Die Österreichische Nordwestbahn
Eröffnung: | Pardubitz - Smirschitz 22. Oktober 1857 |
Gesamtstrecke 1872 | |
Übernahme: | 15. Oktober 1909 durch die k. k. österreichischen Staatsbahnen |
Hauptstrecken: | Wien/Nordwestbahnhof - Stockerau - Retz - Znaim - Iglau - Nimburg - Tetschen |
Prag - Königgrätz - Geiersberg - Lichtenau bzw. Wildenschwert | |
Chlumetz - Alt-Paka - Hohenelbe | |
SNDVB: | Seidenberg - Reichenberg - Türman 1859 |
Nebenstrecken: | Josefstadt - Königgrätz - Pardubitz |
sowie mehrere eigene und im Betrieb der ÖNWB befindliche Lokalbahnen, die allerdings schon vor der Jahrhundertwende in den Betrieb der k. k. Staatsbahnen übernommen worden waren. |
Wenn die Nordwestbahn auch erst nach dem verlorenen Krieg zwischen Österreich und Preußen (1868) gegründet worden war, so konnte sie doch auf einen bereits vorhandenen Streckenteil zurückgreifen, den sie von der ältesten Bahn Österreichs, der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, aufkaufte: das 1841 gebaute Teilstück zwischen Jedlesee und Stockerau, das betriebstechnisch für die KFNB uninteressant geworden war. Die ältere in die ÖNWB integrierte Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB) blieb bis zur Eingliederung in die k. k. Staatsbahn ein selbständiger Wirtschaftskörper innerhalb der ÖNWB.
Die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn war bereits 1856 gegründet, im selben Jahr war auch mit den Bauarbeiten begonnen worden. Einerseits sollte sie lokalen Interessen dienen (ihr ursprünglicher Name war: k. k. privilegierte Pardubitz-Reichenberger-Bahn), aber schon vor Beginn des Bahnstreckenbaues erkannte man die größere Chance, die in einer Verbindung zwischen den österreichischen und den preußischen Bahnen lag; daher wurde sie mit allerhöchster Genehmigung in "k. k. privilegierte Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn" umbenannt. Die rasch entstehenden Industrien in den Städten Reichenberg und Josefstadt sowie die Kohlengruben rund um Schwadowitz brauchten die Bahn - und die Bahn brauchte sie. Bereits am 19. Oktober 1857 konnten auf den fertiggestellten Streckenabschnitten zwischen Pardubitz und Smirschitz die ersten Probefahrten unternommen werden.
Drei Tage später, am 22. Oktober, fand die feierliche Eröffnungsfahrt statt, die bereits bis Josefstadt führen sollte.
Die im wesentlichen 1859 fertiggestellte und in Betrieb genommene SNDVB brachte noch nicht das erwartete Aufkommen an Personen- und Gütertransporten. Erst die im preußisch-österreichischen Krieg 1866 einsetzenden Truppenbewegungen, die von der Staatseisenbahngesellschaft (StEG) und der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn durchgeführt wurden, gaben neue Impulse.
Das östliche Böhmen und ganz Mähren hatten unter der Invasion der preußischen Truppen und direkten Kriegshandlungen am meisten gelitten - durch die Schlacht bei Königgrätz wurde der Krieg ja entschieden; der Bau einer Eisenbahn sollte nun die Wunden heilen helfen.
Jedenfalls wurde am 8. September 1868 der SNDVB die Konzession zum Bau einer Bahnlinie Wien - Znaim - Iglau - Deutschbrod - Kolin - Jungbunzlau erteilt; und diese neue Bahn erhielt den Namen "k. k. Privilegierte Österreichische Nordwestbahn" (ÖNWB). Zusammen mit dem sogenannten B-Netz der Elbtalbahn sollte das A-Netz der eben genannten Hauptstrecke nach der Fertigstellung einem "T" gleichen, dessen unterster Punkt Wien war.
In Wien mußte ein neuer Bahnhof erstellt werden, denn es war klar, daß nicht ein bereits vorhandener Bahnhof einer anderen Bahngesellschaft mitbenutzt werden konnte. Das dafür in Aussicht genommene Gelände lag in einer sumpfigen Landschaft auf der Insel zwischen Donaustrom und Donaukanal. Die Stromregulierung war noch im Gang, und es war daher notwendig, das Gelände aufzuschütten. Da die Strecke zwischen Floridsdorf und Stockerau, wie erwähnt, bereits von der KFNB als Flügelbahn gebaut, jedoch nicht weiter geführt worden war, wurde der Teil zwischen Jedlesee und Stockerau von der ÖNWB aufgekauft; außerdem wurde vertraglich festgehalten, daß das Teilstück zwischen Jedlesee und Nordbahnhof bis zur Fertigstellung des eigenen Nordwestbahnhofs mitbenützt werden durfte.
Im Sommer 1872 wurde die Nordwestbahnbrücke über die Donau fertiggestellt; von nun an konnte auch der Verkehr zum neuen Nordwestbahnhof - dem jüngsten unter den sechs Bahnhöfen Wiens - aufgenommen werden.
Am 15. Oktober 1909 übernahmen die k. k. Staatsbahnen den Betrieb.
Der Einlösungspreis für die Österreichische Nordwestbahn betrug 368 Millionen Kronen, für die Nord-Süddeutsche Verbindungsbahn 79 Millionen.