Der Betrieb
Die erstgekaufte KAMIG-GEBUS-Maschine diente ab 1930 nur mehr als Reserve, die selten verwendet wurde. In den Kriegsjahren und danach war sie zudem reparaturanfällig, und von der einstigen Beliebtheit beim Personal blieb nichts. Heute ist nicht einmal mehr das Datum der Außerdienststellung bekannt. Erinnerlich ist, daß Anfang der fünfziger Jahre zweimal leihweise Motorlokomotiven bei der Bahn waren und für kurze Zeit die Dienste der zu reparierenden Dampflokomotive übernahmen. 1958 erwarb die KAMIG eine zweiachsige Jenbacher Diesellokomotive der Type JW 50 mit der Motornummer 1575. Das 8 t schwere Fahrzeug entwickelte 50 PS und errichte eine Höchstgeschwindigkeit von 17 km/h. An kalten Wintertagen fuhr die Jenbacher die Kaolinzüge nach Schwertberg. Kurze Zeit gab es am Verladebahnhof Schwertberg eine JW 15 mit der Motornummer 3797, die vorher im Betrieb Kriechbaum fuhr. Nach einem Schaden am Antrieb stellte man dieses Fahrzeug am Ende des Kohlengleises ab, und dort konnte es jahrelang von spielenden Kindern devastiert werden. Erst 1981 verschenkte die KAMIG das Fahrzeug.
Der Wagenpark der Industriebahn war vielfältig und genau auf die Betriebserfordernisse abgestimmt. Im Herbst 1981 waren außer den Lokomotiven folgende Fahrzeuge vorhanden:
51 Kastenwagen für den Schüttguttransport, zweiachsig, für Kaolin, Koks, Sand;
4 geschlossene Güterwagen, vierachsig, für den Transport der Sackware;
7 Plateauwagen, zweiachsig, für Schwertransporte;
4 offene Güterwagen, zweiachsig;
1 fahrbare Förderanlage, zweiachsig, auf einer innerbetrieblichen Bunkerstrecke zur Beschickung eines Sandfürderbands. Dieses Fahrzeug war für die Spurweite 600 mm 1965 von der Firma Emil Wolff in Essen mit der Fabriknurnmer 35950, mit einer ELBA-Fülleinrichtung für das auf halber Höhe der Aufzugstrecke befindliche Bunkergleis und zur Förderung verschiedener Sande mit unterschiedlicher Korngröße gebaut worden.
Der Schrägaufzug im Betriebsbahnhof Josefstal verband das talseitige Ladegleis mit einer Zufahrt zur 20 m höher gelegenen Aufbereitung. Die Anlage hatte ursprünglich neben der Unterflur-Talstation eine Mittel- und eine Bergstation. An der Mittelstation konnte das Bunkergleis bedient werden, es ist allerdings seit den sechziger Jahren ohne direkten Anschluß. Auf der Aufzugbahn mit der Spurweite 1000 mm fuhr ein Plattformwagen, der einen zweiachsigen Industriebahnwagen aufnehmen und zu der Zufuhrstrecke mit einem separaten Abstellgleis bringen konnte. Als Antrieb diente ein Elektromotor mit Winde, den die Maschinenfabrik Eisenbeiss in Enns lieferte. Die Anlage des Betriebs- und Ladebahnhofs in Josefstal wies aber noch weitere Besonderheiten auf. Das Gleis in die Werkstätte war schon vor Jahren verkürzt worden, ein Ladegleis wies eine beträchtliche Steigung auf. Fast alle Eisenbahninteressierten, die dieser letzten dampfbetriebenen österreichischen Feldbahn einen Besuch abstatteten, haben den Lokomotivschuppen mit der Putzgrube, den Anschluß zur Kesselanlage und die im Schuppenhintergrund stehende Reservelokomotive besichtigt. In den daneben befindlichen Kohlen- und Schlackenbunker gingen nur wenige. Über ein Zubringergleis konnten mittels zweier Drehscheiben die in Tunnels befindlichen Bodenentleerstellen erreicht werden. Der Koks für die Befeuerung der Kesselanlage gelangte von dort mit einem Aufzug auf die Höhe der Anlage. Die Schlacke nahm den umgekehrten Weg und gelangte von oben in die Schüttgutwagen. Diese wurden auch für die Zufuhr des Koks verwendet-, sie wurden am Kohlengleis in Schwertberg mit einer fahrbaren Beschickungsanlage beladen. Die Kaolinerde kam gleichfalls mit einer halbautomatischen Umladeanlage aus den Förderwagen in die Bundesbahnwaggons.
Der Sacktransport von Josefstal nach Schwertberg in den geschlossenen Güterwagen war wegen der umständlichen händischen Be- und Entladung in der letzten Betriebszeit aufgegeben worden. Seit 1978 war die Einstellung der Feldbahn beschlossen. Man brauchte sie nicht mehr, denn die Kaolinerde gelangt nunmehr mit Wasser versetzt durch eine Pipeline aus Kriechbaum und Weinzierl (den Abbauorten des Kaolins) nach Aisthofen in den Versandbetrieb mit dem Normalspuranschluß. Die Bahneinstellung verzögerte sich immer wieder. Aus dem In- und Ausland trafen bei der KAMIG Kaufangebote für die Speicherlokomotive ein. Die Gemeinde Schwertberg war an einer Aufstellung als Denkmal interessiert. Eine Ausfuhr war durch ein Ausfuhrverbot, eine Verschrottung durch die Unterschutzstellung unmöglich. Von den vielen Vereinen, die vorgaben, die Lokomotive betriebsfähig halten zu können, hat einer das Rennen gemacht und die bemerkenswerte Lokomotive in seinen Verantwortungsbereich übernommen; er wird beweisen müssen, ob es ihm um die Erhaltung der Lokomotive ernst ist. Am 13. 10. 1982 verließ die Maschine auf ihrer letzten Fahrt Josefstal und gelangte - von der Jenbacher JW 50 gezogen - nach Schwertberg, von wo sie am nächsten Tag auf einem Bundesbahnwagen die Weiterreise antrat. Auf einer Modellbauausstellung gezeigt, wies das Fahrzeug schon einen größeren Transportschaden auf.