Den Zustand des Verkehrs bald nach der Betriebsaufnahme zeigt uns das Kursbuch vom Juni 1913. Der Fahrplan ist hier graphisch als Einschub in den der Linie Wien - Graz über Aspang gestaltet. Dabei laufen die Züge scheinbar von Gleisdorf bis Birkfeld durch, und nur versierten Fahrplanlesern wird es aufgefallen sein, daß in Weiz eine andere Bahn beginnt. Vom "Ur-Fahrplan« 1911 unterscheidet er sich im wesentlichen nur durch Fahrzeitkürzungen zwischen 15 und 20 Minuten bei allen drei Zugspaaren. Die Haltestelle Bachl fehlt hier noch; sie wurde als übrigens einzige nachträglich hinzugekommene Verkehrsstelle erst 1914 eröffnet. Hier sei erwähnt, daß es, abgesehen von den Triebwagen zwischen 1933 und 1938, bis zur Einführung des Bummelzuges WR 11/12 im Sommer 1972 grundsätzlich nur gemischte Züge gab.
Nach den obligaten Einschränkungen des Ersten Weltkrieges verkehrten zu Beginn der Zwanzigerjahre wiederum drei Zugspaare, ab 1923 fuhren zeitweilig nur zwei Zugspaare, während später das dritte Paar nur an bestimmten Tagen verkehrte. Ab Sommer 1928 wurde die Strecke dann wieder dreimal täglich befahren.
Der als nächster wiedergegebene Sommerfahrplan 1930 brachte die Eröffnung des Personenverkehrs nach Ratten, die, fast genau der Ankündigung entsprechend, am 1. Juni erfolgte. Infolge der Weltwirtschaftskrise wurde der Verkehr im Sommer 1932 auf zwei Züge nach Birkfeld und einen nach Ratten, im Winter 1932/33 gar auf je einen Zug nach Birkfeld und Ratten reduziert.
Eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung brachte die Einführung des Triebwagenverkehrs im Sommer 1933. Wie aus dem Fahrplanbild zu ersehen ist, setzten die Landesbahnen zum selben Zeitpunkt auch auf ihrer Normalspurlinie Gleisdorf - Weiz Austro-Daimler-Schienenbusse ein. Diesem dichten und raschen Verkehr - die Triebwagen erzielten Reisegeschwindigkeiten von durchschnittlich 28 gegenüber 17,5 km/h bei den Dampfzügen - war indes keine lange Dauer beschieden. Immerhin aber verkehrten bis 1939 sommers drei Zugspaare bis Ratten. Schon im Winter 1933/34 fiel das kurze Zugspaar Weiz - Birkfeld weg, während saisonbedingt das Zugspaar T 503/508 nur an zwei Wochentagen die Teilstrecke Birkfeld - Ratten befuhr. Offenkundig traten im Verlauf dieses Winters derart massive Schwierigkeiten mit dem Triebwagen auf, daß er in den folgender) Jahren nur noch sommers eingesetzt wurde. Im Sommer 1934 lief der Triebwagenverkehr noch einmal in voller Stärke, während im Winter 1934/35 wie gesagt nur noch Dampfzüge eingesetzt wurden, wobei sich der Verkehr auf zwei Zugspaare bis Ratten und ein drittes bis Birkfeld beschränkte. 1935 fuhr der Triebwagen nur noch einmal täglich nach Ratten (nachmittags ab Weiz und abends zurück), während der Frühzug nun auch wieder mit Dampf fuhr. In den Wintern 1936/37 und 1937/38 erfolgte eine weitere Verschlechterung, indem einer der beiden Rattener Züge außer an zwei Tagen der Woche nur bis Birkfeld verkehrte. In den Sommern 1937 und 1938 war der Triebwagen in Ratten stationiert und fuhr am späten Vormittag nach Weiz und am frühen Nachmittag wieder zurück. Der Sommer 1938 war auch sein letzter planmäßiger Einsatz.
Der Winter 1938/39 brachte insofern eine Verbesserung, als wieder zwei Züge täglich nach Ratten und ein dritter nach Birkfeld verkehrten. Im Sommerfahrplan 1939 gab es erstmalig drei Dampfzugspaare nach Ratten; er wurde indes schon am 28. August außer Kraft gesetzt und an seine Stelle trat ein eingeschränkter Kriegsfahrplan, der sich auf unserer Strecke aber lediglich in der Kürzung eines der drei Zugspaare auf Birkfeld auswirkte, da mit noch weniger Zügen das Frachtvolumen vermutlich nicht zu bewältigen gewesen wäre. Gleichzeitig wurde damals auch die 2. Klasse aufgegeben, die es bis dahin mit Ausnahme des Triebwagens, der nur 3. Klasse führte, immer gegeben hatte. In den darauffolgenden Kriegsjahren wurde dann - neben nur kurzzeitigen weitergehenden Einschränkungen - jedoch sogar meist ein viertes Zugspaar bis Birkfeld (zeitweilig nur bis Anger) eingesetzt. Der Rücklauf dieses abendlichen Berufsfahrerzuges erfolgte nach drei Varianten: Als Frühzug Birkfeld - Weiz, als Abendzug Birkfeld (Anger) - Weiz oder als reiner Güterzug. Zur Illustration stellen wir hier den Fahrplan von 1943 vor. Nach deutschem Brauch weist er im Gegensatz zu den österreichischen Fahrplänen, die Tarifkilometer mit zum Teil beachtlichen Zuschlägen zeigten, die wahren Längen auf Zehntelkilometer genau aus. Beifügungen zu Ortsnamen werden undekliniert und ohne Präpositionen in eine Klammer gesetzt. Auffallend ist die abweichende Schreibung "Waißenegg", die nur kurz während und nach dem Krieg galt. Die Landesbahnen hießen damals "Steiermärkisches Gau-Eisenbahnamt". Bei Betrachtung der Lage der Züge in diesem Fahrplan erkennt man leicht, daß außerdem noch reine Güterzüge gefahren sein bzw. Vorspannfahrten stattgefunden haben müssen.
Nach Einschränkungen der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegszeit erreichte der Fahrplan ziemlich rasch die frühere Dichte. Er wurde damals sehr oft geändert, verstärkt und wiederum eingeschränkt. Bedingt durch den starken Kohlenverkehr wurde teilweise auch dreimal täglich nach Ratten gefahren, wie im hier gezeigten Winterfahrplan 1948/49. Damals gab es eine Kreuzung in Strallegg.
Im Sommer 1953 nahm dann der Fahrplan eine Form an, die er ziemlich lange beibehalten sollte (siehe die Wiedergabe). Ab Sommer 1955 wurden parallel geführte Autobuskurse ins Fahrplanbild aufgenommen, der Schienenverkehr aber vorerst unverändert weitergeführt. Die erste Einschränkung datiert vom Sommer 1957, als das Zugspaar WR 57/52 auf Birkfeld verkürzt wurde. 1959 fiel der WR 54 (er war der Rücklauf eines bis dahin regelmäßig geführten Frühgüterzuges Weiz - Birkfeld gewesen) weg. An dieser Stelle sei eine besondere Raffinesse des Fahrplans erwähnt, nämlich der Rücklauf des WR 53: Er fuhr bald nach seiner Ankunft in Birkfeld als reiner Güterzug zurück, nahm in Anger und Oberfeistritz Talkumwagen auf und schaffte sie hinauf nach Hart-Puch. Die Lok fuhr anschließend zurück nach Oberfeistritz und wartete dort auf den WR 56, dem sie dann vorspannte. In Hart-Puch wurden dann noch die stehengelassenen Güterwagen angehängt, worauf die ganze "Waggonwurst" hinab nach Weiz rollte.
Dreimal hintereinander, im Jahresfahrplan 1966/67, im Sommer 1967 und im Winter 1967j68, wurde im Zusammenhang mit der Beschaffung der neuen Dieselloks - sie kamen Ende 1967 in Dienst - ein Fahrplan angekündigt, der die alsbaldige Aufnahme eines Verkehrs mit drei Zugspaaren nach Ratten und einem vierten bis Birkfeld verhieß. Es sollte indes nie dazu kommen, vielmehr brachte der Sommer 1968 dann de facto das Ende des Personenverkehrs, als alle Züge bis auf den Frühzug nach Ratten, der nunmehr WR 53 genannt wurde, eingestellt wurden. Sein Rücklauf von Ratten erfolgte nun, außer an Sonn- und Feiertagen, wo er weiterhin am späten Nachmittag blieb, bereits um 10.50 Uhr, also zu einer Zeit, da kaum Nachfrage nach einer Personenverkehrsleistung besteht. Und die Arbeiter- und Schülerzüge waren ja überhaupt verschwunden. Als Kuriosum ergab sich gleichzeitig, daß seither die Bahnpost nur noch bergwärts fährt, so daß sich, nähme man die Angaben im Kursbuch für bare Münze, inzwischen in Ratten Tausende Postwagen angesammelt haben müßten. In Wirklichkeit wird die Post nachmittags von einem Autobus talwärts befördert, während der Bahnpostwagen leer zurückgeht. Dies ist deshalb möglich, weil gewichtigere Postsendungen im Tal wohl in großer Menge empfangen, aber nur in bescheidenem Ausmaß versandt werden. Nur an Samstagen verblieb die Postbeförderung talwärts auf der Schiene, da an diesem Tag die vormittägliche Lage ins Transportkonzept der Post paßte. Die Postbeförderung blieb übrigens auch nach der gänzlichen Aufgabe des regulären Personenverkehrs aufrecht, so daß sich der zumindest sehr seltene Fall einer Bahnpost in einem Sammelgüterzug ergab.
Mit 1. September 1969 ließen sich die StLB von der Pflicht, zwischen Birkfeld und Ratten einen öffentlichen Personenverkehr abzuwickeln, entbinden. Dafür gab es nun wieder, wie die Fahrplanwiedergabe zeigt, das Schülerzugspaar zwischen Weiz und Birkfeld. Es wurden in dieses Blatt die reinen Güterzüge aus dem Dienstfahrplan handschriftlich hinzugefügt; ferner verkehrte das Zugspaar WR 51/52, oberhalb Birkfeld unter der Nummer WR 75/70, an Werktagen weiterhin bis und ab Ratten.
Im Sommer 1971 erfolgte eine weitere Einschränkung, indem der seit 1969 bestehende Verkehr auf Werktage beschränkt wurde. Als Novum wurde gleichzeitig in den Monaten Juli und August an insgesamt fünf Samstagen das Zugspaar WR 53/56 als "Bummelzug" mit Dampflok und Barwagen geführt.
Im Sommerfahrplan 1972 wurde mit Schulschluß (7. Juli 1972) das Zugspaar WR 50/53, das vornehmlich als Schülerzug fungiert hatte, eingestellt. Der Bummelzug hingegen wurde wegen des guten Zuspruchs, dessen er sich im Sommer 1971 hatte erfreuen dürfen, an allen Samstagen vom 8. Juli bis zum Ende des Sommerabschnittes als WR 11/10 beiläufig in der Lage der früheren Züge WR 53/56 geführt. Dabei wurde auch. die fakultative Weiterfahrt bis Ratten vorgesehen, zu der es allerdings in dieser Form nur selten gekommen ist.
Im darauffolgenden Winterfahrplan verkehrte dann nur noch der WR 51/52, bis zu Beginn des Sommerfahrplanes am 3. Juni 1973 die StLB auch für den Abschnitt Weiz - Birkfeld die Entbindung von der Betriebspflicht erlangen konnten. Somit scheint seit Sommerfahrplan 1973 als einziger der Dampfbummelzug auf. Entsprechend den Erfolgen der Saisonen 1971 und 1972 wurden seine Verkehrstage auf sämtliche Samstage des Sommerabschnittes und zusätzlich noch auf alle Mittwoche während der Schulferien ausgedehnt. Wohl aus Gründen der Werbung wurde der Bummelzug mit dem Vermerk "Verkehrstage werden gesondert bekanntgegebene auch in die Winterfahrpläne aufgenommen. Mit Sommerfahrplan 1974 wurden die Haltestellen Büchl und Bachl aus dem Kursbuch gestrichen.
Nach der gänzlichen Einstellung des regulären Personenverkehrs wurde das seit 1968 bestehende Zugspaar Weiz ab 8 Uhr, Rückkehr gegen 13 Uhr, nunmehr unter der Nummer WR 73/74, als reiner Güterzug weiterbetrieben, wobei, wie schon weiter oben erwähnt, auch die Postbeförderung aufrecht blieb. Daneben verkehrte zeitlich morgens ein weiteres Zugspaar (WR 71/70) bis Anger (Abfahrt in Weiz 5 Uhr, Rückkunft 6.45 Uhr).
Leider schrumpfte das Frachtaufkommen immer mehr zusammen, so daß seit 1. Jänner 1976 das Zugspaar WR 73/74 nur noch Montag, Mittwoch und Freitag bis Ratten verkehrt. An den übrigen drei Werktagen endet die Fahrt in Birkfeld, wobei die Post für Orte oberhalb Birkfeld mit dem Postauto befördert wird. An Stelle des morgendlichen Planzuges nach Anger verkehrt nunmehr einer am frühen Nachmittag, jedoch nur noch nach Bedarf. Mit Ende des Winterfahrplanes 1975/76 ließen die StLB die Konzession für den beschränkt öffentlichen Personenverkehr zwischen Birkfeld und Ratten nicht mehr erneuern, der Güterverkehr in diesem Abschnitt wird noch bis auf weiteres aufrecht erhalten, während der Bestand der Strecke bis Birkfeld vorläufig nicht akut gefährdet erscheint. Im Sommerfahrplan 1976 wurde wohl einerseits der fahrplanmäßige Bummelzugsverkehr auf die Hochsaison (Schulferien) beschränkt, andererseits aber auf Wunsch der Feistritztalgemeinden an Donnerstagen erstmals ein in Birkfeld beginnender und endigender Bummelzug geführt, der vom ersten Tag an beim Publikum sehr gut ankam. Mit Wirkung vom 1. Juni 1975 wurden offiziell die Stationen Hart-Puch und Koglhof aufgelassen. Der Bummelzug hält jedoch bei Bedarf auch weiter in diesen sowie in den schon 1974 aufgelassenen Haltestellen Büchl und Bachl.
Fahrgeschwindigkeiten
Auf der Lokalbahn Weiz - Birkfeld waren ursprünglich 25 km/h zulässig, auf der Schleppbahn Birkfeld - Ratten vermutlich nur 20 km/h. Anläßlich der Umwandlung der Industrie- in eine öffentliche Bahn wurden zwar 35 km/h kommissioniert, doch wurde die Fahrplangeschwindigkeit wie auf der Stammstrecke mit 25 km/h beschränkt. Eine Ausnahme bildete der Austro-Daimler-Triebwagen, für den, wie aus den Reisegeschwindigkeiten des Fahrplanes von 1933 zu ersehen ist, eine Geschwindigkeit von etwa 35 bis 40 km/h zulässig gewesen sein muß. Erst im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der neuen Dieselloks wurden ab Sommer 1968 die Geschwindigkeiten Weiz - Birkfeld auf 30 km/h und Birkfeld - Ratten auf 35 km/h hinaufgesetzt.