Der Beginn im Höllental 1976

Die Betriebsgarnitur (E1 mit Original Payerbacher Beiwagen) bei der Einfahrt in Reichenau, 1990 (Foto: A. Schmutz, A 2671 Küb)
Der derzeitige Ausgangspunkt für Fahrten mit der Museumsbahn: Das Bahnhofscafé Reichenau, 1997 (Foto: H. Strobl, A 1150 Wien)

Unter den vielen Schmalspurbahnen Niederösterreichs sticht die von der Semmeringbahn ausgehende ehemalige Lokalbahn Payerbach-Hirschwang (LBP-H) durch drei Umstände besonders hervor: sie ist von Anfang an eine elektrische Bahn (500 Volt Gleichstrom), sie ist eine private Linie, deren einziger Aktionär die Papierfabrik in Hirschwang ist, und sie weist trotz relativer Kürze von 6 km eine abwechslungsreiche und teilweise sogar gebirgige Streckenführung auf.

Die 1917 als Materialbahn erbaute, 1926 für den öffentlichen Personenverkehr umgebaute und 1927 an den Endpunkten noch verlängerte Bahnstrecke diente lange Jahre dem Güter- und Personenverkehr zwischen der ÖBB-Station Payerbach-Reichenau und der Papierfabrik in Hirschwang bzw. der Seilbahn auf das 2009 m hohe Plateau der Rax, welche durch das Höllental vom Schneeberg getrennt ist. 1963 wurde - dem Trend der Zeit entsprechend - der Personenverkehr stillgelegt, 1976 drohte das gleiche Schicksal dem Güterverkehr. Da stellten die Eisenbahnfreunde eine Diesellok zur Verfügung. Aus diesem ersten Kontakt entwickelte sich der Wunsch, auf der reizvollen Strecke im Naherholungsbereich von Wien einen Museumsbahnverkehr an Wochenenden ins Leben zu rufen Aus diesem Grund schritten 39 Personen 1977 zur Vereinsgründung der "Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen" (ÖGLB) und formulierten die Zielsetzungen für die Zukunft. Angesichts seiner ehrgeizigen Ziele mußte der Verein zuerst einmal die Grundvoraussetzungen eines Museumsbahnbetriebes schaffen: nämlich entsprechende Fahrzeuge beschaffen und restaurieren sowie die elektrischen Anlagen und die Fahrleitungen wieder in einen betriebsfähigen Zustand versetzten. Die erste Museumsbahngarnitur bestand aus einer Elektrolok aus 1903 ("Fahrendes Gartenhaus") und fünf primitiven Werksbahn-Personenwagen.

Nach zweijähriger Vorbereitungsarbeit durch eine kleine Schar aktiver Vereinsmitglieder eröffnete die ÖGLB die erste Museumseisenbahn in Niederösterreich: da konnte dem Publikum zusätzlich eine betriebsfähige Dampflok, die "Floriana" (Baujahr 1913) und zwei kastenmäßig neugebaute Personenwagen, die von der Lokalbahn Mixnitz-St.Erhard stammten, präsentiert werden. Ab 1979 verkehrte der "Höllental-Express" an Wochenenden im Sommer zwischen Payerbach, Reichenau und Hirschwang, abwechselnd von einer Dampf- bzw. Elektrolok gezogen.

In den Jahren seither konnte eine Vielzahl historisch bedeutsamer Fahrzeuge von diversen österreichischen Verkehrsbetrieben angekauft und somit vor dem Schneidbrenner gerettet werden. Die wertvollsten wurden in jahrelanger Arbeit mit hohem finanziellen Aufwand restauriert und in Betrieb genommen. So gelang es, die vier Payerbacher Beiwagen von der Zillertalbahn zu erwerben und zwei in der Originallackierung wieder in Betrieb zu nehmen. 1982 wurde trotz technischer und logistischer Hilfe seitens des Vereins der Güterverkehr der Papierfabrik auf der Schiene eingestellt. Die ÖGLB pachtete nun die Strecke, muß aber auch seither deren Erhaltung durchführen, was aufgrund der schlechten Substanz hohe Kosten und Arbeitsleistungen erfordert. Deshalb muß die Strecke Stück für Stück in mühevoller Arbeit der Aktiven (mangels finanzieller Sponsoren oder großer Einnahmen) neu gebaut werden. Bis 1996 sind rund 2.000 m neu gebaut worden, rund 800 m sind noch neu zu legen, um wieder den Personenverkehr zwischen Payerbach und Reichenau aufnehmen zu können.