Die Strecke

Der Streckenverlauf der Lokalbahn
Der höchste Punkt der Lokalbahn: Artzberg, Seehöhe 515m, 1989 (Foto: A. Schmutz, A 2671 Küb)
Der "Höllental - Express" in der Thalhofschleife, 1988(Foto: A. Schmutz, A 2671 Küb)
Ein Bauzug, gezogen von der V10, im Bereich der Schwarzawiese, 1990 (Foto: A. Schmutz, A 2671 Küb)
E I + B11 bei der Haltestelle Haaberg, 1992 (Foto: A. Schmutz, A 2671 Küb)
Die Dampflok "Floriana" verläßt den Bahnhof Hirschwang, im Hintergrund die Rax, 1988 (Foto: A. Schmutz, A 2671 Küb)

Eine Fahrt mit dem Höllentalexpress

Der Ausgangspunkt der Lokalbahn Payerbach - Hirschwang ist der Bahnhof Payerbach - Reichenau  der 82 km von Wien entfernt am Beginn der Bergstrecke über den Semmering liegt. Die Südbahn fährt das Schwarzatal von Gloggnitz an bis Payerbach zwecks Höhengewinn aus, um nach Überquerung des Schwarzatales am Gegenhang fast bis Gloggnitz talauswärts bergan zu fahren. Deshalb liegt der Bahnhof Payerbach - Reichenau gute 20 m über der Talsohle und dem Ort. Auch die Lokalbahn nimmt den Weg nach Reichenau über dem Hang des 552 m hohen Artzberges und nicht unten beim Schwarzafluß neben der Straße.

Schon vom Bahnhof Payerbach-Reichenau aus sehen wir das, das Schwarzatal beherrschende Raxmassiv. Die Anlagen der Lokalbahn Payerbach - Hirschwang liegen gegenüber dem Stationsgebäude und sind von diesem durch einen Fußgängertunnel, der die Normalspurgleise unterquert, zu erreichen. Zum Unterschied vom Bahnhof der Südbahn heißt  die  Abfahrtsstelle  Payerbach-Lokalbahnhof  (km  0,0;  494  m  Seehöhe).  Vorbei an den  Umladegleisen  für den Güterverkehr erreichen wir  bei  km  0,4  die  Haltestelle Payerbach-Ort. Sie hieß vor 1927 ··Payerbach-Lokalbahn·· und heißt auch so wieder seit 1983 bei der hier beginnenden Museumsbahnstrecke. Von ihr führt der Weg über eine steinerne Treppe und mit der Straße durch einen gewölbten Durchlaß unter den Südbahngleisen hinab in den Ort (Baurat Schneider-Straße).  Die Lokalbahntrasse befindet sich hier und auch die nächsten 300 m neben den Gleisen der Südbahn, verläuft aber bereits in einer starken Steigung von 25 ‰.

Links in Fahrtrichtung haben wir einen schönen Blick auf eines der markantesten Bauwerke der Semmeringbahn, den 227 m langen und 25 m hohen Schwarzaviadukt.  Dann wendet sich die  Lokalbahn  nach  Westen  der  Rax zu.  Bei  km  1  unterquert  sie  eine Holzbrücke, auf der die Gemeindestraße nach Schneedörfl führt. Vor uns eröffnet sich der Blick auf den bewaldeten Artzberg, der am Horizont von den Felsen des Gahns, eines Vorberges des Schneebergmassivs, abgeschlossen wird. Weiterhin stark steigend fährt die Bahn in einem halbkreisförmigen Bogen nach links den Steinhofgraben aus.  Nach einem malerischen Bauernhof fahren wir auf einem geschütteten Damm und tauchen bei km 1,3 in den Wald.

Hier erreichen wir den höchsten Punkt der Strecke mit 515 m Seehöhe.  In einem den Artzberg teilenden  Einschnitt verläuft die Strecke etwa 1  km entlang dem westlichen Steilabhang des Artzberges durch dichten Mischwald  ständig mit 25 ‰ Gefälle, um ins 4 km tieferliegende Schwarzatal hinabzugelangen. Starke Stütz- und Futtermauern verleihen diesem Abschnitt gebirgsbahnähnlichen Charakter. Ab und zu gibt der Wald den Blick auf das reizvolle Erholungsgebiet der Prein und auf den  gewaltigen  Rücken  der Rax frei.  Nach Übersetzung des Dammes über den Wolfsgraben weicht der Steilhang einer sanften, parkähnlichen mit Villen bestandenen Lehne, die sich gegen den Kurort Reichenau hinabsenkt.

Hier liegt bei einer Straßenkreuzung die Haltestelle Kurhaus (km 2,0; Seehöhe 498 m), von der wir zum Thalhof und zur dahinterliegenden  romantischen  "Eng" sehen  dem schönsten und bekanntesten Aussichtspunkt der LBP-H. Das ehemalige Kurhaus Thalhof war um die Jahrhundertwende beliebter Sommeraufenthalt der Wiener Literaten Arthur Schnitzler und Peter Altenberg. Die Eng heißt jener felsendurchsetzte Talschluß, der die beiden Vorberge des Schneebergmassivs, den Gahns und den Feuchter trennt.

Um völlig ins Schwarzatal hinabzugelangen, führt die Lokalbahn stark fallend in eínem  fast vollendeten Kreis nach links, die sogenannte Thalhofschleife.  Nach 400 m Fahrstrecke verläßt die Bahn dieses Seitental direkt unter der Haltestelle Kurhaus, nachdem sie die Schneedörflstraße zum zweiten Male gekreuzt hat.  Kurz darauf fahren wir über das größte Bauwerk der LBP-H, die 31 m lange und 6 m hohe Kurhausbrücke, die knapp am Ufer der Schwarza die Erste Wiener Hochquellenwasserleitung und den Reichenauer Promenadenweg überquert. Dann verläuft die Strecke im Talgrund entlang der Schwarza auf einem geschütteten Damm bis zum Bahnhof Reichenau (km 2,8; Seehöhe 487 m).

Hier  in  Streckenmitte  befindet  sich  neben  dem  hölzernen  Bahnhofsgebäude  die Umformerstation, wo der vom  Kraftwerk Hoffeld erzeugte hochgespannte Drehstrom  in Gleichstrom 500 V für die Bahn umgewandelt wird. Über die steinerne Johannesbrücke gelangt man von der Bahnstation unmittelbar in die Ortsmitte von Reichenau.

Entlang der Schwarza fahren wir neben Villengrundstücken und Wiesen mit geringer Steigung zur Haltestelle Haaberg (km 4,3; Seehöhe 496 m), wo ein Wehr die Schwarza aufstaut und das Wasser in den E-Werkskanal leitet. Die Bahn nähert sich nun immer mehr der Rax. Mit dem Näherkommen verengt sich das umfassende Raxpanorama auf die zunächst  liegenden  Hänge,  während  wir am  Fuße  des  Mittagssteines  dem  Bahnhof Hirschwang zufahren. Schließlich sehen wir die Abstellgleise und die Wagenhalle der Lokalbahn  die in rechtem Winkel zur Strecke etwas abseits stehen. Danach erreichen wir den  Bahnhof  Hirschwang  (km 5,2;  Seehöhe 498 m).  Geradeaus führten  bis  1982  die Gütergleise in die Papierfabrík, deren umfangreiche Gebäude vor uns liegen. Die Rauchfahnen der Papierfabrik und die dahinterliegenden Steinbruchhänge der Rax zeigen deutlich die jahrzehntelangen Einwirkungen der Industrie auf die Natur dieser prachtvollen Landschaft.

Im  Bahnhof  Hirschwang  endet  leider  seit  1963  die  Strecke.  Vorher  führte  sie,  den Fabrikskomplex   rechts   lassend,   über   díe   Werkskanalbrücke   und   entlang   von Werksarbeiterhäusern  zur  Haltestelle  Fabrik  (km  5,5;  Seehöhe  501  m).   Kurz  danach übersetzte die Lokalbahn die Hauptstraße (Höllentalstraße) und führte entlang der linken Straßenseite in Richtung Rax vorbei an den Arbeiterhäusern. Hier zweigten die Schleppbahngleise ins Sägewerk der Gemeinde Wien und ins (nicht mehr bestehende) Kalk- und Steinwerk  ZIAG  ab.  Schließlich  erreichte  die  Lokalbahn  ihre  Endstelle  Windbrücke-Raxbahn (km 6,1; Seehöhe 506 m), wobei sich zuletzt den Fahrgästen der Blick auf den Schneeberg eröffnete. Von der Endstation konnten die Reisenden über die Windbrücke in wenigen Minuten die 300 m weiter gelegene Talstation der Raxseilbahn (Seehöhe 528 m) erreichen, die auf 1547 m Seehöhe hinaufführt.