insgesamt 191 dieser Reihe gebaut worden waren, wurden im Gebiet des heutigen Österreich von der DRB nicht sehr viele Maschinen verwendet. Ab 1939 setzte das Bw Passau der RBD Regensburg einige 86er auf der Strecke nach Wels ein. Einige Lokomotiven waren 1939 in Hütteldorf stationiert um dort die Güterstrecken rund um Wien zu bedienen. Im Herbst 1941 erhielt auch die RBD Villach sechs 86er, die zu gleichen Teilen auf die Heizhäuser Assling (Jesenice) und St. Veit a. d. Glan aufgeteilt wurden. Letztere verkehrten damals auf den Strecken nach Hüttenberg bzw. über Feldkirchen nach Villach.
1942 kamen neun 86er Linz die sie den Bahnbetriebswerken Amstetten, Bischofshofen und Selzthal zuwies. 1943 wurde schließlich auch das Bw Stadlau mit 86ern bedacht. Bei Kriegsende befanden sich insgesamt 27 Stück in Österreich.
Diese Zahl verringerte sich zunächst um 2 Stück, die 1946 wegen Kriegsschäden ausgemustert wurden. Im Jänner 1949 wurde die 86 477, die sich als Einzige im sowjetischen Beutebestand befunden hatte nach Osten abgefahren und kam als Tkt 3-46 zur PKP. Ein Loktausch mit Ungarn führte dazu daß 1950 drei 86er von der MÁV an die PKP abgegeben wurden, sodaß sich wieder 27 Stück im österreichischen Bestand befanden.
Im Süden Österreichs war das Haupteinsatzgebiet weiterhin die Strecke von Launsdorf-Hochosterwitz nach Hüttenberg, für deren Erzverkehr sechs Loks vorgehalten wurden. Dazu kamen noch Leistungen auf der Hauptstrecke von St. Veit a. d. Glan nach Knittelfeld. Nachdem sie dort infolge der Elektrifizierung brotlos geworden waren, kamen sie zwischen 1962 und 1967 auf den Strecken von Klagenfurt nach Bleiburg und Rosenbach zum Einsatz.
Bei der Zugförderungsleitung Attnang-Puchheim wurden die 86er auf den Strecken im Innviertel - dem sogenannten "Rieder Kreuz" - eingesetzt. Ab 1963 wurden sie dort durch die Reihen 52 und 77 teilweise ersetzt und 1965 kam die endgültige Ablösung in Gestalt der Schienenbusse der Reihe 5081.
Die Selzthaler 86er verdienten sich ihr Brot auf der Strecke Amstetten - Selzthal - Bischofshofen. Durch die Elektrifizierung westlich von Selzthal wurde ihr Einsatzgebiet jedoch schon um 1960 eingeengt. Die verbliebenen Loks wurden 1965 nach Hieflau umbeheimatet. Nachdem der Abschnitt Amstetten - Kleinreifling 1963 durchgehend elektrisch befahrbar war, beschränkte sich der Einsatz der letzten 86er auf die Strecken von Hieflau nach Eisenerz und Selzthal. 1971 wurde die Zugförderungsstelle Hieflau nach Abschluß der Elektrifizierung aufgelöst und die beiden letzten Loks, die 86.476 und 86.781, nach Linz umstationiert, wo sie jedoch nicht mehr zum Einsatz kamen und 1972 ausgemustert wurden.
Die 86.476 bei der ÖGEG
Im Jahre 1972 konnte die Lok im letzten Augenblick dank der Initiative von Günther Oberbreyer (damals 18 Jahre alt) vor dem Schneidbrenner (sie war einem Schrotthändler übergeben worden) gerettet werden. Da man zu dieser Zeit an eine betriebsfähige Wiederherstellung noch nicht denken konnte, bemühte man sich den Bestand der Lok durch Aufstellung in ihren ehemaligen Heimatdienststellen Hieflau bzw. Attnang-Puchheim zu sichern. Die Gruppe jener jungen Leute, die später den Grundstock der 1974 gegründeten ÖGEG bildeten, arbeiteten an der Lok um die Substanz zu erhalten.
1979 wurden die Bemühungen durch die formlose Übergabe an die ÖGEG honoriert. An eine Betriebsfähigmachung konnte vorläufig nicht mehr gedacht werden, da die Arbeiten an der ÖGEG-eigenen 78.618 bereits begonnen hatten. Wohl aber sollte die 86.476 äußerlich aufgearbeitet werden.
Durch den Übergang des Eisenbahnmuseums in das Ministerium für Wissenschaft und Forschung wurden die Besitzverhältnisse plötzlich in Frage gestellt.