Die Fahrzeuge des MLV

Die 93.1420 beim Verlassen des Heizhausgeländes in Martinsberg. (Foto: Thomas Anton)
Die 92.2271 bei einer Sonderfahrt. (Foto: Thomas Anton)
Stadtbahnwaggon Bu 4294. (Foto: MLV Archiv)
Spantenwaggon CPwi 37 536 im rauhen Klima des Waldviertels. (Foto: Karl Wasinger im November 1995)
Die Spantengarnitur vor dem Heizhaus in Martinsberg; ein Wagen ist gerade grundiert worden und wird im nächsten Arbeitsschritt lackiert. (Foto: Archiv MLV im April 1993)
Das Innenleben eines 7-fenstrigen Spantenwaggons nach der Überstellung zum MLV, verursacht zum Teil durch Sandler zum Teil durch "Eisenbahnfreunde". (Foto: Karl Wasinger)

Dampflokomotive 93.1420
Zweizylinder Heißdampfmaschine
Die 93.1420 ist eine Dauerleihgabe der Brenner und Brenner Dampflokomotivenbetriebsges. m. b. H.
Die Lok, die 1928 von der Floridsdorfer Lokomotivfabrik gebaut wurde, ist seit 1992 im Heizhaus Martinsberg stationiert und leistet seit dieser Zeit dem MLV ihre Dienste.
Technische Daten

Wasserberührte Verdampfungsheizfläche:

120,6 m²

Überhitzerfläche:

30 m²

Rostfläche:

2 m²

Siederohre:

109

Rauchrohre:

18

Lichte Länge der Rohre:

4500 mm

Kesseldruck:

14 kg/cm²

Zylinderdurchmesser:

450 mm

Kolbenhub:

570 mm

Leistung:

875 PS

Achsfolge:

1' D 1'

Treibraddurchmesser:

1140 mm

Laufraddurchmesser:

870 mm

Reibungsgewicht:

44,4 t

Dienstgewicht:

66,4 t

Länge über Puffer:

11960 mm

Wasservorrat:

10 m³

Kohlenvorrat:

4,5 t

Höchstgeschwindigkeit:

60 km/h

1925 betrauten die damalige BBÖ die Floridsdorfer Lokomotivfabrik mit dem Entwurf einer Heißdampftenderlok mit führenden Laufachsen an beiden Enden. Die Achslast sollte dabei 11 t nicht überschreiten, wodurch sich die Achsfolge 1'D1' zwangsläufig ergab. Gegenüber der 178 (später Reihe 92) erhielt die 378 (jetzige Reihe 93) trotz zusätzlichem Überhitzer noch eine größere Verdampfungsheizfläche und einen größeren Rost. Außerdem wurde die Maschine mit einer Lentz-Ventilsteuerung ausgestattet. Damit stand der BBÖ eine leistungsfähige Lok zur Verfügung, die auf zahlreichen Nebenstrecken, aber auch auf kürzeren Hauptstreckenabschnitten und im Verschub im Einsatz war.

Unsere 93.1420 war unter anderem im Raume Wels und Attnang-Puchheim eingesetzt. Anschließend gehörte sie den Steiermärkischen Landesbahnen, von denen sie Dir. Brenner erwarb. Seit dem ist sie im Besitz der Brenner und Brenner Betriebsges. m. b. H.

Dampflokomotive 92.2271
Zweizylinder Naßdampfverbundmaschine
Die Lok befindet sich im Eigentum des MLV und wird zur Zeit einer Generalreparatur unterzogen.
Technische Daten

Achsfolge

D

Treibraddurchmesser

1140 mm

Dienstgewicht und somit Reibungsgewicht

49,2 t

Länge über Puffer

9358 mm

Wasserberührte Verdampfungsheizfläche

99,75 m²

Rostfläche

1,65 m²

Siederohre

172

Lichte Länge der Rohre

3750 mm

Kesseldruck

13 kg/cm²

Durchmesser Hochdruckzylinder

420 mm

Durchmesser Niederdruckzylinder

650 mm

Kolbenhub

570 mm

Leistung

520 PS

Wasservorrat

7,5 m³

Kohlenvorrat

3,1 t

Höchstgeschwindigkeit

50 km/h

    Die Lok wurde 1919 aufgrund einer Bestellung der kkStB in der Lokomotivfabrik Krauss & Co in Linz gebaut.

    Die Baureihe 178 (ÖBB Reihe 92) war eine weitverbreitete Lokalbahn und Verschubmaschine der kkStB, die nahezu unverändert seit 1900 gebaut wurde. Speziell auf steigungsreichen und verkehrsstarken Lokalbahnen sollte die Reihe 178 ihr Leistungsvermögen unter Beweis stellen. So wurde die Maschine auf der mit bis zu 45 %o ansteigenden Schneebergbahn Wr. Neustadt - Puchberg am Schneeberg und unter anderem auch im böhmischen Erzgebirge auf bis zu 50 ‰ starken Steigungen eingesetzt.

    Unsere Maschine sollte die kkStB Nummer 178.217 erhalten, wurde aber von den damaligen Staatsbahnen nicht mehr abgenommen.

    Die Wiener Lokalbahnen, kurz WLB (heutige Badnerbahn), interessierte sich für die Maschine, um sie für den Güterverkehr zu verwenden. Die WLB kauften die Maschine und stellten sie unter der Nummer 72 in Betrieb. Bei häufigem Strommangel in der Nachkriegszeit kam die Maschine auch im Personenverkehr zum Einsatz. Die WLB verkauften im Jahre 1963, nach der Umstellung auf Dieselbetrieb, die Lok an die Österreichische Alpine Montangesellschaft in Donawitz.

    1965 wurde die Maschine Werklok im Gußstahlwerk Judenburg, wo sie bis 1980 in Dienst war.

    Anschließend kaufte Direktor Brenner die Lokomotive und führte mit ihr zahlreiche Sonderfahrten durch. Höhepunkt war die Teilnahme an den Zugsparaden in Strasshof im Jubiläumsjahr 1987.

    Nach Ablauf der Kesselfrist wurde die Lok abgestellt und 1993 vom Martinsberger Lokalbahnverein erworben.

    Stadtbahnwaggon Bu 4294

    Das Prunkstück der Waggonsammlung des Martinsberger Lokalbahnverein ist der ehemalige Stadtbahnwagen Bu 4294.

    Der Waggon wurde 1897 für die Wiener Stadtbahn gebaut. Viele dieser Waggons hat es nach Außerdienststellung bei der Wiener Stadtbahn in den gesamten Bereich der Monarchie verschlagen. Einige Wagen waren auch auf der Zwettler Lokalbahn im Einsatz. (Siehe dazu das Bild des 3071.07 im Bahnhof Zwettl unter "Triebfahrzeuge ab 1896")

    Unser Waggon hat eine Länge über Puffer von 10,0 Meter. Der Wagen hat 11 t Eigengewicht und bietet 48 Personen Platz. Der Innenraum wurde vom berühmten Architekten Otto Wagner mitgestaltet. Der dampfbeheizte Waggon stellt mit seinen Holzbänken eine echte Bereicherung für unsere Waggonsammlung dar.

    Spantenwaggon 3. Klasse CPwi 37 S36

    Anfang der fünfziger Jahre wurden in den Werkstätten der ÖBB Aufbauten aus Stahl auf Untergestelle ehemaliger Holzkastenwaggons aus der Jahrhundertwende aufgebaut.

    Beim CPwi 37 536 handelt es sich um einen III. Klasse Personenwaggon mit Gepäcksabteil mit einem Eigengewicht von 15 t. Der Waggon hat zwei Standheizgeräte der Marke Webasto zur Beheizung eingebaut. Das Untergestell unseres Waggons ist Baujahr 1915, hat einen Achsstand von 7 Metern und weist eine Länge über Puffer von 11 Metern auf. Der Waggon wurde nach seiner Ausmusterung durch ein Vereinsmitglied erworben und einer Reparatur in der Hauptwerkstätte St. Polten unterzogen. Gleitlager und Lagergehäuse, Federblätter, Puffer, Zughaken und Bremstraverse wurden getauscht. Im März 1993 folgte eine Ausbesserung durch das Werk Ceske Velenice, wobei dem Wagenkasten zu Leibe gerückt wurde: abbeizen, ausschweißen, abschleifen, säubern und zweimal grundieren.

    In Martinsberg wurde im Jänner 1994 die Inneneinrichtung in Angriff genommen. Die Zwischenwand vom Dienstabteil wurde entfernt, wodurch das Platzangebot von 20 auf 28 Sitzplätze vergrößert wurde. Weiters wurden die Lehnen der Sitzbänke gekürzt, um einen Rundumblick für die Fahrgäste zu gewinnen, danach der Wagenkasten lackiert, neue Trittbretter angefertigt sowie den Waggon beschriftet.

    Der Waggon leistet seit seiner ersten Ausfahrt am 21. August 1994 dem MLV treue Dienste. Nach einem neuerlichen Besitzerwechsel (durch das Ausscheiden des Vorbesitzers aus dem MLV) wurde der Waggon vom Martinsberger Lokalbahnverein gekauft und ist so zu einem wichtigen Bestandteil unserer Sammlung geworden. Zuletzt wurde an diesem Waggon im August 1997 eine Revision durchgeführt, die von den Fachleuten der ÖBB ohne Beanstandung abgenommen wurde.

    Buffetwaggon Bih 39790

    Bei diesem Waggon handelt es sich ebenfalls um einen Spantenwaggon. Der Waggon - übrigens ein siebenfenstriger Spantenwagen - war ursprünglich ein Sitzwagen der II. Klasse. Ursprünglich im Besitz der ÖBB, wurde er nach deren Ausmusterung von Dir. Brenner gekauft und in einen Buffetwaggon zur Bewirtschaftung bei Sonderzügen umgebaut.

    Im Jahre 1993 wurde der Waggon durch den Martinsberger Lokalbahnverein erworben und ist seit diesem Zeitpunkt bei allen vom MLV veranstalteten Sonderzügen als Zwettler Bierwaggon ununterbrochen im Einsatz.

    Der Waggon hat eine Länge über Puffer von 13,45 m und ein Eigengewicht von 17 t. Bei seiner Ausstattung als Buffetwaggon wurden dem Wagen 10 runde Eichenstehtische, eine 3 m lange Theke mit Kaffeemaschinen, Spüle, eine Kochstelle und ein Kühlschrank eingebaut. (siehe auch 6. Bild unter Menü "Der Verein") Der Waggon ist wie alle anderen Spantenwagen des MLV mit ungeteilten Fallfenstern mit Lederriemen (Ganzfenster) und offenen Plattformen ausgestattet und kann mit einer Dampfheizung beheizt werden.

    Anläßlich der im Jahre 1997 fälligen Revisionen wurde die Durchgangsdampfleitung teilweise erneuert die Außenverblechung ausgebessert und der Wagen neu lackiert.

    Postwaggon Post 928

    Der Waggon wurde im Werk Simmering der Simmering Graz Pauker AG gebaut. Der Wagen, der auf einer Seite eine Bremserbühne hat, besitzt Rollenlager und ist somit bis 100 km/h lauffähig.

    Er ist seit 1991 im Besitz eines Mitglieds des Martinsberger Lokalbahnvereins und steht dem Verein als Mannschaftsunterkunft zur Verfügung. Der Wagen, dessen Inneneinrichtung noch vollständig vorhanden ist, kann mit einem zur Einrichtung gehörenden Kohlenofen oder mit einem Webasto Standheizgerät beheizt werden.

    Anläßlich der Revisionen der Spantengarnitur im Sommer 1997 wurde der Postwaggon ebenfalls einer Revision unterzogen.

    Der restliche Wagenpark

    Außer den oben beschriebenen Waggons, die hier stellvertretend für den Wagenpark des MLV angeführt wurden, sind derzeit noch weitere 18 Waggons in der Obhut des MLV. Die Wagen sind dem MLV zum Teil leihweise zur Verfügung gestellt und bei unseren Sonderzügen im Einsatz, zum Teil warten sie noch auf ihre Restaurierung.

    Vorrangig wird die Aufarbeitung vereinseigener Fahrzeuge in Angriff genommen, wovon als erstes die Ganzfensterspantenwaggons aufgearbeitet werden sollen. Ein Zug mit so einer Wagengarnitur und der 93.1420 als Triebfahrzeug spiegelt jenes Bild wider, das mehrere Jahrzehnte das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel dieses Teil des Waldviertels darstellte.

    Zwei dieser Waggons, die fünffenstrigen Spantenwagen Bi 38 208 und Bi 38 210, befinden sich derzeit in der Hauptwerkstätte Ceske Velenice. Die Wagen werden dort einer Untergestellrevision unterzogen, wobei der Rahmen sandgestrahlt, grundiert und lackiert wird, die Gleitlager werden ausgebaut und wenn notwendig neu ausgegossen, die Radreifen werden kontrolliert und - falls erforderlich - erneuert, Bremsventil und Bremszylinder werden gewartet und geprüft und die Bremsklötze getauscht. Außerdem wird bei beiden Wagen eine Dampfleitung mit Dampfhauptventil aufgebaut, wobei beim Bi 38 210 die bereits vorhandene Dampfheizung angeschlossen wird.

    Nach der Auslieferung, die beim Bi 38 210 bereits im Frühjahr 1998 erfolgen soll, wird der Wagenkasten abgeschliffen, die Verblechung ausgeschweißt und der Aufbau anschließend grundiert und lackiert. Die Trittbretter und Plattformen werden mit neuer Holzauflage versehen. Die kaputten Teile der Inneneinrichtung werden getauscht, anschließend wird die Einrichtung einer gründlichen Reinigung unterzogen. Diese Arbeiten werden durch den Martinsberger Lokalbahnverein selbst durchgeführt.

    Der zweite Waggon, der Bi 38 208, soll ebenfalls mit einer Dampfheizung ausgestattet und anschließend in gleicher Weise wie der Bi 38 210 in betriebsfähigen Zustand versetzt werden.

    Nach Fertigstellung der Wagen muß beim Bundesministerium für Verkehr um Betriebsbewilligung angesucht werden. Nach hoffentlich positivem Bescheid seitens des Verkehrsministerium müssen verschiedene Vorbedingungen zur Einstellung bei einem Eisenbahnunternehmen erfüllt werden. Wird die Einstellung der Waggons z. B. bei den ÖBB beantragt, wird ein techn. Begutachtungsverfahren bei der ÖBB-Fahrzeugzulassungsstelle (Infrastruktur) durchgeführt und bei positivem Abschluß eine Sicherheitsbescheinigung ausgestellt. Nach Vorliegen dieser Bescheinigung und der Betriebsbewilligung des Verkehrsministerium kann die Einstellung der Wagen erfolgen und die Waggons können endlich bei unseren Dampfbummelzügen zum Einsatz kommen.

    Der Martinsberger Lokalbahnverein beabsichtigt bei der Instandsetzung seiner Waggons, diese nach Möglichkeit wieder mit Dampfheizungen auszustatten. Einerseits weil die Dampfheizungen den Wagen auch im Winter in sehr kurzer Zeit wohlige Wärme einhauchen und andererseits weil ein dampfbeheizter Zug ein unvergleichbares Flair mit sich bringt, wenn bei den Waggonübergängen leises Säuseln zu hören ist und sich die Waggons bei den Aufenthalten in den Stationen langsam hinter den aufsteigenden Dampfschwaden einhüllen.

    An dieser Stelle noch ein Appell an alle in eigener oder doch allgemeiner Sache!

    Der Zustand der Waggons bei der Übernahme durch einen Verein ist zum Teil katastrophal.

    Verursacht werden diese Verwüstungen einerseits durch Obdachlose und Vandalen, den weit größeren Schaden richten aber sogenannte "Eisenbahnfreunde" an, die alles nur Abschraubbare stehlen, um es dann in irgendeinem Modelleisenbahnzimmer oder einer Rumpelkammer zu horten. Diese "Eisenbahnschädlinge" verursachen durch ihr rücksichtsloses Vorgehen oft irreparable Schäden, da verschiedene Teile gar nicht mehr oder nur unter sehr großem finanziellen und zeitlichen Aufwand wiederhergestellt werden können. Wir appellieren daher an dieser Stelle an alle wirklichen Eisenbahnfreunde diese Dinge (Schilder etc.), anstatt zu klauen, zu fotografieren. Ein vergrößertes Bild eines Details bereitet genauso viel Freude wie der Gegenstand selbst, vor allem dann, wenn bei Betrachtung des selben kein schlechtes Gewissen drückt. Sie können einen großen Beitrag leisten, wenn Sie das ein oder andere unrechtmäßig erworbene Teil, das Sie sich durch eine unüberlegte Handlungsweise angeeignet haben, wieder an seine rechtmäßigen Besitzer zurückgeben würden. (In diesem Fall erstatten wir auch keine Anzeige) Sollte Ihnen ein solcher Diebstahl beim MLV oder bei einem anderen Verein bekannt sein - wir glauben hier im Interesse aller Vereine zu sprechen - bitten wir Sie als wirklichen Eisenbahnfreund, den Diebstahl dem betreffenden Verein zu melden oder gleich selbst anzuzeigen.