Die Strecke

Der Streckenverlauf der Lokalbahn.
Der Kampviadukt bei Zwettl. (Foto: Thomas Anton)
Unser Sonderzug kommt aus dem Schönauer Wald und fährt Richtung Zwettl. (Foto: Thomas Anton)
Halt im ehemaligen Bahnhof Kl. Schönau. (Foto: Thomas Anton)
Waldausfahrt kurz vor der Haltestelle Kaltenbrunn. (Foto: Thomas Anton)
Einfahrt in den Bhf. Martinsberg, im Hintergrund das Heizhaus Martinsberg. (Foto: Thomas Anton)

Beschrieben werden soll hier in erster Linie die Strecke von Zwettl nach Martinsberg, weil dies jener Teil der Lokalbahn ist, der vorwiegend bei unseren Sonderfahrten befahren wird. Die ersten 21 km von Schwarzenau bis Zwettl sollen hier aber nicht unerwähnt bleiben. Bei der ganzen Strecke von Schwarzenau bis Martinsberg handelt es sich um eine ÖBB-Strecke.

Schwarzenau - Zwettl

Ausgehend von Schwarzenau (Seehöhe 498 m), einem Kreuzungsbahnhof der Franz Josefs Bahn, der übrigens vor Bestehen der Lokalbahn nach Zwettl und Martinsberg, Bahnhof "Schwarzenau - Zwettl" hieß, zweigt die Strecke in einem engen Linksbogen von der Hauptbahn ab und steigt bis zur Haltestelle Bernschlag bei Kilometer 5,6 stetig an. Dieser Abschnitt stellt auch den mit geringster Zuglast zu befahrenden Teil der Strecke dar, weil hier sehr enge Kurven im steigungsreichsten Teil der Strecke aufeinanderfolgen. Die größte Steigung der gesamten 57 km befindet sich hier zwischen Kilometer 4,4 und Kilometer 4,6, nämlich 29 ‰. Von der Haltestelle Bernschlag (Seehöhe 604 m) verläuft die Strecke zuerst eben, dann leicht ansteigend durch den Wald und schließlich mit leichtem Gefälle in die in einem Rechtsbogen liegende Haltestelle Hörmanns bei Kilometer 9,3. Hier wo sich noch vor ca. zwei Jahrzehnten ein Bahnhof mit einem Ladegleis und einem Ausweichgleis befand, soll in naher Zukunft wieder ein Ausweichgleis mit Rückfallweichen zur besseren Bewältigung des Güterverkehrs errichtet werden.

Das Zusammenpfeifen (die Kommunikation der Lokführer zwecks Einfahrtserlaubnis) der in Hörmanns kreuzenden mit 93er bespannten Personenzüge habe ich, obwohl das schon 30 Jahre her ist, noch im Ohr, als wäre es gestern gewesen.

Gleich nach Verlassen der Haltestelle Hörmanns, kreuzt die Eisenbahn die Landesstraße, fällt bis Kilometer 10,4 leicht ab, steigt dann mit durchschnittlich 15 ‰ an und taucht in den Wald ein. Unmittelbar vor der Haltestelle Gr. Globnitz verlassen die Geleise den Wald, und die Strecke erreicht hier bei Kilometer 13,7 den höchsten Punkt des ersten Abschnitts bis Zwettl. Der ehemalige Bahnhof auf einer Seehöhe von 636 m verfügt auch heute noch über ein Ladegleis. Das Bahnhofsgebäude existiert zwar noch, befindet sich aber in schlechtem Zustand.

Ab hier fällt die Strecke mit ca. 17 ‰, verläuft dann ca. 300 m parallel zur B37 und erreicht nach einem 90° Linksbogen und einer kurzen Geraden bei Kilometer 16,2 die Haltestelle Gr. Haslau. Nach zwei aufeinanderfolgenden Doppelbögen liegt bei Kilometer 18,1 die Haltestelle Gerotten. Die Bahn führt hier unter der B37 hindurch und fällt anschließend mit 23 ‰ Richtung Zwettl.

Der berüchtigte Teufelsbogen, ein beinahe 180° Bogen, war bei den Dampflokführern, die einen schweren Güterzug oder GmP in Richtung Schwarzenau zu fahren hatten, gefürchtet. Besonders wenn die Krautwürmer, das sind jene Larven, aus denen sich später Kohlweißlinge (eine Schmetterlingsart) entwickeln, begannen, über die Schienen zu kriechen, mußte so mancher Lokführer mit seinem Zug wieder nach Zwettl zurücksetzen, weil schon nach dem Überfahren weniger dieser Insekten eine schmierseifenähnliche Konsistenz die Maschine zum ununterbrochenen Schleudern bis zum Stillstand des Zuges brachte. Ein neuerliches Anfahren auch mit Sand war aufgrund der Steigung und des großen Reibungswiderstandes in der Kurve unmöglich. Also wurde nach Zwettl zurückgesetzt, das Zuggewicht verringert und die Fahrt fortgesetzt.

Vor der Einfahrt in den Bahnhof Zwettl, befindet sich bei Kilometer 20,1 das Vorsignal und bei Kilometer 20,5 das Einfahrtsignal. Der Bahnhof Zwettl ist mit 2 Verkehrsgleisen, 2 Ladegleisen und einem Heizhaus mit 2 Ständen ausgestattet und liegt auf einer Seehöhe von 535 m.

Zwettl - Martinsberg-Gutenbrunn

Beim Verlassen des Bahnhofs Zwettl überqueren wir als erstes das imposanteste Bauwerk der gesamten Strecke. Der 240 m lange Viadukt über den Kamp beginnt unmittelbar am südlichen Bahnhofskopf mit vier Steinbögen. Im Mittelteil befinden sich vier Eisentragwerke mit jeweils 45 Metern Länge, und zwei weitere Steinbögen runden das Gesamtbild dieses gewaltigen und doch zum Teil so filigranen Bauwerks ab.

Eben diese Brücke wird in den Jahren 1998 und 1999 einer Generalsanierung unterzogen. Dabei werden die Pfeiler und auch die Steinbögen verstärkt, die genieteten Eisentragwerke werden durch stärkere geschweißte Tragwerke ersetzt werden. Der ästhetisch anmutende Eindruck dieses Bauwerks aus dem Beginn des zwanzigsten Jahrhundert wird dabei sicher verlorengehen. Im Interesse des Fortbestandes dieser Bahn muß aber gesagt werden, daß diese teilweise Erneuerung, so schmerzhaft sie auch für jeden nostalgisch veranlagten Eisenbahnfan ist, unumgänglich ist.

Unmittelbar nach der Brücke folgt ein 90° Rechtsbogen, danach ein Bahnschranken und nach ca. 300 m auf der rechten Seite die Haltestelle Syrnau. Linker Hand steht der Silo des Lagerhaus Zwettl, welches auch über ein Anschlußgleis verfügt. Hier verläßt die Bahn die Stadt Zwettl und führt über einen engen Linksbogen und einen Felseneinschnitt in den Schleifgraben. Auf der linken Seite des Hanges verlaufend, verlassen die Geleise das Tal auf einer langen stetig ansteigenden Geraden. Vorbei an den Ortschaften Koblhof und Ratschenhof, beide ca. 300 m von den Gleisen entfernt, taucht die Strecke unmittelbar nach dem links liegenden Rudmannser Teich in den Wald ein.

Die nächsten 3 km steigt die Strecke mit bis zu 20 ‰ durch den tiefen Schönauer Wald stetig an, bis unmittelbar nach einer Eisenbahnkreuzung auf einer Lichtung das Bahnhofsgelände von Kl. Schönau Kilometer 28,8 liegt. Zwei Ladegleise dienen hier einerseits, um die für den Bahnhof Waldhausen benötigten Waggon zu hinterstellen, und andererseits, das in den umliegenden Wäldern anfallende Holz zu verladen. Das Bahnhofsgebäude wurde vor ca. 20 Jahren dem Erdboden gleichgemacht. Durch die unvergleichbare Akustik auf dieser im Hochwald liegenden Lichtung, läßt eine Ausfahrt eines schweren Dampfzuges Richtung Martinsberg, das Herz jedes Eisenbahnfans höher schlagen.

Unmittelbar nach Verlassen des ebenen Bahnhofsbereich, verschwinden die Schienen nach einer Linkskurve wieder im Wald. Mit bis zu 21 ‰ steigt die Strecke weiter und verläßt schließlich bei Kilometer 31, l. wieder den Wald. Nach Überqueren des Sprögnitzbachs, durchlaufen die Geleise noch eine Unterführung und erreichen hier die auf einem kurzen ebenen Stück liegende Haltestelle Obernondorf. Weiter leicht ansteigend, führt die Eisenbahn vorbei an der zur Haltestelle gehörenden Ortschaft, überquert dabei den Nondorfer Bach und verschwindet nach 2 km in einem kurzen Waldstück. Dreihundert Meter leichtes Gefälle und die wichtigste Einnahmequelle dieser Lokalbahn, der Bahnhof Waldhausen bei Kilometer 34,7m ist erreicht.

Auf knapp 700 m Seehöhe liegend, wird hier das Holz verladen, das die Bahn am Leben erhält. Von dem nahe der Ortschaft Brand gelegenen Sägewerk der Firma Schweighofer, übrigens einem der Größten in Europa, wird hier Schnittholz in alle Teile der Welt verfrachtet. Verarbeitet wird heimisches Holz, aber auch Nadelholz vorwiegend aus der Tschechischen Republik, Polen und den ehemals sowjetischen Ländern, welches ebenfalls mit der Bahn angeliefert wird. Waldhausen, bestehend aus zwei Lade und einem Verkehrsgleis, ist neben Zwettl der einzig noch besetzte Bahnhof der gesamten Strecke.

Wir verlassen Waldhausen und die Bahn verläuft zuerst relativ eben, entlang des Purzelkamp nach Kl. Weißenbach, einem Dorf mit gleichnamiger Haltestelle. Ab hier steigt die Strecke wieder stetig weiter Richtung Grafenschlag. Beim sogenannten Ritschgraben verlaufen die Schienen durch ein kleines Waldstück, und wir erreichen bei Kilometer 39,3 die Haltestelle Kaltenbrunn.

Unmittelbar nach der Haltestelle, wechselt der schon im Wald überquerte Purzelkamp nochmals seine Seite und verläuft bis zum Bahnhof Grafenschlag parallel zur Eisenbahn.

Der Bahnhof Grafenschlag bei Kilometer 41, liegt auf einer Seehöhe von 741 m. Der Bahnhof, der aus zwei Ladegleisen und einem Verkehrsgleis besteht, war früher Kreuzungsbahnhof und diente mit einem Wasserkran versehen, dem Auffüllen der Wasservorräte der Dampflokomotiven, welche auf den letzten 20 km Steigung verbraucht wurden. Auch heute wird hier bei den Dampfsonderfahrten des MLV Wasser genommen, leider nicht mehr mittels Wasserkran, sondern von einem Hydranten.

Unmittelbar nach dem Bahnhof kreuzt die Eisenbahn die Bundesstraße 36, macht einen Linksbogen und überquert ein letztes mal den Purzelkamp. Nun entlang des Langschläger Baches, führt die mäßig ansteigende Strecke, neuerlich ca. 1 km durch den Wald und wir erreichen bei Kilometer 43,3 die Haltestelle Lugendorf. Nach der Haltestelle, vorbei an der Ortschaft Langschlag steigt die Bahnlinie mit durchschnittlich 17 ‰ bis zur mitten im Wald gelegenen Haltestelle Biberschlag. Ab hier ca. 1,5 km abfallend, steigt danach die Strecke wieder mit bis zu 22 ‰ Richtung Ottenschlag. Mitten im Wald, beim idyllisch gelegenen Weyrerteich, führt die Bahn über den aus sieben Steinbogen bestehenden Viadukt über die Gr. Krems.

Der bei Kilometer 50,1 gelegene Bahnhof Ottenschlag befindet sich auf einer Seehöhe von 831 m und besitzt zwei Ladegleise, ein Verkehrsgleis und ein Anschlußgleis des örtlichen Lagerhauses. Der Bahnhof, dessen Gebäude noch existiert, liegt ca. 3 km außerhalb des Marktes Ottenschlag bei der Siedlung Neuhof.

Die Trasse steigt nun mit 22 ‰ noch einmal kräftig an, bis mitten im Wald bei Kilometer 51,6 der Scheitelpunkt der Strecke mit einer Seehöhe von 860 Metern erreicht wird. Genau an diesem höchsten Punkt dieser Eisenbahn, verbindet eine kleine Holzbrücke die Wälder, die hier durch die in einem tiefen Einschnitt liegende Bahnlinie getrennt sind, miteinander. Ihren Namen Seufzerbrücke, hat dieses Bauwerk wohl aus der Dampflokzeit früher Tage erhalten.

Nach ungefähr 2 km, der erste davon verläuft im Wald, liegt die Haltestelle Kleinpertholz auf ebener Strecke. Kurz nach der Haltestelle verlaufen die Geleise dann mit durchschnittlich 15 ‰ Gefälle Richtung Weitental. Der bei Kilometer 57,6 liegende Bahnhof Martinsberg-Gutenbrunn ist bis heute der Endpunkt der Strecke. Das Bahnhofsgebäude liegt ca. 500 Meter außerhalb des Ortszentrums der Marktgemeinde Martinsberg, die auf 825 m Seehöhe liegt. Der Bahnhof verfügt über zwei Verkehrs und zwei Ladegleise. Das bleich nach dem Schranken am Beginn des Bahnhofsgelände gelegene Heizhaus, ist heute die Heimat des Martinsberger Lokalbahnvereins.

Der Plan nach Verlängerung der Bahn ins Donautal und den Anschluß an die Westbahn, ist nie ganz verschwunden. Bei den heutigen Auflagen zur Errichtung einer neuen Eisenbahnlinie und den damit verbundenen Kosten, wird es aller Voraussicht nach aber nur ein Wunschtraum bleiben.