Von Dr. Andreas Schweizer
Am 12. 1. 1974 gründete in Linz eine kleine Gruppe dampflokbegeisterter junger Leute den Verein Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) und setzte sich zum Ziel, wertvolle Zeugen der Eisenbahngeschichte zu erwerben und betriebsfähig zu erhalten bzw. wieder betriebsfähig zu machen. In den weiteren Jahren wuchs die Anzahl der Mitglieder auf rund 900 an. Die freiwillige unentgeltliche Mitarbeit, der Fleiß und das Können der aktiven Mitglieder wurden zur Maxime des Vereines. Die hauptberuflich in den verschiedensten Bereichen tätigen Mitglieder und Mitarbeiter der ÖGEG ermöglichen durch ihre unentgeltlich und in unzähligen Arbeitsstunden für den Verein erbrachten Leistungen die Hauptausbesserungen und Instandhaltungen der vereinseigenen Dampflokomotiven und Waggons sowie die Durchführung von zahlreichen Sonderfahrten mit diesen Fahrzeugen.
Das erste konkrete Gründungsziel war die Rettung und die Wiederinstand-setzung einer Dampflok der berühmten Reihe 78. Im Jahre 1976 konnte schließlich die 78.618 gekauft werden. Es erwies sich eine Hauptuntersuchung der Lokomotive als erforderlich, wobei es notwendig war, die Maschine vollständig zu zerlegen, bevor man darangehen konnte, die einzelnen Teile zu komplettieren und instand-zusetzen.
Da das Interesse an Dampfsonderfahrten schon damals groß war, hat die ÖGEG - um rasch solche Dampfsonderzüge führen zu können - ab dem Jahre 1978 verschiedene andere Dampflokomotiven von den Öster-reichischen Bundes-bahnen erworben. Da an diesen erworbenen und betriebsfähig zu haltenden Lokomotiven laufend gearbeitet werden mußte, um die Sonderfahren problemlos durchführen zu können, ver-zögerte sich die Aufarbeitung der 78.618.
Im Jahre 1978 erwarb die ÖGEG die 93.1455, die erst 1975 eine Haupt-untersuchung erhalten hatte. Damit war die ÖGEG der damals einzige Verein in Österreich, der eine betriebsfähige Normalspur-dampflok besaß. Die mit der 93.1455 im Jahre 1978 durchgeführten Sonderzüge durch das Erlauftal und durch die Wachau erwiesen sich als ein großer Erfolg.
Im Jahre 1979 konnte dank großer finanzieller Unterstützung aus den Reihen der Mitglieder eine weitere betriebsfähige Dampfloko-motive, die 52.3316, angekauft werden. Die ersten Fahrten als ÖGEG-Dampflok absolvierte sie im Weinviertel sowie im Innviertel und im Hausruck. Im Jahre 1979 kaufte man auch die ersten zweiachsigen Personenwagen von den ÖBB, sodaß nun für die Fahrten ein kompletter Museumszug zur Verfügung stand. 1980 fanden bereits 12 Sonder-fahrten mit etwa 3400 Fahrgästen statt.
Im Jahre 1981 erweiterte die 52.3517 den Dampflokbestand der ÖGEG. Der ÖGEG-Wagenpark wurde in diesem Jahr um einen Altbau-Vier-achser bereichert. Der Wagenpark konnte 1982 auf 10 Zwei- und 3 Vierachser ergänzt werden.
1983 begann man wieder mit dem Zusammenbau der 78.618. Des weiteren erfolgte die Wiederinbetriebnahme der 52.3517. Als be-merkenswerter Neuzugang war die 392.2530 zu verzeichnen, eine ehe-malige ÖBB-Verschubdampflok, die zuletzt als WTK 4 auf der Kohlen-bahn Ampflwang - Timelkam als Werklok im Einsatz gestanden war. Im Jahre 1984 konnte die 52.1198 als dritte Lok der Reihe 52 von den ÖBB angekauft werden. Im Herbst 1984 wurde die 392.2530 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
1985 wurde der ÖGEG-Fahrzeugpark wieder um eine Lok erweitert. Zum Jahresende konnte nach langen und schwierigen Verhandlungen mit den Rumäni-schen Staatsbahnen (CFR) die 142.063 angekauft werden. Bei dieser Lokomotive handelt es sich um einen Lizenzbau der öster-reichischen Schlepptender-Schnellzuglok der Reihe 214 (ÖBB-Reihe 12), die einst das Glanzstück des österreichischen Dampf-lokomotivbaus darstellte. In den weiteren Jahren wurde an der Reak-tivierung dieser einmaligen Lokomotive gearbeitet.
Im Jahre 1986 ging die neu aufgebaute 78.618 ihrer Vollendung entgegen. Mit größter Anstrengung der ÖGEG-Aktiven gelang es, die Maschine im Herbst 1986 wieder in Betrieb zu nehmen. Am 7. 10. 1986 - über 15 Jahre nach ihrer Abstel-lung - konnte die 78.618 erst-mals vor einem Zug zum Einsatz kommen. Damit war das bei Vereins-gründung gesetzte Ziel der Wiederinbetriebnahme einer Vertreterin dieser typischen österreichischen Schnellzuglok-Baureihe erreicht. Ihre erste öffent-liche Ausfahrt hatte die 78,618 am 7. 12. 1986, als sie gemeinsam mit der 52.3316 einen Sonderzug auf ihrer ehemaligen Stammstecke Amstetten - Kleinreifling - Gesäuse - Selzthal - Linz - Amstetten führte.
1987 nahm der Dampflok- und Wagenpark der ÖGEG am 150-jährigen Jubiläum der österreichischen Bundesbahnen teil, und zwar mit über 70 Dampflokeinsatztagen. Neben den zahlreichen Sonderzügen wurden von den ÖGEG-Aktivisten noch zahlreiche Wartungs- und Untersuchungsarbeiten durch-geführt. So wurde eine Hauptuntersuchung der 93.1455 abgeschlossen.
Auch in den folgenden Jahren beteiligte sich die ÖGEG neben der Durch-führung eigener Sonderfahrten mit verschiedenen Fahrzeugen am Nostalgie-programm der ÖBB. Daneben machte die Restaurierung der 12.14 (ex CFR 142.063) bedeutende Fortschritte.
Anläßlich des von der ÖGEG Pfingsten 1993 mit 8 vereinseigenen Dampf-lokomotiven in Selzthal veranstalteten Dampflokfestes konnte die 12.14 als Ver-tretung der Krönung des österreichischen Lokomotiv-baues schließlich in wieder betriebsfähigem Zustand der Öffentlich-keit vorgestellt werden.
Zwischenzeitig war von der ÖGEG eine größere Anzahl von Dampf-loko-motiven von der Deutschen Reichsbahn der ehemaligen DDR erworben worden. Von diesen konnten bisher die 01 533, die 50 3519, die 44 661 und zuletzt die 86 501 in einen wieder betriebsfähigen Zustand versetzt werden.
Auch weiterhin bietet die ÖGEG der eisenbahninteressierten Öffentlichkeit zahlreiche Sonderfahren auf den schönsten Eisenbahn-strecken Österreichs mit ihren Dampflokomotiven an. 1994 konnte das 20-jährigen Vereinsjubiläum mit einem großen Dampflokfest in Bischofshofen gefeiert werden, bei dem die ÖGEG mit Stolz nicht weniger als 10 betriebsfähige Dampflokomotiven der interessierten Öffentlichkeit präsentieren konnte.
Vom ÖGEG-Arbeitskreis Steyrtal-Museumsbahn wird die 760 mm-Schmal-spurbahn zwischen Steyr-Lokalbahn und Grünburg betrieben. Nach Einstellung dieser typischen und landschaftlich reizvollen Schmal-spurstrecke durch die ÖBB konnte am 15. 6. 1985 nach langwiergigem und mühsamen Ringen die Steyrtal-Museumsbahn feierlich eröffnet werden. Seither verkehren zwischen Mitte Juni und Ende September eines Jahres an Wochenenden regelmäßig aus vereinseigenem Fuhrpark gebildete Dampfzüge zwischen Steyr-Lokalbahn und Grünburg. Der Betrieb dieser Museumsbahn wird ausschließlich von Mitarbeitern des ÖGEG-Arbeitskreises durchgeführt. Zwischenzeitlich ist es auch gelungen, die Grundstücke der Trasse dieser Bahn von den ÖBB zu erwerben.
1995 wagte die ÖGEG den Schritt "auf´s Wasser". Im Zuge der Liquidation der DDSG-Personen-dampfschiffahrt konnte das letzte Donau-Dampfschiff, die "Schönbrunn", gerettet werden. Nach Abschluß der erforderlichen Renovierungsarbeiten kann - sofern keine unvorhergesehen Probleme auftreten - mit der Wiederinbetriebnahme der "Schönbrunn" im Jahr 1998 gerechnet werden.
Das Jahr 1996 brachte einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der ÖGEG. Nach fünfjährigen Verhandlungen konnte die Kohlenbahn Timelkam-Ampflwang, der Bahnhof Ampflwang und das Obertagsgelände in Ampflwang von der Wolfsegg Traunthaler Kohlenwerks Gesellschaft ins Eigentum übernommen werden. Diese Bahnanlagen und Grundflächen bilden den Grundstock für ein geplantes Eisenbahnmuseum in Ampflwang.
Das aktuelle Sonderzugsprogramm und weitere Informationen können bei der ÖGEG, Postfach 11, 4018 Linz, angefordert werden.