Aus der Geschichte
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über die Verwendung von spurgebundenen Fahrzeugen stammen aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie berichten über die Verwendung von mit menschlicher Kraft betriebenen wagen, die als Vorgänger der wagen der Schienenbahnen im heutigen Sinn gelten. Die beschriebenen Fahrzeuge, Spurnagelhunte genannt, waren in Bergwerken zur Beförderung von Erz und Kohle eingesetzt.
Obwohl die Spurnagelhunte schon bald mit einfachen Bremseinrichtungen versehen wurden, eigneten Sie sich nur für den Einsatz auf mäßig geneigten Strecken bis etwa 20 Promille Gefälle. War die Anlage von Bahnen für Spurnagelhunte wegen der Steilheit des Geländes nicht möglich, gelangten die Erze früher zum Großteil mittels Sackzug zu den Verhüttungsplätzen im Tal.
Im Jahre 1810 begann der Bau der ersten Erzförderbahnen am Steirischen Erzberg im Unteren oder Innerberger Revier. Hier fanden Förderwagen mit einem Fassungsvermögen von 0,6m³ Verwendung. Diese Wagen waren aus Holz gefertigt, hatten eiserne Spurkranzräder und waren mit einfachen Bremsen ausgestattet.
Die Förderer schoben die Wagen zu den Füllorten und rollten mit ihnen zu den Sturzschächten oder anderen Entladestellen. Die von Josef Fortunat Sybold erbaute Förderbahnanlage verband sieben Förderhorizonte mit sechs Sturzschächten. Die Förderwagen konnten je 900 kg Erz aufnehmen und rollten auf den mäßig (14 Promille Gefälle) geneigten Strecken. Der Syboldstollen mit 24 Promille Gefälle erwies sich als zu steil.
Weitere Bahnbauten am Steirischen Erzberg ließen dieses Gebiet zur Wiege der Feld- und Industriebahnen, ja sogar des Eisenbahnwesens überhaupt, in Österreich werden. Was die Syboldschen Bahnanlagen für die Innerberger Hauptgewerkschaft auf der Eisenerzer Seite des Erzberges waren, konnte im oberen oder Vordernberger Revier für die Vordernberger Radmeister-Communität durch deren Bergverwalter Johann Dulnig in den Jahren 1831 - 1847 verwirklicht werden. Über ein System von Wassertonnenaufzügen, Horizontalbahnen wie der Förderbahn Wiesmath - Handlalm und weiteren mit Bremsberganlagen verbundenen Horizontalbahnen gelangte das Erz zu den Radwerken in Vordernberg. Mit dieser Bahnanlage konnten die Erzförderkosten um 40 Prozent gesenkt werden. Im Abschnitt Wiesmath Handlalm wurde bereits im Jahre 1878 der Betrieb mit Dampflokomotiven aufgenommen.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden, in erster Linie aufgrund bemerkenswerter Einzelinitiativen von weitblickenden Forstleuten und Bergverwaltern, noch weitere Bahnanlagen. So wurden zum Beispiel - mit unterschiedlichen Antriebs- und Bremssystemen, verschiedenen Spurweiten und manchmal noch primitivem Gleis- und Fahrzeugmaterial - die Förderanlagen am Kärtner Erzberg mit über sechzig Bahnstrecken gebaut. Waldbahnstrecken, die für die damalige Zeit revolutionär waren, erlangten einen großen Bekanntheitsgrad und wurden oft nachgebaut. Sie waren Vorbild für Bahnen, die im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert auch in Ungarn, in der Slowakei, in der Bukowina und in Rußland entstanden. Es soll hier besonders auf die Holzbringungsanlagen in den Urwäldern des Rothwaldes (ca. 19 km westlich von mariazell) und die Bahnen im Gebiet des Neuwaldes nahe dem Gscheidl (ca. 5 km südöstlich von Kernhof) hingewiesen werden. Beide Bringungsanlagen entstanden als Horizontalbahnen mit Schwemmanlagen. Am Gscheidl kamen noch Aufzugsstrecken, Schwemmtunnel und schiffbare Kanäle dazu.
Natürlich brachten die im vorigen Jahrhundert gebauten öffentlichen Eisenbahnen zusätzliche Anregung und waren Vorbild für die schmalspurigen Feld- und Industriebahnen. Ab 1880 begann sich industriell gefertigtes Feldbahnmaterial durchzusetzen. Vier Firmen können als Pioniere im Feldbahngerätebau bezeichnet werden. Die Firma Decauville in Frankreich, die Firmen Dolberg und Orenstein & Koppel in Deutschland und die Firma Lehmann & Leyrer in Österreich.